Als Generalprobe ein Hauskonzert
Fast wäre das Goldmund Quartett nach einer Figur aus „Star Wars“ benannt worden: ein Interview mit dem Geiger Florian Schötz.
Wuppertal. Sie sind alle um die 25 und studieren noch, haben aber schon ein riesiges Renommee: die vier Musiker des Goldmund Quartetts. Am Sonntag spielen sie in der Kammermusikreihe Saitenspiel in der Stadthalle.
Herr Schötz, woher haben Sie den Goldmund entlehnt?
Florian Schötz: Wir hatten erst die Idee, uns in Anlehnung an „Star Wars“ das Chewbacca String Quartett zu nennen, haben das aber schnell verworfen. Als wir uns vor fünf Jahren unseren Namen gegeben haben, las ich gerade „Narziss und Goldmund“ von Hermann Hesse. Darin finden sich einige Identifikationspunkte: Goldmund bricht aus dem Kloster aus, er ist viel unterwegs und lernt bei verschiedenen Meistern — wie wir bei unseren Lehrern. Außerdem klingt es gut.
Ihren ersten großen Auftritt als Quartett hatten Sie zum Ende Ihrer Schulzeit, danach haben alle angefangen, Musik zu studieren. Hat man zu diesem Zeitpunkt nicht eher eine Solo-Karriere im Sinn?
Schötz: Das ist auch ein Gedanke. Aber in einem Kammermusik-Ensemble sehen wir alle den idealen Kompromiss: Da hat jeder Solostücke, ist aber in der Auseinandersetzung mit der Musik nicht allein. Und man hat ständig seine strengsten Kritiker dabei (lacht).
Sie waren schon im vergangenen Jahr mit einem Mozart-Programm in der Saitenspiel-Reihe vertreten. Kennen Sie andere Kammermusikreihen, die von einem Privatmann wie Detlef Muthmann gesponsort werden?
Schötz: In der Art fällt mir nichts Vergleichbares ein. Wir sind auch begeistert von der Akustik im Mendelssohn-Saal. Der große Saal ist ja bekannt für seine Akustik, aber der kleine steht ihm nicht nach.
Wie proben Sie, wenn ein Gast dazukommt wie am Sonntag der Pianist Christopher Park?
Schötz: Wenn wir es im Repertoire haben wie Schumanns Klavierquintett Es-Dur, dann machen wir einige Proben zu viert und zwei oder drei mit dem Gast. Als eine Art Generalprobe spielen wir das Programm in einem Hauskonzert durch — am Freitag sind wir bei einer Gastfamilie in Wiesbaden. Das nehmen wir auf, damit wir die letzten Fehler beseitigen können.
Nach dem Auftritt am Sonntag geben Sie am Montag noch zwei Schulkonzerte. Was ziehen Sie da an?
Schötz: Das ist etwas, was wir sehr, sehr gern machen. Normalerweise gehen wir eher leger hin, wie die Kinder auch.
Glauben Sie, dass bei den Kindern etwas haften bleibt? Oder ist es für sie nur eine exotische Erfahrung?
Schötz: Ein einmaliges Erlebnis ist ja immer noch besser als gar keins. Sinnvoller ist es natürlich, wenn es in ein Programm wie Jeki (Jedem Kind ein Instrument) eingebettet wird. Aber so begeistert wie die Kinder immer mitgehen, mitsingen und mitraten, kann ich mir nicht vorstellen, dass das ohne Effekt bleibt.
Sie studieren noch in Nürnberg. Wie verträgt sich das mit der ausgedehnten Konzerttätigkeit?
Schötz: Unsere vier Lehrer unterstützen uns sehr. Und ob ich eine Beethoven-Sonate mit meinem Lehrer erarbeite oder ein Streichquartett im Ensemble, kommt ja ziemlich aufs Gleiche hinaus.
Wie lange brauchen Sie noch fürs Studium?
Schötz: Wir sind fast fertig mit dem Master. Bei uns ist der Übergang in den Beruf sehr fließend — eigentlich ideal.
Aber ohne Stipendien, Förderung und Leihinstrumente ist der Weg zum Berufsmusiker kaum möglich. Wie sehr belastet das?
Schötz: Für die Instrumente wird das immer so sein. Selbst die großen Solisten können sich am Anfang ihrer Karriere (und manchmal auch am Ende) ein richtig gutes Instrument nicht leisten. Ich hatte großes Glück: Mich hat nach einem Konzert eine Geigerin angesprochen, die in Pension ist. Sie stellt mir die Geige von Hippolyte Silvestre von 1864 zur Verfügung.
Aber finanzielle Förderung brauchen Sie auch.
Schötz: Die Gagen sind anfangs nun mal nicht üppig. Unser Fokus liegt im Moment auf der Entwicklung. Der Plan ist, dass die Karriere so läuft, dass man davon mal ganz gut leben kann. Man wird nicht Kammermusiker in erster Linie, um reich zu werden. Davon gibt es wirklich wenige.