Ennepe-Ruhr: Ganz viel Geschichte auf einen Blick

Neue Broschüre zählt Historien-Sammlungen im Kreis auf.

Ennepe-Ruhr. Staubige Akten in dunklen Kellern, verwaltet von kauzigen Beamten - mit dieser landläufigen Vorstellung von Archiven wollen die Stadtarchivare aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis jetzt gründlich aufräumen.

Unter dem Titel "Archiv-(Ver)führer" haben sie - auf 64 Seiten peppig aufbereitet - Informationen und Kontaktdaten aus den acht städtischen Archiven zusammengetragen und mit mehr als 100 Adressen von Kirchengemeinden, Heimatvereinen oder Unternehmen ergänzt, die selbst ein Archiv führen.

"Verführen" zum Nachforschen wollen sie vor allem junge Nutzer, die in den Archiven zahlreiche ganz lebendige Zeugnisse der Vergangenheit ihrer Stadt oder Region finden.

Historische Plakate aus der Nazizeit etwa, die in großer Zahl im Hattinger Stadtarchiv lagern und wie Archivar Thomas Weiß erläuterte, die damalige Ideologie sehr anschaulich und für heutige Jugendliche begreifbar macht.

Sprockhövels Stadtarchivarin Karin Hockkamp, die am Donnerstag zur offiziellen Vorstellung der neuen Broschüre ihre Kollegen zu Gast hatte, präsentierte die zweschossene Brieftasche eines Sprockhövelers aus dem ersten Weltkrieg, der mit 22 Jahren gefallen war.

Sie enthielt noch einen Abschiedsbrief, den ein Krankenwärter für den Sterbenden an dessen Angehörige geschrieben hatte. Eine Nachfahrin hatte die Brieftasche aufgehoben und dem Stadtarchiv übereignet. "Für solche Relikte der Vergangenheit sind wir immer dankbar. Auch so kann man drastisch zeigen, was Krieg bedeutet", sagte Karin Hockamp.

Derartige "Schätzchen" gibt es in fast allen Archiven. "Sprecht uns an, nutzt uns, wir sind ein moderner Dienstleistungsbetrieb", warb Thomas Weiß für die Archive, die mit der neuen Broschüre ihre Leistungen noch stärker verdeutlichen.

Das Internet biete zwar heute viele Quellen und sei auch für die Archive eine wichtige Bereicherung, "die Bewertung kann aber oft nur ein Fachmann leisten. Wir sind Datenmanager", sagte Weiß.

Der neue Archivführer ist für zwei Euro in den Stadtarchiven und Bürgerbüros erhältlich.