Literarischer Rundgang Schüler schreiben Wuppertal-Gedichte

Elberfeld. · Der zwölfte Jahrgang der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule entdeckt seine Stadt.

Die Schüler holten sich auf ihrem Rundgang durch Wuppertal Inspiration für Lyrik.

Foto: Fischer, Andreas

Der Deutschunterricht in der Oberstufe an der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule fiel am Montag anders aus als sonst. Statt ihre Klassenräume aufzusuchen, schwärmten rund 100 Schüler am frühen Morgen in alle Himmelsrichtungen aus, um ihre Stadt zu entdecken. Es galt, Augen und Ohren offen zu halten, um Stoff für ein Gedicht zu sammeln.

Tamil-Can Toktas pilgerte mit seiner Gruppe von der Schule aus zum Hauptbahnhof und anschließend zum Arrenberg. „Gestartet sind wir im Else-Park“, berichtet der 18-Jährige. „Der Unterschied war schon deutlich: Von der Natur mit viel Grün in die Stadt mit unzähligen Autos, Geschäften und Menschen, die alle sehr zielstrebig unterwegs waren.“

Doch nicht nur optische Eindrücke haben die Schüler gesammelt. „Die Geräusche sind ganz unterschiedlich, besonders am Bahnhof und rund um die Stadthalle. Es riecht auch ganz anders“, bemerkte Tamil-Can Toktas. Arrenberg mutete da wie eine Oase in der Stadt an: „Die Straßen sind eng, aber dort stehen viele Kirchen und es waren viele Kinder unterwegs.“

All diese Eindrücke gilt es nun in ein Gedicht zu fassen. „So schwer ist es gar nicht“, findet die Gruppe und ist begeistert von dieser Art Unterricht: „Wir haben Ecken der Stadt kennengelernt, die wir vorher noch nicht kannten.“

Ähnlich ging es auch Solidar Mohammed mit ihrer Gruppe. Sie erkundete den Bereich von der Uni zum Bahnhof nach Uellenberg. Ihre größte Herausforderung: „Es war nicht leicht, die Orientierung zu behalten und gleichzeitig alle Eindrücke zu erfassen.“

Yasmin Ramdani war mit ihren Mitschülern von Cronenberg bis zur Stadthalle unterwegs. „Das war eine ganz neue Art von Aufgabe“, resümieren die Schüler. Aber auch spannend: „Die Strecke war teils bekannt, teils unbekannt. Wir sind durch einige Straßen gekommen, die wir nicht kannten, das war verwirrend.“ Beeindruckt ist die Gruppe von Cronenberg: „Es ist viel grüner und ruhiger als die Innenstadt.“ Das Gedicht der Gruppe entstand quasi auf dem Weg. Jetzt wird aber noch am Stil gefeilt: „Die richtigen Begriffe zu finden, ist gar nicht so einfach.“

Lehrerin Sonja Priebe gibt noch zu bedenken: „Wenn Ihr die Gedichte gleich vortragt, lest Sie bitte nicht nur ab. Macht Euch Gedanken, wie das Gedicht vorgetragen werden soll, wo die Betonungen liegen.“ So sehr Yasmin Ramdani die Aufgabe auch mochte, das Vortragen überlässt sie doch lieber einem anderen Gruppenmitglied. „Das ist gar nichts für mich vor all den Leuten.“

Berkay Dogan und seine Mitstreiter haben ihre Route von Haspel bis zur Hardt zunächst auf Video eingefangen und versuchen die Eindrücke jetzt in Worte zu fassen: „Gedichte schreiben ist eigentlich nicht so mein Ding“, gibt der Schüler zu. Die Wupper soll unbedingt Niederschlag in dem Text finden. Ebenso der Kontrast von Natur und Beton. Seine Mitschüler haben zum Glück die rettenden Ideen und im Nu ist ein weiteres Gedicht fertig. Der heutige Schultag findet Anklang: „Besser aktiv zu werden, als passiv im Klassenraum zu sitzen.“

Während sich einige Schüler bereits in der Intonierung üben, ringen andere noch um die richtigen Vokabeln. Da wird schnell noch einmal gereimt, ausgetauscht, diskutiert, verbessert. Am Ende sind ein Dutzend Gedichte in unterschiedlicher Länge mit verschiedensten Versmaßen entstanden. Jedes ist anders, jedes emotional und jedes eine kleine Liebeserklärung an die Heimatstadt Wuppertal.