Seniorenbüro: ElkeJunge - Eine, die für Durchblick sorgt

Elke Junge hilft alten Menschen, unterstützt sie etwa dabei, das richtige Pflegeangebot zu finden. Der Beratungsbedarf wächst mit der Zahl der Senioren.

Sprockhövel. Wie kann man Pflege organisieren, damit alte Menschen länger in den eigenen vier Wänden bleiben können? Wann ist eine Heimunterbringung unumgänglich? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Elke Junge im Sprockhöveler Seniorenbüro bereits seit vielen Jahren.

Da gibt es Anrufer, die nicht mehr selbst den Flur putzen können und nach Haushaltshilfen fragen. Da rufen Angehörige an, die den demenzkranken Vater zu Hause pflegen und Entlastung benötigen. Da tauchen Probleme auf, weil eine Pflegeperson plötzlich ausgefallen ist.

Den meisten Teil ihrer Arbeitszeit für das Seniorenbüro verbringt Elke Junge inzwischen mit Pflegeberatung und -vermittlung. Allein 161 Anrufe von Bertroffenen, Angehörigen oder auch Nachbarn, die auf eine Pflegeproblem hinwiesen, erhielt sie im Mai. Dazu kommen Hausbesuche, um die persönliche Situation der Betroffenen zu Hause besser beurteilen zu können. "Man merkt schon, dass es in den vergangenen Jahren mehr geworden", sagt sie.

Ganz klar, mit dem stetig steigenden Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung steigt auch die Zahl der Pflegebedürftigen. Aktuell leben im Ennepe-Ruhr-Kreis 9300. Für das Jahr 2015 wird mit 12000 gerechnet. Darauf reagiert der Kreis jetzt mit der Einrichtung offizieller Pflegeberatungsstellen in den neuen Städten, wie es auch das Landespflegegesetz fordert.

Für Sprockhövel heißt das faktisch: Das Seniorenbüro wird um eine halbe Stelle aufgestockt. Bei der Pflegeberatung wird Elke Junge künftig auch ihr Kollege Willi Schäfers mit einem 10-Stunden-Anteil pro Woche zur Seite stehen.

"Manchmal ist es wirklich mit geringen Hilfen getan, damit die Betroffenen ihren Alltag wieder selbst in den Griff bekommen. Vielleicht stellt der Nachbar die Mülltonne raus, oder es kauft ein Bekannter für die Betroffenen ein", erzählt Elke Junge. Generell sei sie überrascht, wie viel Hilfe es in der Stadt noch gebe, wozu sie auch die ehrenamtliche Familienhilfe zählt. "Ob das aber so bleiben wird, ist die Frage, wenn die Anzahl der jungen Menschen abnimmt."

Zudem weiß sie auch selbst, dass professionelle Hilfe, etwa durch Pflegedienste, manchmal unabdingbar ist. Sie berät, welche Hilfsdienste auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt die besten sein könnten, nennt Kontaktnummern. "Empfehlungen für einen bestimmten Pflegedienst werde ich aber nicht aussprechen", sagt sie.

Auf dem Sektor hat es in den vergangenen Jahren einen deutlichen Anstieg der Angebote gegeben. Umso wichtiger, so Junge, sei eine unabhängige Beratungsstelle, die den Betroffenen helfe, den Überblick zu wahren.

Außerdem hilft sie, Formalitäten zu erledigen, etwa die bürokratischen Hürden zu überwinden, wenn es um die Beantragung von Pflegezuschüssen und Pflegemitteln sowie von Schwerbehindertenausweisen geht oder wenn ein Wohnungswechsel ansteht. "Barrierefreies Wohnen ist zu einem riesigen Thema geworden, ich habe eine lange Warteliste von Menschen, die eine solche Wohnung suchen", berichtet die 43-Jährige.

"Ganz viele machen sich auch gar keine Gedanken, darüber, dass sie im dritten Stock wohnen, bis das ganz plötzlich durch einen Schlaganfall oder andere Umstände nicht mehr möglich ist." Junge rät deshalb, sich frühzeitig umzuschauen.

Immer häufiger, so hat sie erfahren, fehlen auch Angehörige, die sich kümmern können. Überhaupt sei die Vereinsamung ein zunehmendes Problem, insbesondere wenn der Ehepartner verstorben ist und weitere Bezugspersonen fehlen.

"Manchmal merkt man auch im Gespräch, dass der eigentliche Hilfsbedarf viel größer ist, als die Putzhilfe, nach der zunächst nur gefragt wurde." Deshalb setzt sie einige Hoffnung auf die Gründung einer Freiwilligen-Agentur, wie sie für Sprockhövel vorgesehen ist. Im Aufbau sei derzeit auch ein Care-Management.

Angestrebt wird ein regelmäßiger Austausch zwischen Pflegeberatung, Pflegediensten, aber auch Sozialarbeitern - etwa von Wohnungsgesellschaften -, um Probleme zu erkennen und Lösungen zu finden. Elke Junge wird in jedem Fall erste Ansprechpartnerin für die Sprockhöveler Senioren bleiben.