Aktuelle Kunst mit eigener Note und vor allem Qualität

Die Bergische Kunstgenossenschaft wurde 1905 gegründet. Sie ist eine der ältesten Vereinigungen von Künstlern.

Foto: Stefan Fries

„Ich freue mich über jedes verkaufte Bild“, fasst Harald Nowoczin zusammen, worum es der Bergischen Kunstgenossenschaft (BKG) und ihrem Vorsitzenden geht. Künstlervereinigungen gab es immer wieder, meist hielten sie nur kurz. Anders die BKG, die 1905 in Wuppertal gegründet, eine der ältesten in Deutschland ist, und sich seither, mit Ausnahme der Zwangspause im Dritten Reich, um die Künstler in der Stadt kümmert. Ihnen vor allem zu Ausstellungen verhilft, die sie (und die Stadt) bekannt machen und zum Verkauf ihrer Arbeit führen sollen. Für die Zukunft wünscht sich der Kunsthistoriker Nowoczin mehr Fördermittel, etwas mehr Besucher und vor allem mehr jüngere Künstler.

Wuppertaler

Kunst(t)räume

Sieben Herren — zwei Direktoren und drei Dozenten der Kunstgewerbeschulen in Barmen und Elberfeld, der Direktor des Museums Elberfeld sowie der Maler Carl Salomon — taten sich vor 113 Jahren zusammen, um die BKG zu gründen, die vom Genossenschaftsgedanken getragen war und für Künstler aller Schichten offen sein sollte. Aufgenommen wurde nur, wer die Qualitätsanforderungen erfüllte, nicht wenige BKG-Künstler hatten und haben Lehraufträge. Vorstand und die Künstler der BKG entscheiden über Neuaufnahmen. Dabei achten sie auch auf eine gute Mischung der Genres (Malerei, Grafik, Bildhauerei, Fotokunst) und der Stile in der BKG. Nowoczin: „Aktuell haben wir etwa 30 aktive Künstler und 40 Fördermitglieder.“ Die vertretene Kunst spiegelt stets die Zeitströmungen wider, entwickelte in den 20er/30er Jahren einen expressionistischen Zug, der sich bis heute gehalten hat. „Mainstream mit eigener Note“, nennt das Nowoczin.

Namhafte und durchaus auch umstrittene Künstler gehörten der BKG im 20. Jahrhundert an: Otto Coester, Ernst Oberhoff und Paul Wellershaus, aber auch Arno Breker, der für die Nazis arbeitete.

Zu den Ausstellungsmeilensteinen gehörten „Das junge Rheinland“ 1919, „100 Jahre BKG“ 2005 oder “1914.memento“, die 2014 den Beginn des Ersten Weltkrieges thematisierte. Drei von unzählig vielen Schauen der BKG: Jedes Jahr kommen neun bis zehn mit eigenen Künstlern, darunter die traditionelle Winterausstellung, hinzu. Bis zu vier Ausstellungen Externer werden organisiert, so auch die nächste, die ab 22. April „Bilder und Skulpturen“ von Barbara Weyer zeigt. Mit den acht Partnerstädten Wuppertals und anderen Städten gibt es einen mal mehr mal weniger regen Ausstellungsaustausch — noch bis 15. April stellen vier Künstler in Den Haag aus, 2019 sind die Niederländer zu Gast. Das BKG-Format „Junges Forum“ bietet maximal zwei Kunststudium-Absolventen gleichzeitig zweijährige, beitragsfreie Mitgliedschaften mit zwei Einzel- und einer Gruppenausstellung an.

Ihr Zuhause war lange Jahre die Kunsthalle Barmen, wo sich die BKG durch Bilderverkäufe für den Wiederaufbau des Daches nach dem Krieg ein Existenzrecht erwarb. Die 40 Quadratmeter Fläche unter der Glaskuppel fielen jedoch den verschärften Brandschutzvorschriften zum Opfer, so dass die Stadt ein neues Domizil anbot: Das im Stil des Historismus erbaute und nach dem Spitzenfabrikanten und ehemaligen Eigentümer Otto Kolkmann benannte Haus an der Hofaue. 2010 richtete man sich zwei, etwa 70 Quadratmeter Fläche bietende Räume im dritten Stock des hinteren Gebäudetraktes her, wo ehedem Textilhandelsunternehmen zuhause waren. Dort ist man jetzt aktives Teil „eines kreativen Zentrums“. Die BKG-Geschichte geht weiter.