Straßenverkehrsamt Wuppertal „Andere Städte schaffen das reibungslos“

Die Mitarbeiter von Spediteur Siegfried Voss müssen regelmäßig ihre Führerscheine erneuern lassen. Doch Termine im Straßenverkehrsamt sind rar gesät.

Mitarbeiter Anton Ziob müsste bald seinen Führerschein verlängern lassen – bekommt aber keinen Termin im Straßenverkehrsamt.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Der Spediteur Siegfried Voss ist empört: Seine 40 Kraftfahrer müssen alle fünf Jahre ihre Führerscheine der Klasse CE erneuern. Doch es sei schwierig bis unmöglich, Termine beim Straßenverkehrsamt zu bekommen. „Kraftfahrer, deren Arbeitsplatz nun mal darin besteht, Lkw zu fahren, sind nicht immer planbar abkömmlich und nicht vier bis sechs Wochen im Voraus“, ärgert sich der Spediteur. Bisher sei es üblich gewesen, dass Fahrer, die ihre langfristig gebuchten Termine verpasst hatten, morgens um 6 Uhr zum Straßenverkehrsamt kamen und dort dann im Laufe des Tages kurzfristig einen Termin bekamen. Doch das werde derzeit nicht angeboten.

Das gesamte Verlängerungsprozedere sei für ihn schwer zu planen: Fünf Module mit jeweils sieben Stunden Unterricht müssen die Kraftfahrer jedes Mal absolvieren. „Die Termine für die Module sind genauso rar gesät wie die für das Straßenverkehrsamt und diese buchen wir ein Jahr im Voraus“, erklärt Siegfried Voss. Dazu kommen noch ein ärztliches Gesundheitszeugnis und ein Sehtest.

Auch die ADR-Bescheinigung – nötig für die Beförderung gefährlicher Güter – sowie Personalausweise und Reisepässe müssen regelmäßig verlängert werden. Das Zeitfenster nach fünf Jahren sei klein: „Wenn man den Führerschein zu früh beantragt, verliert man Zeit, oder man benötigt mehrere Termine, um die Module getrennt eintragen zu lassen“, sagt Siegfried Voss.

Von Montag bis Freitag im Fernverkehr unterwegs

Ein Mitarbeiter von ihm muss seinen Führerschein bis zum 8. September verlängern lassen. Da er im Fernverkehr eingesetzt wird, ist er von Montag bis Freitag nicht in Wuppertal. Sollte er es nicht rechtzeitig schaffen, seinen Führerschein verlängern zu lassen, kann bei einer Kontrolle das gesamte Fahrzeug festgesetzt werden; dann müsste der Spediteur einen Ersatzmann schicken. „Andere Städte schaffen die Verlängerung der Führerscheine reibungslos“, betont Siegfried Voss. „Unsere Fahrer aus Schwelm sind beispielsweise nach kürzester Zeit wieder zurück von der Zulassungsstelle.“

Ärgerlich sei in Wuppertal auch, dass immer nur ein Fahrzeug auf einmal angemeldet werden darf. Will der Spediteur einen Lastwagen mit Anhänger zulassen, muss er zweimal kommen. „Ich habe schon so oft morgens um 5 Uhr dort gesessen – das macht keinen Spaß.“

Axel Heinemann, Stadtbetriebsleiter des Straßenverkehrsamtes, muss dem Spediteur Recht geben: „Mit Terminen ist es derzeit schwierig.“ Das Problem sei, dass die Fünf-Jahres-Begrenzung für die Lastwagen-Führerscheine vor gut fünf Jahren eingeführt wurde; dadurch seien es derzeit besonders viele Fahrer, die ihre Scheine verlängern. Außerdem mache dem Straßenverkehrsamt immer noch der inzwischen ausgesetzte Umtausch alter Pkw-Führerscheine zu schaffen. In der vergangenen Woche sei außerdem eine Mitarbeiterin erkrankt – deshalb konnte das Straßenverkehrsamt keine kurzfristigen Tagestermine anbieten. „Das haben wir aber auf der Homepage veröffentlicht“, betont Heinemann.

Eine Stelle ist
derzeit unbesetzt

Langfristig erhofft er sich Besserung: Von fünf Vollzeitstellen im Bereich der Führerscheine sei eine unbesetzt, eine weitere Mitarbeiterin geht bald. Für beide Stellen laufen derzeit externe Bewerbungsverfahren, nachdem sich intern niemand gefunden hat. „Allerdings braucht das Wochen, bis die einsatzfähig sind – Führerscheine sind wirklich kompliziert“, warnt Axel Heinemann.

Eine deutliche Verbesserung könnte mehr Digitalisierung bringen: Eine neue Mitarbeiterin aus einem anderen Ressort versucht gerade, die entsprechenden Programme ans Laufen zu bringen. Wenn alles funktioniert, könnten etwa Fahrschulen alle Daten ihrer Fahrschüler direkt ins System eingeben. Dann müssten diese nur noch zum Unterschreiben kommen – und benötigen nur fünf statt 25 Minuten des Personals. Doch Heinemann glaubt nicht, dass bald alle Anliegen digital bearbeitet werden: „Man kann schon seit zwei Jahren Autos online abmelden – aber das hat noch kein einziger getan.“ Doch es ist wahrscheinlich, dass sich die Lage im Straßenverkehrsamt in den nächsten Monaten beruhigt.