Abschied im Horror-Schloss
Gut 900 Fans besuchten am Wochenende die letzte Show des Vollplaybacktheaters.
Wuppertal. Da steht es noch einmal auf der Bühne der Rudolf-Steiner-Schule, und der tosende Beifall dürfte von Erdbeben-Warten in ganz Deutschland aufgezeichnet werden. Kein Wunder: Das Vollplaybacktheater hat gerade eben das „Horror-Schloss im Spessart“ dem Erdboden gleich gemacht. Und es verabschiedet sich mit seiner wohl schrägsten Show von seinen vielen Fans in der Heimatstadt. Passend dazu der finale Schlachtruf: „Wuppertal — Rock & Roll!“
Was bisher geschah: Geisterjäger John Sinclair hat im besagten Sex-Schloss den Schwarzen Tod bezwungen und verhindert, dass im Schein des Rotlichts noch mehr Männer den Verstand verlieren und zu seelenlosen Marionetten werden. Dabei geht es ausdrücklich nicht um die Fußball-Bundesliga oder um die Formel I, sondern um das Ende der Welt, wie wir sie kennen. Noch Fragen?
Die sind im Grunde genommen nun alle beantwortet: Seit 1999 hat das VPT den Hörspiel-Kosmos aufgemischt und vor allem mit seinen schrägen Drei-Fragezeichen-Inszenierungen selbst große Hallen in Hexenkessel verwandelt, in denen der Unsinn mit Anspruch wild vor sich hin blubberte.
So gibt es auch an der Schluchtstraße an zwei ausverkauften Abenden noch einmal das, was das Vollplayback ausmacht: Stimmen vom Band, in irrer Form neu zusammengeschnitten und um Filmzitate bereichert. Eine nostalgische Geisterbahnfahrt quer durch die Genres. Schauspieler, die auf ihrer letzten Geisterjagd selbst Lack und Leder nicht scheuen.
Und Fans mit Schnappatmung nach Szenen wie diesen: Justus, Peter und Bob treffen in einer Spelunke den Schwarzen Tod in grellen Sandalen, texten ihn als Junior-Detektive so aufrichtig wie eh und je zu und reichen ihm ihre obligatorische Visitenkarte, bevor es nach dem Verzehr vergifteter Häppchen an seiner Seite mit korrekt geschulterter Sense im Gänsemarsch in die Hölle geht. Erst einmal zumindest.
Keine Frage: Das Erdbeben in der schönen Aula an der Schluchtstraße hat sich das VPT nach all den Jahren und in seinen wechselnden Besetzungen redlich verdient. Und im Grunde genommen steht es zum Abschied für ein Wort, das ausnahmsweise mal nicht vom Tonband kommt: Dankeschön!