Historisches Hochwasser in Düsseldorf Mehr als 450 Einsätze für die Feuerwehr
Düsseldorf · Die Feuerwehr war wegen des anhaltenden Regens im Dauereinsatz. Die Stadt forderte das THW und die Bundeswehr zur Unterstützung an.
(gaa/kens/kess/ujr) Die Sirenen waren wegen der anhaltenden Regenfälle schon seit der Nacht zu Mittwoch im gesamten Stadtgebiet zu hören. Die Feuerwehr zählte bis zum Mittag rund 350 Einsätze, 100 weitere waren zu diesem Zeitpunkt noch offen. Außer der Düssel stand auch die Anger im Norden im Fokus des Krisenstabs, der am Vormittag zusammengetreten war. Zur Unterstützung wurden von der Stadt das THW und die Bundeswehr angefordert, mit Verstärkung der Bundeswehr wird aber wohl erst am Donnerstag zu rechnen sein. Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) kündigte bereits Hilfen für vom Hochwasser betroffene Anwohner an.
Notrufe
Noch in der Nacht wurde die Einsatzleitstelle der Feuerwehr mit zusätzlichem Personal besetzt. Die Einsätze seien über das gesamte Stadtgebiet verteilt, Flingern, Grafenberg und die südlichen Stadtteile seien aber Einsatzschwerpunkte gewesen. Laut Feuerwehr kamen die ersten Notrufe aus Garath, Hellerhof und Benrath, später verschoben sich die Einsätze in Richtung Norden. Unter anderem seien Keller vollgelaufen und Straßen überflutet worden. Am Nachmittag wurden die Maßnahmen zur Deichverteidigung erhöht, indem zahlreiche Sandsäcke im Bereich der Zweibrückenstraße verbaut wurden. Menschen wurden durch das Unwetter nach bisherigen Erkenntnissen nicht verletzt.
Einsätze
Bereits in der Nacht lief in einer Galerie in der Carlstadt der Keller voll. Kunstwerke mit einem Wert von rund fünf Millionen Euro waren in Gefahr – nach gut dreieinhalb Stunden konnte die Feuerwehr den Keller von den Wassermengen befreien. Am Morgen standen in der Tiefgarage eines Bürokomplexes am Rheinmetallplatz in Derendorf rund 40 Zentimeter Wasser. Die Feuerwehr war mit rund 40 Einsatzkräften vor Ort und pumpte etwa 1,6 Millionen Liter Wasser aus der Tiefgarage. An der Klosterstraße in Stadtmitte sei ebenfalls eine Tiefgarage vollgelaufen, berichtete Sprecher Stefan Gobbin. Zudem drückte an der Toulouser Allee das Wasser einen Gullydeckel hoch, der sich verkeilte. Die Eisenbahnunterführung an der Straße Nach den Mauresköthen stand unter Wasser. Am Morgen trat die Düssel über die Ufer, an der Altenbergstraße in Grafenberg wurde das Gelände der Graf-Recke-Stiftung überflutet. In Benrath erreichte der Wasserstand der Itter am Morgen fast die Brücken, wie ein Anwohner berichtete.
Index
Der Starkregen-Index lag gegen Mittag bei Stufe 9 von 12. Laut Ingo Noppen, Leiter des Stadtentwässerungsbetriebs, ist das Kanalnetz für derartige gesamtstädtische Regenfälle nicht ausgelegt, zumal alle Fließgewässer Höchststände erreichten. Deshalb sprach Noppen früh von einem „Jahrhundert-Ereignis“. Die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes gilt bis Donnerstagmorgen.
Verkehr
Im Stadtgebiet kam es zu keinen größeren Störungen des Verkehrs. Allerdings waren einige Düssel-Brücken sowie die Fahneburgstraße und der Dernbuschweg gesperrt worden. Beim Zugverkehr wurde die Fernbahnstrecke Rath-Unterrath eingestellt, weil der Kittelbach das Gleisbett geflutet hatte. Die Rheinbahn hatte wiederum kaum Probleme.
Erosionsrinnen
Die Regenfälle haben tiefe Erosionsrinnen in zahlreiche Wege im Stadtwald gespült. Aus diesem Grund sperrte die Stadt stark beeinträchtigte Wege im Bereich des Aaper Waldes, Grafenberger Waldes und Gerresheimer Waldes. Auch der Wildpark ist geschlossen worden.
Rheinpegel
Am Rhein ist die Situation laut Stadt noch nicht kritisch, nach dem Hochwassereinsatzplan wurden erste Vorkehrungen eingeleitet. Dazu zählen die Sperrung der Durchgangsöffnung durch die Hochwasserschutzwand „Auf den Steinen“ in Hamm sowie die Sperrung von Wegen in Benrath, Urdenbach, Wittlaer und Brückerbach.