Angst am Werkstor: WZ-Mobil bei Schaeffler
Mitarbeiter können Begründung nicht nachvollziehen.
Varresbeck. Dienstagmittag vor dem Schaeffler-Werk an der Mettmanner Straße, Schichtwechsel: Viele der Mitarbeiter gehen in eine ungewisse Zukunft. Gut die Hälfte der Jobs steht auf dem Spiel, das Unternehmen will bis zu 750 Stellen am Standort Wuppertal abbauen.
„Das ist eine Sauerei“, sagt Dirk Zorn, ehemaliges Betriebsratsmitglied. Seit 31 Jahren ist er im Betrieb. Entlassungen habe es immer wieder mal gegeben, im jetzigen geplanten Ausmaß sei das „aber schon arg mächtig“. „Und Frau Schaeffler bekommt noch einen goldenen Handschlag von Frau Merkel und macht auf Familienunternehmerin.“
Josef Tappert ist ein echtes Urgestein der Firma. Seit 1965 gehört er zur „Familie“ und hat bis zu seiner Pensionierung so einiges miterlebt — Höhen und Tiefen gehörten zu seinem Arbeitsalltag, aber er ist seiner Firma treu geblieben: „Früher gab es Weihnachts- und Osterfeiern für die Kinder, ,Kartoffelgeld’ gab es im Herbst und alle fünf Jahre durfte man mit der Familie auf Kosten der Firma in den Urlaub fahren“, schwärmt er.
Umso schlimmer ist es für ihn, wie heute mit den Arbeitern umgegangen wird. „Es geht hier nicht um die Kosten, da ist noch etwas anderes im Busch. Die können doch hier zumachen, wenn mehr als die Hälfte der Mitarbeiter entlassen wird.“
Uwe Ruberg, Betriebsrat
Die Stimmung im Werk sei nach der Verkündung am Boden. Seit fünf Jahren arbeitet Vitali Romaskevic im Schaeffler-Werk. „Ich habe Angst um meinen Job.“ Auch Waldemar Benke fürchtet um seine Arbeitsstelle: „Bevor ich hier vor zwei Jahren hin kam, war ich arbeitslos.“ Er ist frustriert: „Mal gucken, was passiert. Natürlich guck’ ich mich nach anderen Jobs um, aber wenn man sich die Marktsituation in Deutschland anschaut, hat man wenig Hoffnung“, sagt er und schüttelt den Kopf.
Efisio Puddu kann die Sparpläne des Unternehmens nicht nachvollziehen: „Es ist nicht nötig. Wir alle haben nichts davon gewusst.“ Diesen Punkt bringt auch Michael Pohl zum Brodeln: „Wir haben von Seiten der Geschäftsführung noch nichts gehört. Nur der Betriebsrat und die IG Metall haben mit uns gesprochen. Aber die Geschäftsführung nicht.“ Bevor er bei Schaeffler angefangen hat, arbeitete er für die Firma Quante. „Das war genau das gleiche Spielchen.“ Er hat aber noch die Hoffnung, dass er seinen Job behalten kann: „Ich arbeite im Versand und irgendwie muss die Firma ja lieferfähig blieben, auch wenn sie weniger produziert.“
Norbert Bergrath ist zwar seit gut sieben Monaten in Rente, zeigt sich aber solidarisch mit seinen ehemaligen Kollegen. „Gerade die jungen Leute sind doch jetzt am Flattern.“
Wie der 24-Jährige, der seinen Namen nicht nennen möchte. „Ich bin seit drei Monaten mit der Ausbildung hier fertig. Wenn es einen Sozialplan geben sollte, werde ich wohl ganz oben stehen“, fürchtet er. Die Gründe für den Stellenabbau kann er nicht nachvollziehen. „Da wird billig im Ausland produziert, und wir müssen darunter leiden.“ Auch sein Kollege Claudio Spanu, seit 33 Jahren bei Schaeffler, ist darüber sauer: „Erst lernt man uns an, und dann nimmt man uns die Arbeit weg.“
„Dabei tun wir unser Möglichstes“, sagt Johann Machleidt. „Wir arbeiten doch schon fünf Stunden pro Woche umsonst.“
Paolo Benise ist sprachlos: „Ich habe einfach nichts zu sagen.“ Ob er Angst hat? „Warum sollte ich?“ Auch Ugur Cetin guckt zuversichtlich in die Zukunft: „Ich glaube, das ist ein großer Bluff. Vielleicht wird das Urlaubsgeld gekürzt oder die Löhne werden gesenkt, aber mehr nicht. Mal gucken, was das Schicksal für mich geplant hat.“