Haßlinghausen statt Mallorca

Während sich Spitzenläufer sputen, hält mancher Hobby-Athlet unterwegs auch mal ein Schwätzchen. 220 Starter bedeuten Rekord.

Haßlinghausen. Es ist nicht gerade der Ruhrmarathon. Anstelle eines Preisgeldes bekommt der Sieger nur einen Becher Tee und ein paar aufmunternde Worte. Aber es ist wahrscheinlich genau diese familiäre Atmosphäre und die Mischung zwischen Läufern und Walkern, die das Lauf-Ereignis des TV Haßlinghausen so populär machen.

Zum dritten Mal veranstaltete der TVH am Sonntag den 10-Kilometer-Lauf auf der alten Bahntrasse und durfte sich über einen Teilnehmerrekord freuen.

"220 Starter", fragte Cheforganisator Kurt Richert fast ungläubig, als er vom Meldeergebnis hörte. Höchstpersönlich stand der Altmeister der Langstrecke und TVH-Lauftreffleiter am Zieleinlauf und nahm die Athleten in Empfang. Der erste, der nach rund 37 Minuten die Ziellinie überquerte, war Mathias Hölscher. Für ihn waren die 10.000 Meter allerdings nur eine vorgeschaltete Tempoeinheit.

"Ich hol mir jetzt etwas Trockenes zum Überziehen und laufe dann mit meiner Frau noch 15 bis 20 Kilometer weiter", erzählte der 37-Jährige. Lange musste er auf seine Partnerin auch nicht warten. Birgit Schönherr-Hölscher brachte als schnellste Frau des Tages sogar internationales Flair auf die alte Trasse. Schließlich ist die 40-Jährige amtierende Europameisterin über die 100 Kilometer-Distanz.

Für sie war das Rennen in Haßlinghausen ein guter Härtetest für die 100 Kilometer-Weltmeisterschaft, die in drei Wochen in Rom stattfindet. Der Bundestrainer hatte ihr zu einem Start in der Nachbarschaft geraten. Dafür verzichtete die Athletin sogar auf eine Einladung zum Mallorca-Marathon, den sie zuletzt zweimal gewonnen hatte.

"Die Strecke auf der Trasse ist recht anspruchsvoll. Das war ein guter Test", freute sich die Läuferin vom PV-Triathlon Witten. Aber nicht nur die Top-Leute, auch alle anderen Starter wurden mit Ratschen, Klappern und Anfeuerungsrufen herzlich im Ziel empfangen. Manch einer hielt drei Meter vor der Ziellinie sogar noch ein Schwätzchen am Streckenrand und musste fast überredet werden, doch erst einmal sein Rennen offiziell zu beenden.

Bei "Power-Walker" Wolfgang Schönknecht war das nicht notwendig. Der 55-Jährige aus Herdecke hatte sich richtig verausgabt und dennoch die Natur genossen. "Hat echt Spaß gemacht", freute er sich. Einer der glücklichsten Teilnehmer des Tages war der 66-jährige Werner Schulz - bisherige Bestleistung acht Kilometer am Stück.

"Ich wollte unbedingt auch mal die zehn Kilometer laufen", lachte der Gevelsberger, der als letzter Läufer, dafür aber mit einem sensationellen Endspurt, im Ziel eintrudelte. Eskortiert wurde er von "Besenwagen" Michael Herschel.

"Er hat sich die Strecke wunderbar eingeteilt", lobte der Begleit-Läufer des TVH, der für den Fall der Fälle auch ein Handy am Mann hatte, um Hilfe herbeirufen zu können, falls ein Läufer Probleme bekommen hätte.