Alle reden übers Geld: Studenten fürchten die Schuldenfalle
Wuppertal. Eines hat sich Christina Räck fest vorgenommen: Mit Schulden will sie ihr Studium nicht beenden. Die 22-Jährige studiert seit diesem Wintersemester Wirtschaftswissenschaften an der Bergischen Universität.
"Mein Glück ist, dass meine Eltern vor Jahren ein Ausbildungskonto für mich angelegt haben. Damit komme ich bis jetzt ganz gut über die Runden", berichtet die Ronsdorferin. Die meisten ihrer Kommilitonen sind finanziell weniger gut gepolstert ins Studium gestartet. "Die Mehrheit finanziert Studiengebühren über einen Kredit", weiß Christina Räck und hofft, dass ihr das bis zum Bachelor nicht blüht.
Noch nie zuvor wurde unter Studenten an den NRW-Hochschulen so intensiv über Geld gesprochen. Spätestens seit Einführung der Studiengebühren bestimmen nicht nur Fachrichtungen, Abschlüsse und Berufsaussichten, sondern auch die Studiums-Finanzierbarkeit den Lebenslauf angehender Akademiker. Mit gravierenden Folgen. Eine bundesweite Studie belegt, dass Studiengebühren viele Abiturienten vom Wechsel an die Hochschule abhalten, dass durch die Campusmaut die soziale Bildungs- und Chancenschere weiter auseinandergeht.
Pünktlich zum Bildungsgipfel von Bundeskanzlerin Angela Merkel meldet die NRW.Bank, die den Großteil der sogenannten Studienbeitragsdarlehen vergibt, einen Rückgang bei den abgeschlossenen Neuverträgen. "Finanzielle Fragen spielen eine zunehmend größere Rolle", beobachtet auch Dr. Gerhard Rott, Leiter der Studienberatung an der Bergischen Universität. Rund 4000 intensive Beratungen führen Rott und sein Team im Jahr durch. Und immer häufiger geht es dabei auch ums Geld.
"Die Grundsatzentscheidung für ein Studium ist ja meisten schon gefallen, wenn die jungen Leute zu uns kommen. Aber die Angst vor der Verschuldung bleibt", so Rott. Diese Angst kann den Studenten in der Beratung in den meisten Fällen genommen werden. Die Belastungen seien zu bewältigen, zumal die wenigsten wüssten, dass angesichts der Kappungsgrenze von 1000 Euro im Jahr bei einem bestimmten Bafög-Satz kaum noch Studiengebühren anfielen.
Teurer als noch vor Jahren ist ein Studium trotzdem, zumal für die Studenten durch die Verdichtung des Lernpensums kaum noch Möglichkeiten ergeben, sich nebenher etwas zu verdienen. "Zeit zum Jobben bleibt kaum noch", weiß der Studienberater, "bei einer Arbeitswoche von 40 Stunden schon im ersten Semester".
Rahmenbedingungen, die eher abschreckend wirken. Rott und seine Berater bekommen dies in den Schulen zu spüren.