Lokale Wirtschaft Ein umtriebiger Selfmade-Man

Willich · Ein bisschen aus der Not geboren, ging Pietro-Paolo Alfonso 2008 in den Handel. Und er erfand eine eigene Marke.

Pietro-Paolo Alfonso handelt von Willich aus mit Solar.

Foto: ppp Solar

Seit 2008 ist Pietro-Paolo Alfonso als Unternehmer tätig. Der heute 34-Jährige hatte sich als ausgebildeter Mediengestalter in Print und Digital vor 14 Jahren mit der Agentur „ppa media“ in Oberhausen selbstständig gemacht.  „Ich bin eigentlich ein Oberhausener Jung´ und habe da meine Firma geführt.“ Bis ihn die Liebe in Gestalt einer Mönchengladbacherin erwischte, woraufhin beide dann nach einem gemeinsamen Lebensmittelpunkt suchten und sich vor zweieinhalb Jahren für Willich entschieden. „Dort habe ich eine Zweigstelle eröffnet, habe ein Gewerbe und agiere auch von hier aus.“

Als die Pandemie kam, veränderte sich die Situation für Alfonso  schlagartig. „Demnach sind sämtliche Aufträge und Planungen komplett eingebrochen. Dann musste ich mich ein bisschen umschauen.“

Aus der Not heraus neue Handelslösungen entwickelt

Ein bisschen aus der Not geboren, ging er in den Handel. Und er erfand eine eigene Marke: „ppa solutions“– eine Lösung für den Hygieneschutz, mit der er unter anderem Desinfektionsmittel und Trennwände aus Plexiglas vertrieb. „Ich habe gefühlt ganz Oberhausen mit Spuckschutzwänden versorgt“, erinnert er sich. Er nutzte die Kontakte zur Stadt, Tausende von Trennscheiben kamen in die Büros. Und er vertrieb erst 12 000 Textilmasken, dann OP-Masken.  „Das war halt: friß oder stirb. Die Kontakte waren da, das Netzwerk. Ich bin ein Mensch, der nicht stehenbleiben kann und sagt: Oh Gott, Corona. Und das ist dann explodiert.“

Der Vertrieb von Schnelltests, OP- und FFP2-Masken lief dann über „ppa medical“. Er verkaufte Schnelltests und FFP2-Masken bundesweit, belieferte mehrmals alle Oberhausener, Duisburger und auch Düsseldorfer Schulen. Dass das so gelingen würde, „das hätte ich vorher nie gedacht. Ich bin da ganz blauäugig rein nach dem Motto: Das wird sowieso nix, wo so viele auf den Zug aufgesprungen sind.“ Aber die, die das taten, waren zum Teil Messebauer, Schreiner, gingen nur diesen kurzen Weg mit, bevor deren Geschäft wieder losging, sagt er. Aber auch ihm sei klar, dass die Ausrichtung auf diesen Zweig allein nicht reicht, das pandemiebedingte Geschäft in zwei, drei Jahren wohl vorbei ist. Im medizinischen Bereich wird er zukünfig mehr in den Hygienebereich mit Handschuhen, Kitteln und weiteren Produkten gehen.

Das Solargeschäft will Alfonso nachhaltig betreiben

Aktuell widmet er sich aber ganz stark dem Thema Solar. Damit habe er sich schon vor der Pandemie befasst. Durch die Kontakte zu den Groß-Importeuren und die Kunden, die während der Pandemie dazugekommen sind, kam auch die Solarfrage wieder auf. Der Alleinunternehmer vertreibt nun Solarmodule, Wechselrichter und Zubehör in einem Paket und greift dabei auf das entwickelte Netzwerk zurück. „Ein Importeur, mit dem ich eng zusammenarbeite, wollte das schon vor der Pandemie importieren.“ Mit ihm zusammen hat er dieses Angebot jetzt gestartet. „Ich sagte: Okay, starten wir das dann jetzt auch zusammen.“

Daraus entstand  die eigene Marke „ppa solar“. „Aber ich gehe ja nicht hin und platziere die Anlagen auf den Dächern, ich bin kein Fullservice. Das andere darf ich gar nicht, das ist ein anderes Gewerk. Dazu muss man zum Beispiel Elektro-Ingenieur oder -Meister sein.“ Er liefere nur warenbezogen zum Endkunden. „Es trudeln viele Anfragen rein. Die Auftragsbücher sind voll. Wer die Ware hat, gewinnt.“ Man verkaufe palettenweise 31 oder 36 Stück, je nach Modulmarke.  „Meine Importeure beziehen verschiedene Marken aus China und sie vertreiben dann in Europa.“ Es gebe auch deutsche Hersteller, die er in sein Portfolio mit aufnehmen möchte. „Aber das steckt alles noch in den Babyschuhen. Wir sind ja erst vor zweieinhalb Monaten gestartet, wir suchen noch weítere Lieferanten.“ Klar sei für ihn, „dass ich keine Ware verkaufe, die nicht verfügbar ist.“ Mit Blick auf die international noch immer bestehenden Lieferketten-Engpässe sagt er: „Momentan ist noch genug Ware da, es kommt immer wieder was an. Was in einem halben Jahr ist, weiß leider keiner. Es sind jetzt immer wieder Container unterwegs. Für den Sommer sind wir somit hoffentlich noch gewappnet.“ Um die Handelszweige nach außen hin seriös zu präsentieren, will Alfonso noch eine neue Gesellschaft gründen. Was er sich jetzt noch wünscht, wäre in Willich oder Umgebung ein Standort für ein Büro. Das alles als einzelne Person zu bewältigen – plus das bestehende Agenturgeschäft – sei schon eine Herausforderung. „Es ist kein Personal dahinter, das mache ich alles aus eigener Kraft.“ Deswegen habe er alles in eine Unternehmensgruppe mit der Agentur als „Kopf“ und den Handelsmarken dadrunter gepackt. „Aber die Menschen sollen verstehen, dass ich kein Pfennigjäger bin, der diesen und jenen Markt angreift. Ich bin ein Jungunternehmer, der Bereiche angeht, die nachhaltig sind und  die Sinn machen, kein Tausendsassa-Junkie für alles Mögliche.“  Das mahnende Beispiel des Vaters, der jahrzehntelang eine Pizzeria in Oberhausen führte und stressbedingt erkrankte, habe er im Hinterkopf. „Ich sitze in meinem Bürosessel, habe acht bis zehn Stunden, aber das war es auch. Und ich habe eine wunderbare Ehefrau und einen Sohn, die beide mal die Handbremse für mich anlegen, sodass ich das Handy dann auch mal in die Ecke lege.“