16-jähriger Wuppertaler gewinnt bei "Jugend musiziert"
Der 16-jährige Jonah Näckel hat mit seinem Trio in der Kategorie „neue Musik“ des Bundeswettbewerbs Jugend musiziert gesiegt.
Wuppertal. Jonah Näckel holt sein Cello aus dem Instrumentenkoffer. Zum Vorspielen setzt er sich ins Wohnzimmer. Wenn der Besucher den Blick hebt, sieht er über dem jungen Cellisten eine Reihe von Familienfotos hängen. Fotos mit den Eltern. Mit Bruder und Schwester, die beide ebenfalls Musik machen. Ein richtiges Familien-Ensemble, denkt man.
Für Jonah ist Ensemble das richtige Stichwort. Der 16-Jährige sieht sich nicht als Solist. „Auf jeden Fall macht mir das Musizieren in einem Ensemble mehr Spaß“, sagt er. Zum Spaß am Zusammenspiel kommt der Erfolg. Ein Höhepunkt war der 1. Platz beim diesjährigen Bundeswettbewerb Jugend musiziert in Paderborn.
Dort setzte sich Jonah mit seinen Trio-Kollegen Leon Capar (Cello) und Matthias Weiß (Klavier) gegen 14 andere Ensembles in der Kategorie „Neue Musik“ durch. Die Komponisten Lutz Werner Hesse und Gerhard Müller-Hornbach schrieben für das Wuppertaler Trio neue Stücke. Damit punkteten Jonah, Leon und Matthias schon im Frühjahr beim Regional- und Landeswettbewerb Jugend musiziert.
Zu dritt werden sie nicht mehr spielen können, weil Leon sich auf ein Musikstudium vorbereitet. Aber seine Kollegen werden als Duo weitermachen. „Da haben Matthias und ich Lust drauf“, erklärt Jonah. Der Plan ist, beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert 2018 wieder dabei zu sein. Im selben Jahr wird Jonah Abitur machen. Er überlegt, danach Musik und Mathematik auf Lehramt zu studieren.
Das Erfolgs-Trio gäbe es nicht ohne die Bergische Musikschule. Im Kinderorchester der Musikschule lernte Jonah Leon kennen. Leon machte ihn vor zwei Jahren mit Matthias bekannt. Schon das Kindergartenkind Jonah besuchte in der Hofaue die musikalische Früherziehung und wollte damals noch Trompete lernen. „Ich bin wirklich froh, dass ich Cello gewählt habe“, meint er rückblickend. „Ich finde seinen Klang viel schöner.“ Alles über das Instrument habe er bei Dozentin Rosana Levental gelernt. „Die Technik, die richtige Haltung, wie ich ein Stück interpretieren kann“, zählt er auf. „Es geht auch um das Mentale. Dass man lernt, sich auf die Sache zu konzentrieren.“
Obwohl Jonah lieber Teamspieler ist - bei Jugend musiziert war er als Solo-Cellist so gut, dass er ins NRW-Landesjugendorchester aufgenommen wurde. Im Gespräch schwärmt er von der LJO-Tournee nach Italien. „Wir waren in Mailand und Venedig und haben die 4. Sinfonie von Brahms und das Violinkonzert von Wieniawski gespielt.“
Der Gedanke mit dem Familien-Ensemble war tatsächlich gar nicht so verkehrt. An Jonahs Schule, dem Gymnasium Vohwinkel, spielt er mit seinen Geschwistern. „Letztes Jahr hat unser Musiklehrer begonnen, ein Orchester zusammenzustellen“, berichtet er. „Vorher hat Musik da keine große Rolle gespielt.“ Die Geschwister ergänzen. Sein Bruder spielt Gitarre und Kontrabass, seine Schwester Oboe.
Nach der Schule übt Jonah täglich anderthalb bis zwei Stunden auf seinem Cello. Wie viel Zeit bleibt ihm dann eigentlich noch? „Genug“, antwortet er. Genug Zeit, sich mit Freunden zu treffen. Mit Leon und Matthias kocht er gern oder geht mit ihnen ins Kino. Nur ein großer Hörer ist Jonah nicht: „Ich höre sonst wenig Musik, ich mache lieber Musik.“
Klar, mit Leon wird er künftig nicht mehr musizieren können. Dafür gibt es andere Aktivitäten. Ende August werden beide einen Cello-Meisterkurs besuchen. Der einwöchige Kurs ist die Belohnung dafür, dass das Trio Capar-Näckel-Weiß diesen Mai den Wuppertaler Jugendkulturpreis gewonnen hat. Die Zeit zwischen den Jugend musiziert-Wettbewerben haben die drei also nutzen können.