Autobahn-Blitzer: Die Kasse klingelt, doch es scheppert weiter

In elf Monaten wurden 36.000 Temposünder registriert. Die Zahl der Unfälle ist indes bisher nicht gesunken.

Sprockhövel/Ennepe-Ruhr. "Ah, ja, der Blitzer an der A46." In der Bußgeldstelle des Ennepe-Ruhr-Kreises weiß man sofort Bescheid, wenn von der im November 2007 fest installierten Überwachungsanlage im Autobahnkreuz Wuppertal Nord die Rede ist, das komplett auf Sprockhöveler Gebiet liegt.

Im Kreishaus beschäftigt der Blitzer seitdem neun zusätzliche Mitarbeiter (zu den bisher acht), die allein mit der Bearbeitung von Verwarn- und Bußgeldern gegen Temposünder an dieser Stelle befasst sind. 36000 Mal hat es dort im Auslauf der A46 Richtung Schwelm kurz vor dem Abzweig auf die A1 Richtung Bremen seitdem geblitzt. Es gilt Tempo 70.

"Ich hatte mit einem gewissen Gewöhnungseffekt gerechnet, weil dort viele Pendler unterwegs sind, aber die Zahlen sind in den vergangenen Monaten relativ konstant geblieben", wundert sich der Leiter der Bußgeldstelle, Peter Hoffmeier.

Wichtig, so betont er, sei aber ohnehin nicht der finanzielle Effekt, der dem Kreis Jahreseinnahmen von weit über eine Millionen Euro bescheren dürfte. Entscheidend sei die Vermeidung von Unfällen, insbesondere schweren, die sich dort immer wieder ereignet hätten.

Wie die WZ auf Anfrage bei der Pressestelle der zuständigen Autobahnpolizei in Dortmund erfuhr, ist der Effekt aber zumindest in diesem Jahr nicht zu spüren gewesen. Wurden im vergangenen Jahr 31 Unfälle, davon drei mit leicht Verletzten, registriert, seien es in diesem Jahr bisher schon 34 gewesen. Einmal habe es sogar einen schwer Verletzten gegeben, zweimal wurden Personen leicht verletzt.

"Die Zahlen kannte ich noch nicht, bisher wurde mir nur mitgeteilt, dass im Dezember 2007 nur ein Unfall geschah", erklärte Peter Hoffmeier, der von der WZ damit konfrontiert wurde.

Man müsse auch eine genaue Auswertung abwarten, die werde er dann im Frühjahr in die regionale Unfallkommission mitnehmen. "Generell zeigt es für mich, dass Tempo regulierende Maßnahmen an dieser Stelle weiterhin wichtig sind", sagt der Leiter der Bußgeldstelle und warnt vor einer verfrühten Analyse.

Klar auf der Hand liegt bereits jetzt, dass die Zahl der Verwarnungen noch wesentlich höher sein könnte, wenn nicht erst wie erlaubt ab Tempo 80 (teilweise noch höher) geblitzt würde.

"Mehr können wir mit unserem Personal gar nicht bearbeiten", sagt Hoffmeier. In der Politik könnte das Begehrlichkeiten auf weitere Einnahmen wecken, zumal ab Januar die Bußgelder fast verdoppelt werden.

Gut zu tun hat man mit dem Autobahnblitzer auch beim Amtsgericht in Hattingen. Dort landen in zweiter Instanz die Widersprüche von Autofahrern. "Die Zahl der Ordnungswidrigkeiten ist enorm gestiegen. Hatten wir früher im Schnitt zehn bis 20 pro Monat zu behandeln, sind es jetzt oft dreimal so viele", erklärt Richterin Barbara Monstadt Das gehe nachweislich auf das Konto der Autobahn. Einen Gewöhnungseffekt sieht auch sie dort nicht.