Wuppertal Großer Tag für eine große Sportlerin

Das gehörlose Allround-Talent Bettina Steup-Bauer wurde jetzt ausgezeichnet.

Foto: Steup-Bauer

Cronenberg. Ein großer Tag für eine überragende Sportlerin: Bettina Steup-Bauer (55) wurde vor wenigen Tagen mit der „Heinrich-Siepmann-Plakette“, der höchsten Auszeichnung im Gehörlosen-Sport, ausgezeichnet. Die bisherige Krönung einer sportlichen Laufbahn, die in ihrer Vielfältigkeit ihresgleichen suchen dürfte.

Als Skiläuferin war sie deutsche Vizemeisterin im Slalom, als Fußballerin gleichfalls deutsche Vizemeisterin, in der Leichtathletik sammelte sie Medaillen wie fleißige Philatelisten ihre Briefmarken. Und im Volleyball gilt die Angestellte im Geodatenzentrum der Stadt Wuppertal schlicht als Legende, wobei die Zahl ihrer internationalen Einsätze, Medaillen und Meisterschaften allein zwei Din A4- Seiten füllt.

Bettina, „Betty“ genannt, Steup-Bauer ist die Tochter normal hörender Eltern aber schon seit ihrer Geburt taub. Sie ließ sich durch dieses Handicap jedoch nicht von sportlichen Aktivitäten abhalten. Volleyball hatte es ihr besonders angetan.

Da spielte sie zunächst für den „hörenden“ Verein TSG Solingen und den VC Schwerte, einen in dieser Sportart führenden Club in Deutschland. „Da bin ich meiner Mutter Christel und meinem Onkel Horst Müller sehr dankbar, die mich regelmäßig zu den Wettkämpfen gefahren haben“, so die schlanke Vollblut-Sportlerin, die zwischenzeitlich auch ihre Liebe zur Leichtathletik entdeckt hatte und im Kugelstoßen, Hochsprung, Diskus- oder Speerwurf gleichermaßen erfolgreich war, aber auch in der Sprintstaffel die Konkurrenz hinter sich ließ.

Einen besonderen Platz auf ihrer persönlichen Ehrentafel nehmen natürlich die internationalen Auftritte ein. Die Wuppertalerin war regelmäßige Teilnehmerin an den „Deaf-lympics“, den Weltspielen der Gehörlosen, wo sie als Volleyballerin nach Silber in Los Angeles (1985) vier Jahre später im neuseeländischen Christchurch Gold mit der Mannschaft holte. Das „Silberne Lorbeerblatt“ des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker war der Lohn für ihre überragenden Leistungen, die ihr 1990 eine weitere Ehre einbrachten: Die Gehörlosensportlerin aus Cronenberg wurde in Danzig zur besten Volleyballspielerin Europas gekürt.

Dass sie bei ihren 139 Spielen in der Gehörlosen-Nationalmannschaft in der Halle und elf Einsätzen im Beachvolleyball auch Kapitän der Nationalmannschaft war, versteht sich beinahe am Rande und unterstreicht ihr menschliches Format.

In „hörenden“ Vereinen wie dem SV Bayer Wuppertal und der Deutschen Turnerschaft Ronsdorf wie auch in den Gehörlosensportvereinen in Wuppertal, Dortmund, Wiedenbrück, Bonn und Köln erwarb sich die inzwischen verheiratete Wuppertalerin allseits Hochachtung, lässt es aber zwischenzeitlich im Alter von 55 Jahren ein „wenig langsamer“ angehen. „Ich spiele nur noch ab und zu beim Gehörlosen SV in der Mixed-Mannschaft und gelegentlich Beachvolleyball“, berichtet Bettina Steup-Bauer.

Aber das ist im Grunde eine schamlose Untertreibung. „Ja, Krafttraining mache ich so drei bis fünf mal pro Woche und fahre noch Mountainbike“, gesteht die begabte Hobby-Fotografin, deren Fotos auch im Internet zu bewundern sind. Und dann, als wäre das ein eher lockeres Freizeitvergnügen, ist von der Ausnahmesportlerin zu erfahren: „Ich habe kürzlich mal Triathlon probiert. Das hat mir richtig gut gefallen, und das werde ich jetzt öfter mal machen.“