Sozialplan bei Avery Dennison vereinbart: 169 müssen gehen
Die ersten Kündigungen werden bereits zum 31. Oktober ausgesprochen.
Obersprockhövel. Knapp zwei Wochen nach der letzten von der IG Metall initiierten Demonstration gegen die Schließung der Produktion beim Sprockhöveler Textiletikettenspezialisten Avery Dennison und gegen den Verlust von Arbeitsplätzen haben Betriebsrat und Firmenleitung einen Interessenausgleich und Sozialplan ausgearbeitet.
Ergebnis: 169 Mitarbeiter von derzeit noch 300 müssen den Betrieb an der Kleinbeckstraße verlassen.
Auf Wunsch werden sie in eine Transfergesellschaft überführt, die sich bis zu zwölf Monate um ihre Weitervermittlung kümmert. Außerdem erhalten sie eine Abfindung von 1,3 Monatsgehältern Mal den Jahren ihrer Betriebszugehörigkeit.
Die Laufzeit ist bis Ende 2012 festgesetzt, auch wenn die von der Konzernspitze vorgesehene Umstrukturierung des Standorts bis Ende des ersten Quartals 2010 abgeschlossen sein soll.
"Wir sind nicht überzeugt davon, dass damit ein Endpunkt erreicht ist. Dafür hat sich der jetzige Vorgang in den vergangenen Jahren zu oft wiederholt", sagte der 1.Bevollmächtigte der IG Metall, Otto König. Hier werde auf dem Rücken von Arbeitnehmern und ihrer Familien die Gier amerikanischer Aktionäre befriedigt. Die weitgehende Schließung der Produktion sei in den Verhandlungen nicht abzuwenden gewesen.
"Unsere Maßnahmen helfen uns, die Stärken des Unternehmens konsequent auszubauen und neue Potentiale aufzudecken. Ziel muss es sein, den Innovationsprozess und die Wettbewerbsfähigkeit kräftig anzuschieben", sagte dagegen Geschäftsführer Thomas Willing zur Einigung.
Wie berichtet, begründete er die Schließung der Produktion für Web- und Drucketiketten damit, dass in Deutschland praktisch keine Textilien mehr hergestellt würden und die Etikettenproduktion nur in den Herstellerländern Sinn mache. Am Standort Sprockhövel sollen künftig die Muster für alle europäischen Avery-Dennison-Produktionsstandorte gefertigt werden, außerdem Kundenservice, Vertrieb und Produktentwicklung bleiben.
Der Betriebsrat feiert als Erfolg, dass das Personal für das Musterzentrum von zehn auf gut 20 verdoppelt wird. Auch das Ticketing - die Herstellung von Etiketten mit variablen Daten - habe man in Sprockhövel halten können. Björn Kurrek, Betriebsratsvorsitzender: "Damit ist es uns gelungen, 21 Arbeitsplätze mehr als geplant vor Ort zu erhalten."
Kein Trost für diejenigen, die nach der Einigung über den Sozialplan in den nächsten Tagen ihre Kündigung erhalten werden. Erster Kündigungstermin ist der 31.Oktober, die Transfergesellschaft startet zum 1. November. Bis Ende des Jahres sollen 135 Mitarbeiter gehen, die übrigen 34 im ersten Quartal 2010.