Sprockhövel Spatenstich nach fast 40 Jahren Vorbereitung

Niedersprockhövel. · Bauarbeiten an L70n haben begonnen. Land NRW finanziert Ausbau mit 4,3 Millionen Euro.

Spatenstich zum Bau der L70n als Ortsumgehung Niedersprockhövel.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Wie im wahren Leben so gilt auch bei Straßenverkehrsprojekten: Größe oder Länge ist nicht alles. Der geplante Bau der L70n, die die alte Landstraße 70 (Wuppertaler Straße) mit der L 551 (Haßlinghauser Straße) verbindet, ist zwar nur etwa 1,1 Kilometer lang, doch für den Stadtteil Niedersprockhövel hat die neue Verbindung eine große Bedeutung. Das wurde am Mittwoch beim Start der Bauarbeiten deutlich. Mit den Ausbau der L70 werde der Stadtteil „aufblühen“ und sich der „Stadtkern mit der berühmten Zwiebelturmkirche neu entwickeln“, sagte der städtische Beigeordnete Volker Hoven vor den zahlreichen Gästen. Die Baumaßnahme sei „eine einzigartige Chance“, den Stadtteil noch attraktiver zu machen und Einzelhandel sowie Kulturangebot vor Ort zu stärken.

Die neue Strecke soll eine Entlastung der Hauptstraße bringen

Die neue Verbindung soll den Durchgangsverkehr südlich des Stadtteils umleiten und für eine deutliche Entlastung der Hauptstraße vom Pkw- und Lkw-Verkehr sorgen. Derzeit wird die Ortsmitte täglich von etwa 11 400 Kraftfahrzeugen durchfahren. Das belastet Anwohner, Kunden und Gewerbetreibende und ist den Angaben zufolge auch unter dem Aspekt der Verkehrssicherheit kritisch. Weil auch Parkplätze knapp sind, kommt es zu Verzögerungen durch Autofahrer, die Freiräume suchen und abbremsen.

Mit der Baumaßnahme würden knapp „70 Prozent der Lkw“ aus dem Ortskern herausgehalten, erklärte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU), der auch zum ersten Spatenstich gekommen war. Man sorge für bessere Luft im Stadtteil und steigere die Attraktivität im Ortskern. Knapp 4,3 Millionen Euro kostet der vom Land finanzierte Ausbau, in etwa zwei Jahren soll die neue Verkehrsverbindung fertiggestellt sein.

Die Klage einer Anwohnerin hatte die Arbeiten verzögert

Rund 78 000 Euro investiert die Stadt Sprockhövel zudem, um Gehwege entlang der neuen Umleitungsstrecke zu errichten. Auch die Wohngebiete Börgersbruch und Hombergstraße/Am Westen sollen von der neuen Verbindung profitieren. Außerdem plant die Stadt am Schulzentrum einen Parkplatz, der direkt an die L70n angebunden wird. Der Durchgangsverkehr im Wohngebiet Börgersbruch soll damit deutlich minimiert werden. Auch das Gewerbegebiet an der Hombergstraße und die Glückauf-Halle sollen über die neue Verbindung besser zu erreichen sein.

Unüberhörbar war am Mittwoch allerdings auch die Erleichterung, nun endlich mit den Bauarbeiten an der dringend erforderlichen Umleitungsstrecke loslegen zu können. So hatte die Klage einer Anwohnerin gegen den Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung Arnsberg das Vorhaben um Jahre verzögert. Erst Anfang dieses Jahres entschied das Oberverwaltungsgericht Münster, dass bei den Planungen des Bauvorhabens keine Fehler begangen wurden und der Landesbetrieb Straßen NRW mit den Bauarbeiten beginnen kann.

Verkehrsminister Hendrik Wüst hatte vermutlich diesen Sachverhalt im Kopf, als er den Verantwortlichen von Straßen.NRW für ihre „rechtssichere Planung“ dankte. Mittlerweile sei er ja schon froh, wenn er den Baustart für Projekte geben könne, die noch zu seinen Lebzeiten begonnen seien, sagte der 43-jährige Minister mit leicht süffisantem Unterton. Das klappte für L70n in Niedersprockhövel immerhin: Die erste Erwähnung des Projekts findet sich im Landesentwicklungsplan des Jahres 1979. Und auch Landrat Olaf Schade (SPD) erinnerte sich daran, dass ihm das Thema der vielbefahrenen Hauptstraße in Niedersprockhövel schon seit Jahrzehnten bekannt ist. So hatte ihn als Fahrschüler seine zweite Fahrstunde über die Hauptstraße geführt: Das war im Jahr 1986.

Wegen der anstehenden Bauarbeiten sind zudem Ausgleichsmaßnahmen für die heimische Tier- und Pflanzenwelt vorgesehen. So sollen für die Ringelnatter Flächen im Bereich des Hochwasserrückhaltebeckens entstehen. Geplant ist zudem die Anlage von drei Kleingewässern, die als Biotop für Ringelnattern und Eisvögel dienen sollen. Ein Gehölzstreifen soll überdies in Feuchtgrünland umgewandelt werden.