Wuppertal Alte Dorfstraße: Im Januar endlich Baubeginn?

Sonnborn · Investor kündigt den Start der Arbeiten an. Einige Mitglieder der Genossenschaft bleiben aber skeptisch.

An der Alten Dorfstraße stand früher eine Schule. Die wurde schon vor längerer Zeit abgerissen. Passiert ist dort seitdem nicht viel. Im Januar sollen die Arbeiten beginnen.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

. Es ist eins der aktuell drei großen Bauprojekte, die Sonnborn nach Meinung vieler nach vorne bringen sollen: Im Januar soll Baustart an der Alten Dorfstraße sein. Das kündigt Josef Hennebrüder von der I.D.G. Immobilien Dienstleistungs-Aktien Gesellschaft aus Düsseldorf an. Das Genossenschaftsprojekt, das in einem ersten Bauabschnitt 40 Wohneinheiten vorsieht, soll damit endlich Fahrt aufnehmen. Denn Ankündigungen gab es bereits einige in der Vergangenheit. So war ursprünglich von Juli 2017 für den Spatenstich die Rede. Doch die Baugenehmigung ließ lange auf sich warten. Dass es jetzt 2019 werde, „ist leider so“, sagt Hennebrüder.

Die Schuld sieht er vor allem bei der Stadt und der angespannten Personalsituation im Bauamt. Ein Problem, mit dem er nicht alleine steht. Auch andere Investoren hadern in dieser Hinsicht mit der Verwaltung (die WZ berichtete mehrfach). Allerdings hatte Hennebrüder zwischenzeitlich gegenüber unserer Zeitung eingeräumt, dass die Anträge, die die I.D.G.gestellt hatte, auch nicht immer zu 100 Prozent korrekt waren. Dass die Stadt aber für einfache Nachreichungen dann wieder viel Zeit verstreichen ließ, könne er nicht nachvollziehen. Jetzt gebe es immer noch weitere kleine Auflagen, die er erfüllen müsse.

Die seien aber nicht hinderlich für den Baubeginn, heißt es aus dem Rathaus, wo man sich ansonsten mit Aussagen bezüglich des Bauvorhabens zurückhält. „Das ist ein privates Projekt.“ Nur so viel: Die Baugenehmigung liege jetzt schon einige Wochen vor, Hennebrüder habe direkt loslegen können.

Der Start verschiebt sich allerdings abermals, wie der Düsseldorfer bereits seinen Genossen mitgeteilt hat. Bei denen, das wird in Gesprächen deutlich, hat Hennebrüder mittlerweile „das Vertrauen nicht verloren, aber etwas eingebüßt“. Dass er den Schwarzen Peter immer nur auf die Stadt schiebe, lassen einige nicht mehr gelten. „Da sind auf beiden Seiten Fehler gemacht worden“, sagt Ursula Altengarten.

Die Wuppertalerin ist eins von aktuell 35 Mitgliedern der Genossenschaft. „Eigentlich müsste ich seit eineinhalb Jahren in meiner Wohnung wohnen“, erklärt Altengarten. Sie bleibt skeptisch, ob es im Januar wirklich losgeht. Hennebrüder habe „schon viel erzählt, was dann nicht passiert ist“. Es habe Zeiten gegeben, „da wäre ich am liebsten wieder abgesprungen“. Ähnlich sieht es eine Mitstreiterin, die schon vor längerer Zeit eine Wohnung reserviert habe, wie sie der WZ sagt. „Wenn man zwei Jahre hingehalten wird, fühlt man sich nicht mehr sicher.“ Als Beispiel nennt sie, dass sich der Grundriss ihrer Wohnung schon mehrfach verändert habe. Von anfänglich 67 Quadratmetern auf jetzt 87 – was natürlich auch teurer wird.

Dass die Zweifel größer werden, liegt auch daran, dass unter den Mitgliedern die Runde machte, dass andere I.D.G-Projekte ebenfalls nicht immer glatt liefen. Konkret geht es um die Neue Bahnstadt Opladen. Die Stadt Leverkusen will das ehemalige Bahngelände entwickeln. Auf einem Teil sind mittlerweile sechs Genossenschafts-Häuser mit 55 Wohneinheiten bezogen.

Grundsätzlich sehen die Mitglieder das Projekt positiv

Zeigte sich Hennebrüder beim Spatenstich 2015 noch stolz fürs Foto mit den Mitgliedern, ist das Tischtuch jetzt zerschnitten: Die Genossenschaft will ihn loswerden, der Streit läuft vor Gericht. „Mit ihm wären die Häuser immer noch nicht fertig“, erhebt ein Mitglied schwere Vorwürfe. Problem auch in Opladen: Es ging lange nicht vorwärts, zwischenzeitlich stand die Baustelle sogar still, so das Mitglied. Hennebrüder habe nicht die Leistungen erbracht, die vertraglich festgelegt worden seien. Dass es letztlich doch noch vorwärts ging, habe daran gelegen, dass die Mitglieder das Projekt selbst in die Hand genommen hätten, dass die Stadt Leverkusen die „Bahnstadt“ als Prestigeobjekt gesehen habe und ein Teil der Wohnungen auch von der NRW-Bank öffentlich gefördert worden war. In Wuppertal gebe es keine öffentliche Förderung, sagt Hennebrüder, der sich ansonsten zu dem Rechtsstreit mit dem Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern will.

So tief wie in Opladen sind die Gräben zwischen der Nutzergenossenschaft Alte Dorfstraße und der I.D.G. nicht. Alle Beteiligten in Sonnborn sagen, wie wichtig und positiv sie das Projekt sehen - nur müsste es endlich losgehen. „Das ist eine gute Sache“, sagt ein Herr. Auch die Dame, die schon länger auf ihre Wohnung wartet, hebt hervor, was sie an dem Konzept reizt: Das gemeinschaftliche Konzept, das auf Nachhaltigkeit setze, und unter anderem zwei Elektro-Automobile für die Genossenschaft vorsehe.

Wann die fahren, steht allerdings noch in den Sternen. Als Einzugstermin für die ersten 40 Wohneinheiten nennt Hennebrüder das Frühjahr 2020. Das Investitionsvolumen für den ersten Bauabschnitt belaufe sich rund zehn Millionen Euro. Und für den zweiten Bauabschnitt, der noch einmal 28 bis 30 Wohnungen vorsieht, will Hennebrüder noch dieses Jahre den Bauantrag einreichen.