Wuppertal Altersarmut als soziale Zeitbombe
1200 Menschen beteiligten sich an der Kundgebung zum 1. Mai.
Wuppertal. Die Kundgebung zum 1. Mai am Montag ist auf erstaunlich starke Zustimmung gestoßen. Etwa 1200 Menschen beteiligten sich am Demonstrationszug vom Unterbarmer Bahnhof und dem anschließenden Maifest auf dem Laurentiusplatz. Angesichts des regnerischen und nasskalten Wetters sei das eine „gute Resonanz“ zum Tag der Arbeit, freute sich Guido Grüning vom Stadtverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).
Als Gastredner sprach der Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi), Frank Bsirske. Er kritisierte vor allem die Entwicklung bei der gesetzlichen Rente und forderte die Bundesregierung zu einem „Kurswechsel“ auf. Jedem dritten Vollzeitbeschäftigten in Deutschland drohe Altersarmut. Diese Entwicklung sei eine „soziale Zeitbombe“, die dringend „entschärft“ werden müsse.
Für die Betroffenen, die Politik und die Gewerkschaften bedeute dies eine fundamentale Herausforderung. Die Gewerkschaften des DGB würden das Thema einer gerechten Rentenpolitik deshalb jetzt zur Bundestagswahl im September in einer „gemeinsamen Kampagne“ bündeln. In der Frage einer gerechten Rente gebe es zudem auch keine Generationenkonflikt. „Die Jungen von heute sind die Alten von morgen!“
Auf das Motto der Kundgebung „Wir sind viele. Wir sind eins“ kam auch Oberbürgermeister Andreas Mucke bei seiner Begrüßung zu sprechen. Dabei warnte er vor populistischen Antworten, wie sie die AfD anbiete. „Die Rechtspopulisten schüren Ängste und Hass und wollten die Gesellschaft spalten“, mahnte er. „Antidemokraten haben in unserem Land nichts verloren.“
Wuppertal stehe dagegen für eine Stadt, in der Menschen in Not solidarisch beigestanden werde. Hinzu komme eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Neben einer steigenden Bevölkerungszahl sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Wuppertal auf rund 120 000 gestiegen. Gleichwohl gebe es immer noch zu viele Menschen, die von ihrer Arbeit nicht leben können. In dieser Frage müssten Politik und Gewerkschaften den „starken Schulterschluss“ suchen. Das hörten die meisten Teilnehmer gerne - unter den Zuhörern waren dabei auch etliche Jugendvertreter der Gewerkschaften.
Einer von ihnen war Felix Rudewig, Vorsitzender des Ortsjugendausschusses der IG Metall. Er hatte sich mit etwa zehn Altersgenossen an der Demo beteiligt. „Wir laufen jedes Jahr mit“, sagte er. Bisweilen sei es schwer, junge Beschäftigte zur Teilnahme an der Mai-Kundgebung zu animieren. Mitunter machte sich am Montag denn auch der eine oder andere Jugendvertreter etwas übermüdet auf den Umzug - der „Tanz in den Mai“ forderte seinen Tribut.