Lebensmittelspenden rückläufig „Wir haben keine Rücklagen mehr“

Steigende Preise und immer mehr Kunden, darunter zunehmend Flüchtlinge, bringen die Helfer an ihre Grenzen.

Ein Mettmanner Tafelhelfer sortiert die eingetroffenen Lebensmittel für die Bedürftigen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(sue) Derzeit sind alle Augen auf das Elend in der Ukraine gerichtet. Viele Geflüchtete sind inzwischen auch in der Region angekommen – und damit bei den örtlichen Tafeln. „Wir haben für diese Woche die erste Anmeldung“, sagt Gisela Fleter von der Mettmanner Tafel.

Eine Kollegin der Tafel hat einer Frau mit Kind aus der Ukraine Wohnraum zur Verfügung gestellt. Diese wird sie nun mit zur Tafel bringen und ihr alles zeigen.

Auch bei der Erkrather Tafel haben sich bereits drei Geflüchtete angemeldet. „Am Standort Wülfrath haben wir vereinzelt Kunden, die aus der Ukraine kommen“, sagt Renate Zanjani von der Bergischen Diakonie. „Das wird sich mehren.“

Um es den Geflüchteten so einfach wie möglich zu machen, erhalten sie in Mettmann bei ihrer Anmeldung einen Berechtigungsschein. „Das machen wir ganz unbürokratisch. Dann dürfen sie jede Woche kommen“, erklärt Gisela Fleter. In Erkrath erhalten die Geflüchteten zunächst einen provisorischen Ausweis. „Damit können sie direkt schon Lebensmittel mitnehmen“, sagt Renate Ott. Auch die Sprachbarriere ist nicht einfach zu meistern. „Wir haben in unserer Freitagsgruppe jemanden aus der ehemaligen DDR, der ein bisschen Russisch spricht“, sagt Renate Ott, „und unsere Anmeldebögen gibt es in Russisch und Ukrainisch.“

Auch die Mettmanner Tafel hat einen Mitarbeiter, der Russisch spricht. Zur Not wird sich eben mit Händen und Füßen verständigt. „Das werden wir auch noch meistern“, ist sich Gisela Fleter sicher. Doch nicht nur durch den Krieg in der Ukraine wächst der Kundenstamm der Tafeln an, auch die steigenden Lebensmittel- und Energiepreise treiben die Menschen immer mehr in die Armut und damit zu den Tafeln. „Es kommen immer mehr Menschen“, sagt Renate Zanjani, „sie haben immer weniger Geld.“

Dabei machen die steigenden Kosten auch den Tafeln, die ja ausschließlich mit Spenden arbeiten, schwer zu schaffen. Zum einen bekommen die Tafeln weniger Lebensmittelspenden von den Supermärkten.

„Die Geschäfte kaufen gezielter ein, weil die Preise so angestiegen sind“, erklärt Gisela Fleter. „Deshalb bleibt viel weniger übrig.“ Das bestätigt auch Renate Zanjani: „Das geht schon das ganze Jahr 2022 so.“ Deshalb sprechen sich die Tafeln im Bergischen Kreis untereinander ab.

„Das ist ein Netzwerk von über dreißig Tafeln“, sagt Gisela Fleter. „Wir helfen uns untereinander.“ Auch die Verteiler-Tafeln sind eine große Hilfe. Sie bekommen die Überproduktion von Waren, die sie dann an die Tafeln vor Ort weiterleiten. „Wir müssen nur die Transportkosten zahlen“, sagt Gisela Fleter. Doch die Benzinpreise muss jede Tafel selbst stemmen. „Die Benzinpreise sind ein Riesenproblem“, sagt Gisela Fleter. „Wir müssen uns genau überlegen, wie wir die Fahrten zusammenstellen.“ Das bestätigt auch Renate Ott: „Wir haben zwei Wagen und fahren jeden Tag. Die Fahrtkosten schlagen ganz schön zu Buche.“

Die Wülfrather Tafel macht sich ebenfalls Sorgen. „Wir können nicht auf andere Transporter umsteigen“, sagt Renate Zanjani, „man kauft nicht eben mal einen E-Transporter.“ Die Tafeln sind also am Limit. „Wir haben keine Rücklagen mehr“, sagt Gisela Fleter. In Kürze muss ein neues Kühlauto angeschafft werden, weil das alte nach 13 Jahren zu reparaturaufwändig geworden ist. „Das Geld haben wir fast zusammen“, sagt Fleter, „aber die laufende Tafel für dieses Jahr steht noch in den Sternen.“

Deshalb sind die Tafeln in Mettmann, Erkrath und Wülfrath dringend auf Spenden angewiesen – egal, ob Sach- oder Geldspenden. „Wir freuen uns über große Spenden und über kleine Spenden“, sagt Renate Zanjani, „denn für die Tafeln wird es jetzt existenziell.“