Theater Agatha Christie in Wuppertal: Dreiste Lügen, überraschende Wendungen und Enthüllungen

Im Talton-Theater feiert Agatha Christies Gerichtsklassiker „Zeugin der Anklage“ Premiere.

Romaine Vole (Stefanie Gindler) unter Vereidigung.

Foto: Joachim Schmitz

Der „Queen of Crime“ hat sich das Talton-Theater (TTT) in seiner neusten Produktion angenommen. Agatha Christie ist eine der populärsten Krimiautorinnen. Mit „Zeugin der Anklage“ schuf sie ein „courtroom drama“ (Gerichtsdrama), dessen Handlung sich ausschließlich in einem Gericht entwickelt.

Der bereits 1957 von Regisseur Billy Wilder mit Tyrone Power, Charles Laughton und Marlene Dietrich in den Hauptrollen gedrehte Film, kam auf die Liste der besten Gerichtsdramen aller Zeiten. Wer ihn kennt, weiß um die clever konstruierte Geschichte und um das ausgefuchste Ende.

Die Besucher im ausverkauften TTT erlebten unter der Regie von Jens Kalkhorst ausgeklügelt und immer wieder überraschende Wendungen beim Geschehen um den jungen, momentan arbeitslosen Handelsvertreter Leonard Vole (Niko Funken). Im London des Jahres 1952 soll er die Witwe Emily French ermordet haben, da sie ihm ihr großes Vermögen vermachte. Strafverteidiger Sir Wilfrid Robarts (Maurice Kaeber) übernimmt den aussichtslos scheinenden Fall.

Ein großes Aufgebot von elf Schauspielern füllte zeitweise mit Verteidiger, Richter, Zeugen und Beisitzern die Bühne, die zum Gerichtssaal avancierte. Die Zuschauer werden dabei zu Geschworenen. Romaine (Stefanie Gindler), der Ehefrau von Vole, kam in der Handlung eine besondere Bedeutung zu. Nur sie kann das Alibi ihres Mannes bestätigen, benimmt sich aber schon im Vorfeld sehr merkwürdig und nicht nur Robarts ist ihr „Alibigeplänkel“ suspekt. Gindler präsentierte die zwielichtige Figur äußerst überzeugend. Robarts kann im Prozess die Aussagen der Belastungszeugen durch sein geschicktes Verhör in Frage stellen und zunächst das Blatt wenden. Herrlich agierte hier Svenja Dee als enervierende Haushälterin Janet Mackenzie.

Dann ändert der Auftritt von Romaine alles. Sie, die schon in Deutschland verheiratet ist, sagt gegen ihren Mann aus. Was ist Wahrheit, was ist Lüge? Bald weiß niemand mehr, was Schein, was Sein ist, was er glauben soll. Spannend, unterhaltsam und überzeugend gestalten die Schauspieler auf der Suche nach der Wahrheit das Stück.

Geschickt baute Christie überraschende Wendungen ein, führt die Leser an der Nase herum. Es tauchen neue Beweise, Indizien und Sachverhalte auf, die Lage für Vole scheint aussichtslos. Bis sich telefonisch eine Zeugin mit belastenden Briefen meldet. Sie sollen eine Liebesbeziehung von Romaine mit einem anderen Mann belegen. Doch ist das so?

Ein überraschender Schluss mit einer unerwarteten Auflösung und einem weiteren Tötungsdelikt erwartet die Zuschauer. Mehr sei nicht verraten. Das spannende Gerichtsdrama hält bis zur letzten Sekunde das Geheimnis um den Mord aufrecht und zieht die Besucher durch ein Geflecht aus dreisten Lügen, überraschenden Wendungen und Enthüllungen in seinen Bann. Ein gut aufspielendes Ensemble weiß in der clever konstruierten Kriminalgeschichte zu überzeugen. Am Ende wartet dann ein weiterer Verteidigungsfall auf Robarts.

Die nächste Aufführung ist am Samstag, 18. Mai, um 20 Uhr. Weitere Termine unter