Arbeitsmarkt 5700 Bergische Unternehmen mit Kurzarbeit
Wuppertal · Corona-Krise hat alle Branchen erfasst und größere Auswirkungen als die Finanzkrise.
Im Bergischen Städtedreieck haben rund 5700 Betriebe (Stand 27. März) Kurzarbeit angezeigt. Das hat die Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal auf Nachfrage mitgeteilt. Dabei handelt es sich um eine Schätzung. Noch könne keine Aussage zur Anzahl der betroffenen Arbeitnehmer getroffen werden.
Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Wirtschaft übertreffen alles bisher Dagewesene: Gegenüber der Finanzkrise im Jahr 2009 ist die Zahl der Kurzarbeit-Betriebe fast vier Mal so hoch. Damals hatten 1500 Firmen Kurzarbeit angezeigt, wobei der Schwerpunkt auf der Industrie lag. Im Unterschied zu damals seien jetzt wesentlich mehr Branchen von der Krise betroffen.
Der Ansturm der Firmen auf die Arbeitsagentur ist aktuell so groß, dass sich die Behörde organisatorisch neu aufstellen musste, um möglichst viel Personal für die Bearbeitung der Anträge freimachen zu können. „Wir mobilisieren alle verfügbaren Kapazitäten, um möglichst rasch die benötigten Leistungen zu überweisen“, sagt Martin Klebe, Leiter der Arbeitsagentur. „Aufgrund der extrem hohen Zahl eingegangener Anzeigen auf Kurzarbeitergeld bitte ich um Verständnis und Geduld, dass die Bearbeitung und Zahlbarmachung der Gelder etwas Zeit beanspruchen wird“, so Klebe.
Auch die Bergische Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht die Entwicklung mit Sorge: „Das übertrifft alles, mit dem wir noch vor Kurzem rechnen konnten“, erklärt Thomas Grigutsch, der in der IHK für den Bereich Unternehmensförderung und -sicherung zuständig ist. Die Kurzarbeit sei nun der Rettungsanker für viele Unternehmen, um diese Krise überstehen zu können.
Die IHK befürchtet, dass es in der Folge zu zahlreichen Insolvenzen kommen könnte. Einer Umfrage zufolge rechnet jeder zehnte Unternehmer mit einer drohenden Insolvenz. „Im Gastronomiebereich sind es sogar 40 Prozent“, so Grigutsch.
Der aktuelle Bericht der Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal für den Monat März lässt das Ausmaß der Probleme nur erahnen. Stichtag für die März-Statistik war der 12. März – er lag also vor den ersten Einschränkungen, die die Unternehmen im Kern getroffen haben.
Dies erklärt, warum die Arbeitslosenquote in Wuppertal unverändert 8,7 Prozent beträgt. Vor einem Jahr belief sie sich auf 8,0 Prozent.
Die Unterbeschäftigung in Wuppertal umfasst 30 065 Personen. Das sind 777 Personen mehr als im Vormonat, und 1 347 Menschen oder 4,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Unterbeschäftigung erfasst zusätzlich zur Arbeitslosigkeit auch Personen, die als Teilnehmer von Maßnahmen, aufgrund von Krankheit oder sonstigen Gründen nicht als Arbeitslose gezählt werden.
„Ich möchte davor warnen, in den Ausbildungsanstrengungen nachzulassen. Der Fachkräftebedarf wird mittel- bis langfristig unverändert hoch bleiben“, appelliert Martin Klebe, an die Betriebe im Bergischen Städtedreieck.