Kosten Abwasser ist in Wuppertal besonders teuer

Wuppertal · Eine durchschnittliche Familie zahlt hier 805,25 Euro im Jahr – in Köln ist es fast die Hälfte.

Die Stadt begründet den Preis mit teurem Kanalbau.

Foto: Martin Lindner

Wuppertaler Haushalte zahlen besonders viel Geld für ihr Abwasser. Im Vergleich der 100 größten deutschen Städte ist Wuppertal nur auf Platz 95 der günstigsten. Eine durchschnittliche Familie mit vier Mitgliedern, die je 125 Liter Frischwasser am Tag verbrauchen, zahlt jährlich 805,25 Euro. Die günstigste Stadt in NRW ist Köln mit 408,05 Euro, bundesweit Worms mit 245,17 Euro. Spitzenreiter ist Mönchengladbach mit 985 Euro.

Eine Wuppertaler Stadtsprecherin erklärt den relativ hohen Wert unter anderem mit dem aufwendigen Ausbau eines sogenannten Getrenntwassersystems, bei dem jeweils zwei Kanäle verlegt werden – einer für Regenwasser und einer für Schmutzwasser. Der Untergrund sei felsig und steinig, was die Kanalverlegung teuer mache. Besonderen Aufwand mache zudem der Höhenunterschied von bis zu 200 Metern zwischen Tallage und höher gelegenen Stadtteilen. Eine Senkung der Gebühren sei nicht möglich, so die Stadtsprecherin.

Der Eigentümerverband Haus und Grund, der den Städtevergleich auch beim Institut der deutschen Wirtschaft in Auftrag gegeben hat, kritisiert diese Argumentation. Äußere Rahmenbedingungen wie etwa die Topografie im Bergischen, die Dimensionierung der Kanäle, das Alter des Kanalnetzes, Hochwasserschutzmaßnahmen, oder auch Veränderungen in der Bevölkerungsdichte hätten ihren Anteil daran, wie hoch die Abwassergebühren ausfallen. „Die beobachteten Preisunterschiede sind aber zu groß, um sie allein auf diese lokalen Besonderheiten zurückführen zu können“, sagt Hermann Josef Richter, Vorstandsvorsitzender von Haus und Grund für Wuppertal und Umgebung. „Die zwölf günstigsten Städte in Deutschland mit Abwassergebühren von unter 400 Euro im Jahr für die Musterfamilie liegen alle in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz, obwohl gerade dort die Topografie oft besonders schwierig ist. Man kann also trotzdem günstig wirtschaften.“

Andere Gemeinden haben
den Preis deutlicher gesenkt

Die Städte in NRW sollten die Gründe für ihre höheren Gebühren untersuchen, um Einsparpotenziale zu finden und weiterzugeben, sagt Hermann Josef Richter. „Positiv hervorzuheben ist, dass das Abwasser in Wuppertal seit der letzten Erhebung vor drei Jahren preiswerter geworden ist, aber andere Gemeinden in NRW sind deutlich preiswerter geworden. So sind die Kosten in Gütersloh um 99 Euro und in Bergisch Gladbach um 78 Euro gesunken.“ Vor drei Jahren hat Haus und Grund schon einmal einen Städtevergleich der Abwassergebühren durchgeführt. Damals lag Wuppertal auf Platz 98 von 100, hat sich nun also um drei Plätze verbessert. Von den 36 NRW-Städten in der Studie haben 23 ihre Abwassergebühren in den vergangenen drei Jahren erhöht, teilweise deutlich. So stiegen die Kosten in Düren von 140 auf 657 Euro. Die Stadt begründet das mit hohen Investitionen. Die Sprecher verschiedener Städte betonten, dass die Gebühren kostendeckend sein müssten und dass man sich an strenge rechtliche Vorgaben halte.

Nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster im vergangenen Jahr mussten viele Kommunen ihre Abwassergebühren senken. Im Mai gab die Stadt Wuppertal bekannt, dass sie ihre Gebühren für 2022 rückwirkend neu berechnet hat und die entsprechenden Bescheide verschickt. Haushalte bekommen Geld von der Stadt zurück: Ein Kubikmeter Wasser kostet nicht mehr 2,95 Euro, sondern 2,86 Euro. „Für einzelne Verbraucher sind das je nach Verbrauch um die 2,50 Euro oder ein bisschen mehr“, gerechnet auf den Jahresverbrauch, sagte Norbert Dölle, Leiter des Ressorts Finanzen. Das Oberverwaltungsgericht hatte die Kalkulation einer NRW-Stadt beanstandet. Um für Klarheit zu sorgen, hat der Gesetzgeber Ende des Jahres einen Paragrafen des Kommunalabgabengesetzes geändert. Für die Berechnung für das Jahr 2023 wurden die neuen Vorgaben in Wuppertal bereits berücksichtigt.

(dpa/Red)