Wohnungsverkauf: „Keine Heuschrecke im Hintergrund“

Wohnungen in Sprockhövel sollen an deutsches Unternehmen gehen. „Sozial-Charta“ im Kaufvertrag.

<strong>Sprockhövel. Wer in Sprockhövel in einer Immobilie der Hattinger Wohnstätten-Genossenschaft (HWG) wohnt, hat am Mittwoch per Post eine wichtige Nachricht bekommen: "Im Juni hatten wir Sie bereits darüber informiert, dass die HWG ihren Wohnungsbestand zukünftig auf den Standort Hattingen konzentrieren und alle weiteren Immobilien an einen neuen Eigentümer veräußern wird", heißt es in dem Brief, "wir freuen uns, Ihnen nun mitteilen zu können, dass es uns durch einen intensiven Auswahlprozess gelungen ist, einen engagierten und sozial verantwortlichen Vermieter zu finden." Was die HWG naturgemäß positiv formuliert, versetzt viele Mieter und Genossenschaftsmitglieder allerdings in Sorge: "Wir sind verunsichert", sagt etwa Roswitha Mirbach, die in einer HWG-Immobilie an der Leipziger Straße wohnt, im Gespräch mit der WZ. Ungewiss sei beispielsweise, ob es Mieterhöhungen geben wird.

"Jörg Frigge Vermögensverwaltung" als Käufer der Wohnungen?

In einer Pressemitteilung gab die HWG am Mittwoch die ersten Details zum Verkauf offiziell bekannt. An ein deutsches Unternehmen, das nicht genossenschaftlich organisiert ist, werden die 553 Wohnungen außerhalb Hattingens veräußert. Es gebe auch keinen nur am schnellen Geld orientierten Investor - eine sogenannte "Heuschrecke" - im Hintergrund, machte Vorstandsassistent David Wilde im Gespräch mit der WZ deutlich. Nach Angaben des Mietervereins Witten sei auf der Vertreterversammlung der Name "Jörg Frigge Vermögensverwaltung" gefallen - eine GmbH firmiere in Korschenbroich unter diesem Namen, diese verwalte aber mindestens zehn unterschiedliche Kommanditgesellschaften mit fast gleichlautenden Namen. "Die verwirrende Konstruktion von kleinen Beteiligungsgesellschaften mit begrenzter Haftung ist auf den ersten Blick nicht besonders vertrauenserweckend", sagt Knut Unger vom Mieterverein Witten.

Von offizieller Seite nur so viel: "Nach Abschluss der letzten Vertragsabstimmungen, die derzeit noch andauern, wird der zukünftige Vermieter voraussichtlich in der zweiten Dezemberwoche genannt." Eine sogenannte "Sozial-Charta" wird nach Angaben der HWG Bestandteil des Kaufvertrags sein - zum Schutz der Mieterrechte. Auch die Höhe der Miete werde sich weiterhin am Mietspiegel orientieren. Wilde: "Änderungen gibt es eigentlich nur auf dem Papier."

Es ist allerdings damit zu rechnen, dass die Mieter, die dann bald nicht mehr in HWG-Wohnungen wohnen, auch aus der Genossenschaft austreten. "Weiter drin zu bleiben, würde ja wahrscheinlich keinen Sinn machen", meint Roswitha Mirbach. Der Haken: Die Einlage von 2600Euro bekommt man erst nach einer Kündigungsfrist zurück. Die sei von zwei Jahren auf eines gesenkt worden, so Wilde.

Verkauft 192 Wohnungen in Sprockhövel und 361 weitere in Witten, Velbert, Bochum und Hagen sollen an den neuen Eigentümer verkauft werden.

Behalten Weiter im Besitz der Hattinger Wohnstätten-Genossenschaft (HWG): 4210 Wohnungen in Hattingen.