Tierfreunde in Leverkusen Wer hilft bei verletzten Fundtieren?

Leverkusen. · Wer ein krankes Tier findet, weiß häufig nicht, wohin damit. Wir klären auf.

Ein krankes Wildkaninchen hatte Familie Albers entdeckt.

Foto: Lammertz

Sebastian Albers und seine Kinder wollten nur helfen, und fühlten sich dabei allein gelassen. Das Wildkaninchen, das die Kinder in Bürrig entdeckt hatten, war offenbar schwer krank. „Die Augen waren verklebt, und es rannte nicht weg“, berichtet Albers. Die Familie, der Tierschutz wichtig ist und die einen ungarisches Straßenhund aufgenommen hat, war ratlos. Wegen des Hundes wollten die Tierfreunde das Kaninchen nicht mit nach Hause nehmen. Zum Tierarzt bringen ging nicht ohne weiteres, weil die Familie kein Auto hat. Erkundigungen im Internet ergaben zudem: Wer ein Tier zum Tierarzt bringt, muss für die Behandlung bezahlen.

Ein Anruf auf der Polizeiwache blieb laut Albers ebenso ergebnislos wie weitere beim „örtlichen Jagdverein“ und der Dogman Tierhilfe – die privaten Tierretter aus Pattscheid waren jüngst mit dem Deutschen Tierschutzpreis ausgezeichnet worden. Schließlich wurde das Problem doch noch gelöst.

Ein der Nachbarin bekannter Tierarzt erbarmte sich schließlich und schläferte das hochansteckende Kaninchen, das offenbar unheilbar an Myxomatose (“Kaninchenpest“) erkrankt war, ein – unentgeltlich. Albers fragt: „Macht es einen Unterschied, ob es ein Kaninchen ist oder der geliebte Familienhund? Haben es nicht beide verdient, Hilfe zu bekommen?“

 Wer hilft verletzten oder kranken Tieren? Eine einfache Frage, auf die es keine kurze Antwort gibt. Das liegt an Zuständigkeiten. Denn es ist keineswegs egal, ob es sich um ein Wildkaninchen, eine Hauskatze, einen ausgebüxten Wasserbüffel oder eine Giftschlange handelt.

Das Wildkaninchen

„Wir dürfen nicht eingreifen, wenn es sich um jagbare Wildtiere handelt“, sagt Markus Barke von der Dogman Tierhilfe. „In einem solchen Fall sind die Jagdpächter zuständig.“ Transporte von Wildtieren seien nur in enger Abstimmung mit den Jagdpächtern möglich. Auch im Fall Albers habe Dogman darauf hingewiesen und an die Polizei sowie die Jäger verwiesen. Der Vorsitzende der Leverkusener Jägerschaft, Stefan Kelter, bestätigt diese Zuständigkeit: „Das Aneignungsrecht an Wildtieren im jeweiligen Jagdrevier steht ausschließlich dem örtlichen Jagdpächter zu.“

Wildwechsel

Rotwild, Rehwild, Dachs, Fuchs, Hase und auch das Wildkaninchen gehören zum jagbaren Wild und somit in die Zuständigkeit örtlicher Jäger. Doch ist die „Kaninchenpest“ nicht das vorrangige Problem von Jäger Kelter und seinen Kollegen. Es ist das Auto. „Mehr als die Hälfte des Rehwildes kommt am Verkehrsknotenpunkt Leverkusen nicht bei der Jagd, sondern bei Verkehrsunfällen ums Leben“, sagt Kelter. Bei Wildunfällen seien Autofahrer verpflichtet, die Jagdpächter umgehend zu informieren, entweder über die untere Jagdbehörde der Stadt (zu behördenüblichen Öffnungszeiten) oder über die Polizei. Beide hätten Listen der Revierpächter, die umgehend alarmiert und zum Unfallort kommen würden. Der Jäger entscheidet, ob das Tier erlöst oder zur Behandlung zum Tierarzt gebracht wird. Was tun, wenn Wild auf der Straße auftaucht? Versuchen auszuweichen, aber nicht um jeden Preis, rät Jäger Kelter. Und: Nach Möglichkeit abblenden, denn: das Wildtier bleibe im Lichtkegel stehen und bewege sich nicht weg.

Igel und Eichhörnchen

Bei den nicht jagbaren Wildtieren seien die Tierärzte Ansprechpartner, sagt Stadtsprecherin Julia Trick. Wer Wildtiere dorthin bringe, müsse allerdings mit Kosten rechnen.

Hund und Katze

Bei Haustieren sind die Kommunen gefragt. Die Stadt hat einen Vertrag mit dem Tierschutzverein, der sich um Fundtiere kümmert. Das Leverkusener Tierheim arbeitet wiederum mit den Tierrettern von Dogman zusammen. Die Stadt Haan hat einen direkten Vertrag mit Dogman.

Die Büffel sind los

Ende 2018 hatte eine von einer Weide am Pescher Busch ausgebüxte Herde von Wasserbüffeln die Autobahn 3 in Höhe Opladen lahmgelegt. Ein Polizeieinsatz und Betäubungsschüsse von Tiermedizinern des Kölner Zoos waren nötig, um die Tiere wieder einzufangen. Bei Großtieren, die den Verkehr gefährden können, unbedingt sofort die 110 wählen, raten Stadt und Polizei.

Schlangenalarm

Eine hochgiftige Monokelkobra in Herne hatte jüngst das „Sommerloch“ der Nachrichtenspalten gefüllt. Ein ganzer Wohnblock wurde evakuiert. Bei solchen Entdeckungen sofort die Polizei rufen. Sie organisiert Hilfe, etwa in Person eines Reptilienexperten der Feuerwehr.