Pachtflächen Trotz Zulassung: Immer mehr NRW-Kommunen gegen Glyphosat

Düsseldorf · Glyphosat kommt nicht gut weg in der öffentlichen Wahrnehmung. Doch viele Bauern setzen weiter auf den behördlich zugelassenen Wirkstoff. Das zwingt immer mehr NRW-Rathäuser zum Handeln.

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Der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat verliert in Nordrhein-Westfalen auf kommunalem Grund an Bedeutung. Auf ihren Grünflächen verzichten viele Städte bei der Unkrautvernichtung schon seit langem auf das Herbizid. Zudem schreiben immer mehr NRW-Kommunen bei Verpachtungen von Äckern vor, kein Glyphosat einzusetzen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Entsprechende Vorgaben für Pachtflächen gibt es in Düsseldorf, Dortmund, Aachen, Siegen und Köln. Andere Städte wie Bonn und Leverkusen haben diese hingegen noch nicht.

Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Eine Unterbehörde der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte es als „wahrscheinlich krebserregend“ ein, andere Behörden und Studien betrachten es bei sachgemäßer Handhabung als sicher. 2017 verlängerten die EU-Staaten die Glyphosat-Zulassung für fünf Jahre bis Ende 2022. Die Große Koalition in Berlin strebt einen schrittweisen Ausstieg spätestens bis 2023 an.

In NRW wird auf Friedhöfen, Sportanlagen oder in Parks in der Regel schon seit langem auf das Herbizid verzichtet - in Bonn etwa schon seit 1982, mit einer Unterbrechung von drei Jahren für den Einsatz auf Friedhofswegen. Man nutze stattdessen Abflammgeräte oder Wildkrautbürsten, sagt Dieter Fuchs, Leiter des Bonner Amtes für Stadtgrün. Im Vergleich zum Glyphosat-Einsatz sei das teurer.

In Münster wird nach Angaben der Stadt seit 1989 auf Pflanzenschutzmittel im gesamten Stadtgebiet verzichtet. In anderen Städten ist es ähnlich, mitunter mit Ausnahmen. So setzte Siegen bis 2014 Glyphosat noch zur Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus ein, schwenkte dann aber auf ein Mittel mit einem anderen Wirkstoff um.

Anders ist die Lage auf den verpachteten Äckern. Das sind mitunter beträchtliche Flächen. So sind in Köln beispielsweise 2700 Hektar im Eigentum der Stadt. Hier fahren die Städte - wohl auch wegen der öffentlichen Debatte über Glyphosat - einen schärferen Kurs als früher. So beschloss der Umweltausschuss der Stadt Dortmund Ende 2017 ein entsprechendes Verbot. In Siegen ist die Anwendung von Pestiziden auf Pachtflächen schon seit Mitte der 90-er Jahren untersagt.

In Köln sollen bei Neuverpachtungen Bauern „bevorzugt“ werden, die kein Glyphosat einsetzen - dies wurde Ende Juni 2019 beschlossen. Aachen entschied sich, beim Abschluss von neuen Pachtverträgen „die Verhandlungen dahin zu führen, dass auf den Einsatz von Glyphosat auf städtischen Flächen verzichtet wird“. Die Stadt verpachtet rund 1400 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche.

In Münster gibt es derzeit noch keine entsprechende Anti-Glyphosat-Regelung für verpachtete Äcker. Aber: „Die Stadtverwaltung arbeitet an diesem Thema“, sagt eine Sprecherin.

Düsseldorf nimmt mittlerweile beim Neuabschluss von Pachtverträgen den Verzicht auf Glyphosat als Bestandteil auf. Bei laufenden Verträgen werde mit den Nutzern über eine Änderung gesprochen, bei 70 Prozent sei das geschehen. „Allerdings ist davon auszugehen, dass auf landwirtschaftlich-erwerbsgärtnerisch genutzten Flächen privater Eigentümer im Stadtgebiet Glyphosat auch weiterhin eingesetzt wird“, sagt ein Sprecher der NRW-Landeshauptstadt.

Andere Städte überlassen es hingegen noch den Bauern, wie sie die von ihnen gepachteten Flächen beackern. Bonn, das rund 230 Hektar verpachtet, hat den Einsatz von Pestiziden auf den konventionell bewirtschafteten Flächen nicht untersagt. Hier wäre „das Ausbringen von Glyphosat möglich“, sagt eine Stadt-Sprecherin. „Ob dieses Mittel tatsächlich eingesetzt wird, ist hier aber nicht bekannt.“

Und wie sieht es in der Heimatstadt des Agrarchemiekonzerns Bayer aus, in Leverkusen? Bayer ist - mit seiner US-Tochter Monsanto - einer der großen Hersteller des Herbizids. „Glyphosat wird seit 2015 in der Stadt Leverkusen nicht mehr angewendet“, heißt es von der Stadt. Ein Verbot auf verpachteten landwirtschaftlichen Flächen wurde den Angaben zufolge in Gremien der Kommune behandelt und „zurückgestellt“, bis die avisierte Glyphosatminderungsstrategie der Bundesregierung beschlossen worden sei.

Kritik an dem Anti-Glyphosat-Kurs vieler Kommunen kommt vom Deutschen Bauernverband. Er verweist darauf, dass Glyphosat zugelassen ist. „In Deutschland zugelassene und zulässige Pflanzenschutzmittel müssen gemäß der guten fachlichen Praxis auch eingesetzt werden können“, sagte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken. „Eine Einschränkung bedeutet bei bestehenden Pachtverträgen einen unzulässigen Eingriff.“ Bei Neuverpachtungen würden solche Klauseln den Nutzwert der Fläche einschränken, so dass sich der Pachterlös entsprechend reduziere.

(dpa)