Appell Weiter hohe Corona-Zahlen in NRW: Das fordert Laschet in Neujahrsansprache
Düsseldorf · Bei den Corona-Zahlen in NRW gibt es weiter keinen stabilen Abwärtstrend. Ministerpräsident Armin Laschet appelliert an die Menschen. Unterdessen wird darüber diskutiert, wer beim Impfen schnell an die Reihe kommen soll.
Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat in seiner Neujahrsansprache die Menschen in Nordrhein-Westfalen zum Zusammenhalt aufgerufen und vor einer Spaltung der Gesellschaft in der Corona-Pandemie gewarnt. „Lassen wir es nicht zu, dass unsere Gesellschaft von Hass und Aggression im Streit über die richtigen Maßnahmen infiziert wird“, sagte Laschet laut vorab verbreitetem Redetext. „Gerade jetzt brauchen wir Respekt und Zusammenhalt.“
Die Menschen müssten in der Pandemie weiter diszipliniert durchhalten. Für 2021 gebe es Hoffnung durch den Impfstoff. Man könne stolz darauf sein, dass Ugur Sahin und seine Frau Özlem Türeci den Impfstoff entwickelt hätten, sagte Laschet. Biontech-Chef Sahin war in Köln zur Schule gegangen und hatte in der Domstadt studiert.
In Nordrhein-Westfalen waren bis zum Jahreswechsel nach Angaben des Gesundheitsministeriums 55 000 Menschen gegen das Coronavirus geimpft worden. Zehntausende weitere Impfdosen seien noch auf Lager, sagte ein Sprecher am Donnerstag. In den ersten Januar-Tagen würden damit weitere Bewohner und Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen geimpft. Mitte Januar solle dann begonnen werden, auch das Personal in besonders gefährdeten Krankenhaus-Bereichen zu impfen.
Das Robert Koch-Institut meldet eine deutlich niedrigere Zahl. Laut RKI wurden bis Freitagmittag (Stand 12.30 Uhr) in NRW 24 924 Menschen geimpft. „Die Daten des RKI-Impfquotenmonitorings bilden nur einen Teil des bisherigen Impfgeschehens ab. Ursache dafür ist, dass die Meldungen zum Impfgeschehen teilweise mit einigem Verzug übermittelt werden“, erklärt dazu der Sprecher des NRW-Gesundheitsministeriums.
Anhand der vom Land Nordrhein-Westfalen an die Pflegeeinrichtungen ausgelieferten Impfdosen lasse sich das reale Impfgeschehen derzeit noch deutlich besser abbilden, da der oben beschriebene Verzug hier nicht gegeben ist.
Die Gesundheitsämter in Nordrhein-Westfalen haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 3696 Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Außerdem wurden 80 neue Todesfälle verzeichnet, wie das RKI am Freitagmorgen bekanntgab. Damit stieg die Zahl der Menschen, die mit oder an Corona gestorben sind, in Nordrhein-Westfalen auf 6631. Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Freitagmorgen in NRW bei 126,0. Das ist in etwa der Wert des Vortages, als er 126,8 betrug. Die Spanne in NRW reicht von 72,4 im Hochsauerlandkreis bis 204,1 im Landkreis Viersen.
Die Essener Ärztin und Bloggerin Carola Holzner forderte eine schnellere Corona-Impfung für das Klinikpersonal - und bekam in den sozialen Netzwerken in Zehntausenden Kommentaren viel Zustimmung. „Vergessen Sie uns nicht! Wir wollen die Impfung und zwar schnell!“, schrieb die leitende Oberärztin im Universitätsklinikum Essen bei Facebook. „Die Altenheime können uns die Patienten nicht abnehmen, die behandeln wir und wir müssen auch gesund bleiben“, sagte die in den sozialen Netzwerken als Doc Caro bekannte Medizinerin.
Der Sprecher des Gesundheitsministeriums entgegnete: „Wir haben eine begrenzte Anzahl an Impfdosen und irgendwo muss man anfangen, eine Entscheidung zu treffen.“ Die Impfkommission habe deutlich gemacht, dass der Verlauf der Erkrankung besonders bei über 80-Jährigen schwer sei. Daher habe man sich entschieden, dort zuerst zu impfen.
NRW habe bis zum Jahreswechsel wie erwartet rund 270 000 Impfdosen geliefert bekommen. Weil jeder Mensch zweimal gegen das Coronavirus geimpft werden muss, werde etwa die Hälfte der Impfdosen zurückgehalten, sagte der Sprecher. Mit den restlichen Dosen könne die großangelegte Impf-Aktion in den ersten Januar-Tagen weitergehen. Die nächste Lieferung mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers Biontech erwartet das Land am 8. Januar.
Ein vom Land für Silvester verhängtes Demonstrationsverbot hatte das NRW-Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster kurzfristig aufgehoben. Ein pauschales Verbot sei voraussichtlich rechtswidrig und unverhältnismäßig, entschieden die Richter des 13. Senats in einem Eilverfahren. Die Behörden könnten den Infektionsschutz auch ohne das pauschale Versammlungsverbot gewährleisten, heißt es nach Angaben des Gerichts in dem Beschluss vom 30. Dezember.
Die Landesregierung hatte in der Corona-Schutzverordnung für den 31.12. und den 1.1. Demonstrationen grundsätzlich untersagt. Dahinter stand die Sorge, dass angemeldete Versammlungen missbraucht werden könnten, um das Verbot von Silvesterfeiern zu umgehen. Die Antragstellerin beim OVG hatte für den letzten Tag des Jahres eine Versammlung auf der Haupteinkaufsstraße in Dortmund geplant. Die Veranstaltung fand nach Angaben der Dortmunder Polizei aber nicht statt.