Wirtschaft Wuppertal: Nach dem Chef geht auch der Stellvertreter der Wirtschaftsförderung
Wuppertal · Marco Trienes wechselt nach Paderborn – Unternehmen sorgen sich um die Unterstützung für den Standort.
Marco Trienes, der die Wuppertaler Wirtschaftsförderung interimsweise leitet, wechselt im Oktober nach Paderborn. Er wurde dort am Donnerstag gewählt. Im März hatte sich der Verwaltungsrat der Wirtschaftsförderung bereits von Chef Eric Swehla getrennt, weil sie keine Grundlage mehr für die Zusammenarbeit sehe. Der Wirtschaftsdezernent Arno Minas arbeitet ab Oktober in Münster und die Wahl seines Nachfolgers ist Mitte Juni im Rat gescheitert.
Unternehmen machen sich Sorgen, was diese Entwicklungen für den Wirtschaftsstandort Wuppertal bedeuten. „Das ist eine Katastrophe“, sagt Kreishandwerksmeister Arnd Krüger. „Dann haben wir überhaupt keinen direkten Ansprechpartner mehr. Das ist für eine so große Stadt wie Wuppertal überhaupt nicht tragbar. Da stellt man sich schon die Frage, welche Wertschätzung der Standort noch hat.“ Thomas Wängler, Geschäftsführer bei der Bergischen Industrie- und Handelskammer, sagt: „Wir machen uns schon Sorgen. Jetzt muss schnell ein geeigneter Nachfolger gefunden werden.“
Die Unternehmen müssen sich mit vielen Krisen befassen
Die Wirtschaftsförderung habe eine große Bedeutung für die Region, sagt Wängler. „Sie ist mit der erste Ansprechpartner für Unternehmen, die sich erweitern oder ansiedeln wollen.“ Stephan Vogelskamp zählt die vielen Krisen, mit deren Folgen Unternehmen sich befassen müssen: Fachkräftemangel, Lieferengpässe, hohe Energiepreise, wegbrechende Märkte und mehr. „Die Wirtschaftsförderung hat eine Lotsenfunktion. Sie begleitet Unternehmen in der Transformation dabei, Chancen zu entdecken“, sagt der Geschäftsführer der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Sie nimmt diese Funktion für das Bergische Städtedreieck wahr und arbeitet dabei mit den kommunalen Wirtschaftsförderungen in Wuppertal, Solingen und Remscheid zusammen. Kreishandwerksmeister Arnd Krüger betont, dass es permanenten Austausch brauche, um die wichtigen Themen für den Standort zu bearbeiten – zum Beispiel Mangel bei Auszubildenden und Unternehmensnachfolgern, bei Gewerbeflächen und Neubau, bei sich ansiedelnden Betrieben. „Wenn da kein direkter Ansprechpartner mehr ist, haben wir überhaupt keinen Anpack mehr für standort- und arbeitsmarktpolitische Themen. Es geht darum, wie wir den Standort zukunftsfähig gestalten können.“
Wirtschaftsförderung soll
ganz neu aufgestellt werden
Marco Trienes übernimmt zum 1. Oktober die Geschäftsleitung der Wirtschaftsförderung Paderborn und des Technologieparks. Die Stelle biete die Chance auf berufliche Weiterentwicklung. Er kam 2017 von der Universität RWTH Aachen zur Wirtschaftsförderung. „Ich habe mit viel Motivation und Freude in Wuppertal gearbeitet und hatte das Privileg, viele engagierte Menschen kennenlernen zu dürfen“, sagt Marco Trienes. Er habe sich als Teil des „Teams Wuppertal“ verstanden, das den Standort im Zusammenspiel von Wirtschaftsförderung, Unternehmen, Verwaltung und Politik nach vorne bringt.
Oberbürgermeister Uwe Schneidewind gratuliert ihm zur neuen Position und bedankt sich für sein Engagement: „Marco Trienes ist seit über sechs Jahren in Wuppertal ein höchst kompetenter Ansprechpartner für alle Themen des Einzelhandels und des Büromarkts.“ Sein Weggang sei ein herber Verlust. Dennoch hat er Verständnis für den Karriereschritt. Der Chef-Posten bei der Wirtschaftsförderung muss ausgeschrieben werden und kann nicht einfach intern besetzt werden. Auch die IHK bedauert den Weggang: „Mit Herrn Trienes haben wir hervorragend zusammengearbeitet, insofern ist es schade, dass er die Wirtschaftsförderung verlässt“, sagt Thomas Wängler. „Die Zusammenarbeit war sehr konstruktiv. Marco Trienes hat sich viel um Einzelhandelsthemen gekümmert und er hat eine hohe Analysefähigkeit“, sagt Ludger Kineke (CDU), Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses und Mitglied des Verwaltungsrats der Wirtschaftsförderung.
Die Wirtschaftsförderung soll nun ganz neu aufgestellt werden. „Den Prozess haben wir angestoßen“, schon vor den aktuellen Entwicklungen, sagt Kineke. Eine Unternehmensberatung unterstützt dabei, eine neue Strategie zu entwickeln. Das solle möglichst schnell, aber nicht hektisch passieren. Die Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung sollen einbezogen werden. „Natürlich ist es schlecht, wenn die Spitze einer Organisation nicht mehr da ist, das strahlt in sie hinein“. Die Mitarbeiter sollen nicht das Gefühl bekommen, dass derzeit ein Erdrutsch stattfinde und sich niemand kümmere. Stephan Vogelskamp sieht die Neuaufstellung auch als Chance, um aus eingefahrenen Spuren herauszukommen.
Die Strategie soll voraussichtlich bis zum zweiten Quartal 2024 erarbeitet werden, sagt Uwe Schneidewind. Offene Fragen sind, ob das Stadtmarketing integriert wird wie in anderen Städten und ob eine Stadtentwicklungsgesellschaft gegründet wird. „Bevor es um die Personalien geht, klären wir jetzt, wo wir inhaltlich hinwollen.“ Der Übergang werde mit den erfahrenen Mitarbeitern gestaltet. „Bei der konkreten Unterstützung für Unternehmen ist der Einschnitt geringer, als man von außen vielleicht denken mag.“