In ihrem neuen Buch veröffentlicht die Wuppertaler Autorin Geschichten zum Schaudern Angelika Pauly und das unerbittliche Haus

Elberfeld. · Die Autorin hat jetzt Geschichten zum Schaudern veröffentlicht und damit auch einen Teil ihrer Kindheit verarbeitet.

Angelika Pauly hat ein neues Buch vorgestellt.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Kinderbücher und Kinderlieder hat sie bereits veröffentlicht, jetzt kommen noch fantastische Geschichten mit Streifzügen ins Horrorgenre hinzu. Die Wuppertalerin Angelika Pauly hat ihr neues Buch „Das unerbittliche Haus“ veröffentlicht. Auf 148 Seiten schildert sie in 42 kurzen Episoden, die sich alle in dem mindestens fünfstöckigen „unerbittlichen Haus“ ereignen, mysteriöse und geradezu unvorstellbare Geschichten.

Hausmeister, Hausverwalter, Fensterputzer, Maler und Dachdecker bewegen sich in dem Gebäude. Ein Mann mit Hammer, der das Haus aus früheren Zeiten kennt, sucht Steinskulpturen neben der Haustür, die jeweils aus Mensch bestehen sollen, erklärt er einem Passanten. Und der Postbote steigt die Treppe hinauf zur blendend weiß gestrichenen Wohnung in der fünften Etage, trifft dort den völlig weiß gekleideten Empfänger seines Einschreibens, dreht sich entsetzt um, will die Treppe hinab, die aber plötzlich nur noch nach oben führt. Und dann wäre da noch das Kind, das einem weißen Schmetterling ins Haus folgt, am frisch gestrichenen Geländer festklebt, sich losreißt, über Malergerüste bis in die fünfte Etage stolpert, von wo es verängstigt wieder den Weg nach unten und Trost bei einer liebevollen alten Dame sucht. Die beiden Geschichten haben eines gemein: Sie enden mit frischen Gräbern auf dem Friedhof.

Der Postbote sei am Herzinfarkt, die alte Dame bei einem Verkehrsunfall und das Kind beim Spielen auf einem altem Fabrikgelände verstorben. Versucht die Autorin mit so eingestreutem Kurzbericht den Bezug zur Realität zu behalten? Man liest von einem abstürzenden Fensterputzer, von den Schwierigkeiten des stets fegenden Hausmeisters in grauem Kittel mit Mietern und Hausverwaltung. Bei unzureichendem Arbeitsschutz wird er von noch klebendem Tiefgrund des Treppenhauses gegen seinen Willen in die durchsichtige aber undurchdringliche Wand gezogen, landet also im Flachen. Bei solch überbordender Fantasie droht die Kommunikationsebene zwischen Autorin und Leser auseinanderzubrechen.

Immer wieder tauchen in „Das unerbittliche Haus“ auch autobiographische Bezüge auf. Etwa wenn das Kind dem Graukittel seinen Geburtstag mitteilt und hüpfend im Treppenhaus singt, dass es in diesem Hause wohne. Sein Geburtstag entspricht dem der Autorin, die als 70-jährige dreifache Mutter und zweifache Großmutter seit 1974 Geschichten verfasst.

Mit den schrillen, zum Teil auch verwunderlichen Texten verarbeitet Pauly nach eigenen Angaben ihre Kindheit – wenngleich „literarisch verdichtet“. Zur Einordnung hat Angelika Pauly ihr neues Buch auf Youtube vorgestellt. Zwar trägt die Vorstellung nicht unbedingt zum Verständnis des Buchs, wohl aber zum Verständnis der Autorin, ihrer Situation und ihren verstörenden Gedanken bei.