Besserer Schlaf – besseres Spiel DEG: Ausgeschlafen auf Auswärtstour
Düsseldorf · Trainer Roger Hansson hat die DEG und sich weiterentwickelt. Ein Thema: der Energiehaushalt seiner Spieler.
Die Welt der Internet-Kommentare ist nicht die von Roger Hansson. Was rund um die Spiele der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) über die Düsseldorfer EG geschrieben wird, bekommt der Trainer nicht mit. Nicht mal jetzt, wo seine auf Platz vier gekletterte DEG überhäuft wird mit Lob und Liebe. Aber auch schon im Herbst nicht, als sie selbst bei ihren wenigen Siegen nicht gut aussah. Da war auch Hansson in der Kritik. Dass sich sein Team so ideen- und lustlos präsentiere, müsse ja mit dem neuen Coach zusammenhängen. Was habe sich Manager Niki Mondt eigentlich gedacht, einen Mitte 50-Jährigen zu holen, der vor allem im Nachwuchs oder als Assistent tätig war?
Hansson ließ das alles nicht an sich ran. Er konzentrierte sich auf seinen Job, führte Gespräche, stellte Reihen und Taktik um, damit die Gegner im Mitteleis weniger Zeit bekommen. Reform statt Revolution. Eine Saison sei nun mal „ein Prozess“, wie er gern sagt. Und zu dem habe auch die Herbstkrise gehört: „Ich denke, diese Phase hat uns gut getan. Wir mussten ein paar Dinge ändern und schrauben. Für die Jungs gab es auch neue Sachen, viele Kleinigkeiten, da ging es auch um Vertrauen.“
Das genießt er nach gut neun Monaten am Rhein. Zwar fliegen ihm noch keine Herzen zu, aber das DEG-Publikum wird langsam warm mit dem Schweden. Und in Kabine und Klub war das ohnehin nie ein Problem. Egal, mit wem man spricht, auch ohne Mikrofon verliert keiner ein schlechtes Wort über den Trainer, der vor allem menschlich ankommt. „Er hat immer ein offenes Ohr, als erfahrener Spieler kann man alles mit ihm besprechen. Das ist es, was es ausmacht, dieses Verhältnis zur Mannschaft“, sagt Topscorer Philip Gogulla. Ähnlich klingen die jungen Spieler – nicht unwichtig, wenn fast der halbe Kader unter 25 Jahre alt ist.
Ihr neuer Trainer ist mehr als doppelt so alt, aber für allwissend hält er sich nicht. „Er lernt dazu“, sagt Gogulla. Hansson bestätigt das, in seinem ersten Jahr als Cheftrainer in einer ersten Liga habe er eine Entwicklung durchgemacht. Sein größtes Thema: „Energy Management“. Wie haushalten wir mit den Kräften? „Für mich war das neu“, sagt er. „In der Schweiz gab es keine weiten Auswärtsreisen. Hier kommen wir manchmal erst um 6 Uhr nach Hause. Was machen wir dann im Training? Da musste ich mich zurückhalten, anpassen, schauen.“
Etwa 3500 Kilometer im
Bus stehen demnächst an
Die Erkenntnisse werden vor allem in den nächsten Wochen benötigt. Bei den Löwen Frankfurt steht am Sonntag (19 Uhr) das erste von fünf Auswärtsspielen am Stück an. Weil nach dem Ende der Corona-Beschränkungen viele Events nachgeholt werden, habe der Dome die DEG „gebeten, in diesen Februar-Wochen 2023 kein Heimspiel auszutragen“, sagt Geschäftsführer Harald Wirtz. Also muss die DEG auf Reisen. Knapp 3500 Kilometer im Bus stehen in den nächsten zwei Wochen an.
Auch für Hanssons Planung eine Herausforderung. Schlaf ist für ihn ein entscheidender Faktor – auch, wenn er an so manchen schlechten Auftritt aus den Vormonaten denkt. „Wenn ihr freitags ein weites Auswärtsspiel hatten, haben wir in der Nacht schlecht oder zu wenig geschlafen. Das hat man sonntags noch gemerkt.“ Das lässt sich an den Ergebnissen sehen: Sechsmal spielte die DEG zwei Tage nach einer weiten Auswärtsfahrt daheim, nur zweimal gewann sie, gegen Bremerhaven auch noch glücklich.
Neu ist die Erkenntnis übrigens nicht, in Nordamerika arbeiten manche Teams bei der Reiseplanung mit Schlaf-Experten zusammen. Bei der DEG geht das nicht so weit. Aber natürlich achten sie darauf, wann sie wo ein Hotel buchen. Auch mal zwischen zwei Spielorten. Die nun anstehenden Auswärtsspiele liegen aber sogar recht günstig. Nur einmal stehen zwei Spiele in drei Tagen an. Diese Fahrt hat es aber in sich: von Wolfsburg nach Ingolstadt. Und am Ende geht es freitags nach Nürnberg und dann sonntags daheim gegen München. Stürmer Stephen MacAulay macht sich dennoch keine Sorgen: „Wir sind in guten Hotels und haben gutes Essen. Manchmal ist es auch schön, länger zusammen unterwegs zu sehen.“ Auch noch so spät in der Saison? „Ja“, sagt MacAulay lachend, „wir nerven uns noch nicht.“