Von der Flamme zur Schlange: Feuerwehr vor neuen Aufgaben
Einsätze: Statt Brände zu bekämpfen, rücken Helfer immer häufiger aus, um Menschen, aber immer öfter auch als verirrt gemeldete Tiere zu bergen.
Sprockhövel. Eine Schlange in einem Keller eines Wohnhauses in Niedersprockhövel, sechs Schafe auf der A 43, eine Katze in einer Giebelverkleidung in einem hohen Haus an der Hauptstraße, Schwalbenküken, die in Hiddinghausen aus dem Nest gefallen sind - bei den Einsätzen der Freiwilligen Feuerwehr Sprockhövel geht es immer öfter um die Rettung von Tieren.
"Die Menschen sind sensibler geworden, wenn sie Tiere in Gefahr sehen", sagt der Sprecher der Wehr, Christoph Schöneborn. "Sie alarmieren viel schneller die Feuerwehr als früher." Vor knapp drei Jahren sei ein Pferd einen Abhang hinunter gestürzt, erlitt dabei tödliche Verletzungen. Die Angehörigen des Tieres wurden von einem Feuerwehrpfarrer betreut. Ob Mensch oder Tier zu retten sind - da macht die Feuerwehr keinen Unterschied.
Schöneborn erinnert sich noch genau an den Einsatz in Niedersprockhövel, als eine Katze zwar den Giebel eines hohen Hauses erklettert hatte, dann aber Angst vor dem Rückweg hatte. "Ein Kamerad hatte daheim selbst Katzen. Ihm ist es gelungen, das Tier zu locken. Zuerst hat er seinen reflektierenden Helm, vor dem Katzen Angst haben, abgenommen, und das Tier mit Katzenfutter und ungewöhnlichen Lauten gelockt. Es wurde zutraulich und ließ sich bergen. Es ist gut, dass wir so viele Kameraden mit unterschiedlichen Berufen und Erfahrungen in unseren Reihen haben. Das hilft bei besonderen Einsätzen", sagt Schöneborn.
"Die Einsätze der Feuerwehr sind für die Bürger in der Regel gebührenfrei", sagt Axel Räuwer, im Rathaus für Aufgaben der Feuerwehr zuständig. Dem Besitzer des Tieres, das den Einsatz erforderlich macht, müsse bewiesen werden, dass er fahrlässig gehandelt habe. Das sei schwer. "Wird die Feuerwehr allerdings gerufen, weil eine Katze nur auf einem Garagendach sitzt, kann man eine Gebühr erheben", so Räuwer. Aber dabei werde jeder Fall auch sorgfältig geprüft.
Rettung von Mensch und Tier - solche Einsätze fänden inzwischen häufiger statt als die Bekämpfung von Bränden. "Wir könnten uns Hilfeleistungsbetrieb nennen", sagt Schöneborn. Doch die Bezeichnung "Feuerwehr" sei eben viel geläufiger.
Dass es nicht mehr so häufig brennt, hat laut Schöneborn übrigens auch mit der Vorbeugung zu tun. Die Feuerwehr besuche Kindergärten und Schulen. Der Notruf werde geübt, berichtet Schöneborn: "Kinder lernen, dass sie Namen, Stadt und Straße korrekt angeben. In einem Fall konnte dadurch das Feuer schnell gelöscht und der Schaden in Grenzen gehalten werden. Die Eltern konnten sich wirklich bei ihren Kindern bedanken."