Wuppertal Ältere Häuser mit jungen Besitzern
Nur rund ein Viertel der 31 116 Wuppertaler Ein- und Zweifamilienhäuser wird von Senioren ab 65 Jahren bewohnt.
Wuppertal. Ein- und Zweifamilienhäuser, die vor 1970 gebaut wurden, haben meist schon einen Generationenwechsel erlebt. Zu diesem Schluss kommt die Statistikstelle der Stadt. Dazu haben die Fachleute ermittelt, in wie vielen dieser Häusertypen Menschen leben, die 65 Jahre oder älter sind oder wie viele der Häuser leer stehen.
31 116 Ein-und Zweifamilienhäuser gibt es insgesamt in Wuppertal. 22,9 Prozent werden von Senioren bewohnt, wobei ein Viertel der Bewohner sogar über 80 Jahre alt ist. 1436, also 4,6 Prozent, der Häuser stehen aktuell leer.
Den höchsten Anteil an älteren Bewohnern weisen mit 42,3 Prozent die Immobilien aus den 1970er Jahren auf. „Käufer oder Bauherren treffen ihre Entscheidung für das Wohnen im Familienheim überwiegend im Alter zwischen 30 und 45 Jahren. Die Hauseigentümer eines Neubaugebietes aus den 70er-Jahren sind demnach 70 Jahre und älter“, teilen die kommunalen Statistiker mit.
Ein Beispiel hierfür ist das Quartier Nächstebreck-West, zu dem Siedlungen wie Schellenbeck und Dellbusch gehören. Hier gibt es 1154 Ein- oder Zweifamilienhäuser, von denen 361 von Menschen über 65 Jahren bewohnt werden oder leer stehen. Das sind 31,3 Prozent. Eine ähnliche Quote erreicht zwar auch der Arrenberg mit 25,9 Prozent, aber hier gibt es nur 58 Ein- und Zweifamilienhäuser.
Häuser aus den 1960er Jahren haben zu 31 Prozent ältere Eigentümer, die aus den 1980er-Jahren zu 31,1 Prozent. Häuser, die im Jahr 1990 oder später fertiggestellt wurden weisen die geringsten Anteile an Bewohnern ab 65 Jahren auf. So werden Bauten aus den Jahren 2000 bis 2009 lediglich zu 5,2 Prozent von Senioren bewohnt. Immobilien ab 2010 haben 8,5 Prozent ältere Eigentümer, Häuser, die zwischen 1990 und 1999 fertiggestellt wurden 12,2 Prozent.
„Die Ergebnisse lassen den Rückschluss zu, dass es der Generationenwechsel bei den Ein- und Zweifamilienhäusern bis zu den 1970er-Jahren schon vielfach vollzogen wurde, während die Häuser aus den 1970er-Jahren häufig noch von den Erstbeziehern bewohnt werden“, schlussfolgern die Statistiker. „Hier wird es in den nächsten Jahren vermehrt Eigentümerwechsel geben.“
Dieses Fazit kann Silke Kessel, Geschäftsführerin des Vereins Haus und Grund, bestätigen. Ihrer Erfahrung nach gebe es zwei Zeitpunkte, zu denen Eigenheim verkauft würden: „Der erste ist, wenn die Menschen auf den Ruhestand zusteuern. Dann überlegen sie sich, wie es weitergehen soll.“ Das sei meist ab 60 Jahren der Fall. Viele verkauften dann ihr Haus, weil es entweder zu groß geworden sei oder weil sie das Geld in einen schönen Lebensabend investieren wollten.
Der zweite Zeitpunkt kommt meist mit Erreichen des 80. Lebensjahres: „Dann sind viele Menschen gesundheitlich nicht mehr in der Lage, Haus und Garten selbst zu versorgen“, weiß Silke Kessel. Häufig würden die Häuser dann an die nachfolgende Generation in der Familie übertragen oder verkauft.
Bis zum Frühjahr habe der Markt für Ein- und Zweifamilienhäuser in Wuppertal auch geboomt, teilt Silke Kessel mit und bestätigt damit die Auswertung der Stadt, dass es schon einen Generationenwechsel gegeben habe. Doch seit im April die „Wohnimmobilien-Kreditrichtlinie“ in Kraft getreten sei, sei der Markt eingebrochen. „Seitdem vergeben die Banken nur noch wenig Kredite an junge Familien “, erklärt Silke Kessel.
Denn nun müssten die Banken prüfen, ob das aktuelle Gehalt reiche, um einen Baukredit — der schon mal 30 Jahre läuft — abzubezahlen. „Und wenn ein Elternteil gerade in Elternzeit ist, wird eben nur ein Gehalt zu Grunde gelegt.“ Wenn die Regierung diese Richtlinie nachbessere, so hofft Silke Kessel, würden auch in Wuppertal wieder mehr Ein- und Zweifamilienhäuser gekauft.