Wuppertaler Geschichte Affäre und Karriere

Detlef Vonde von der Bergischen VHS über die kurze Amtszeit des Elberfelder Oberbürgermeisters Paul Hopf.

Paul Hopf.

Foto: ja/Stadtarchiv

Er war kein Dauerbrenner im Amt eines Oberbürgermeisters. Gerade einmal neun Monate, vom 26.08. 1919 bis zum 25.06. 1920, dauerte die kurze aber heftige Amtszeit des Emil Rudolf Paul Hopf aus Spandau in Elberfeld. Der 1899 mit einer Dissertation über die „rechtlichen Konsequenzen des Ehebruchs“ frisch promovierte Jurist, hatte nach seiner eigenen Hochzeit auf eine Karriere im Dienst der Stadt gehofft, als er dort zunächst besoldeter Beigeordneter, am 1. August 1919 dann zum Stadtoberhaupt gewählt und kurze Zeit später auch bestätigt worden war.

Doch es kam anders. Schon seine Wahl, die erste nach der Revolution von 1918/19, verlief nicht reibungslos. Die vier Vertreter der USPD gaben aus Protest gegen den nationalliberalen Kandidaten leere Wahlzettel ab, die Mehrheits-Sozialdemokraten stimmten der Wahl -wenn auch etwas verschämt- zu. Hopf verkörperte in Person die Kontinuität der neuen Republik zu den alten Denk- und Machtstrukturen, und dies in einer Zeit der politischen und sozialen Umbrüche: Novemberrevolution 1918.

Auch die  Kräfte der Beharrung, Monarchisten und Militaristen, formierten sich erneut. Hunger, Not und der Kampf für eine soziale Revolution trieb die Menschen auf die Straße, Streiks und Demonstrationen lösten einander ab. Nicht selten verliefen sie blutig. Am 13. März 1920 wurde der Generalstreik zur Verteidigung der jungen Republik gegen putschende Freikorpssoldaten in Berlin ausgerufen. Der „Kapp-Lüttwitz-Putsch“ war der nach 100 Stunden gescheiterte, konterrevolutionäre Versuch, die Weimarer Republik von rechts zu stürzen. Im von Freikorps-Einheiten besetzten Elberfeld kam es am 16. und 17. März zu blutigen Zusammenstößen von Arbeitern mit Reichswehr und Sicherheitspolizei. Etwa 60 Menschen verloren dabei ihr Leben. Zwei Wochen lang lag die Verwaltung der Stadt in den Händen eines Aktionsausschusses der Arbeiterparteien.

Die Stadtverwaltung hatte es in diesen Monaten mit gravierenden Engpässen bei der Versorgung und Ernährung der Bevölkerung zu tun und handelte dabei bisweilen hilflos und mit einem gewissen Maß an Regelverletzung, ja krimineller Energie. So versuchte man auf dem Schwarzmarkt größere Mengen Benzin zu erwerben, in der Hoffnung, es mit einigem Gewinn wieder loszuwerden. Das „Unternehmen“ ging schief: Die Verwaltung hatte sich nicht nur verspekuliert sondern auch von ihren Geschäftspartnern „über den Tisch ziehen lassen“. Gewaltige finanzielle Verluste drohten durch Betrug.

Die Lage wurde verschärft durch den Umstand, dass das städtische Kohlenamt in dringendem Verdacht stand, nicht nur illegal Holz angekauft zu haben, sondern auch an ebensolchen Abholzungen beteiligt gewesen zu sein. Diese Aktionen jenseits der Legalität gingen indirekt auf den Deckel des Oberbürgermeisters, der auch davon gewusst haben soll, dass öffentliche Gelder spekulativ in Aktien angelegt worden seien, immerhin zum Vorteil der Stadtkasse. Insbesondere über die potenziellen Verluste der illegalen Kraftstoffgeschäfte schossen in der Presse wildeste Spekulationen ins Kraut, die den Oberbürgermeister zwar persönlich aus der Schusslinie nahmen, aus seiner Amtszeit in Elberfeld aber letztlich eine kurze Episode machten: Am 25. Juni 1920 erklärte Paul Hopf entnervt seinen Rücktritt. Einen Tag später reklamierte sein designierter Nachfolger und dann letzte Elberfelder OB, Max Kirschbaum, keinen Zweifel „an der Lauterkeit seiner Gesinnung“ zu haben und im Übrigen sein Gedenken an „einen Ehrenmann, dessen glänzenden Gaben, Tatkraft und selbstloser Hingabe unsere Verwaltung manchen Erfolg zu danken hat.“

Der Elberfelder Kurzzeit-Oberbürgermeister aber fiel nun beruflich keineswegs ins Bodenlose. In der Weimarer Zeit machte Hopf dann doch noch beachtlich Karriere in der Landesfinanzverwaltung und wurde schließlich im Zuge der „Reorganisation“ der Reichfinanzverwaltung 1933 von den Nazis zum Chef des Landesfinanzamtes in Düsseldorf erhoben. Damit hatte er den nächsten politischen Systemwechsel unbeschadet überstanden.