Arbeitsgelegenheiten: Streit um Ein-Euro-Jobs

Die Hartz-IV-Empfänger machen oft viel mehr als sie dürfen, behauptet Verdi. Der Elberfelder Erziehungsverein ist empört.

<span style="font-weight: bold;">Wuppertal. Werden Ein-Euro-Jobber wirklich nur in dem Rahmen eingesetzt, wie es vorgeschrieben ist? Nach Recherchen der WZ ist das zweifelhaft - während es harsche Kritik vom Elberfelder Erziehungsvereins an der Berichterstattung gibt. Vereinsvorsitzende Evamarie Bott hat sich mit Bezug auf den Bericht: "Arge-Jobs: Fluch oder Segen" in die Diskussion eingeschaltet und erklärte, dass Ein-Euro-Kräfte ausschließlich im hauswirtschaftlichen Bereich eingesetzt würden, zur Entlastung der Erzieherinnen, damit diese verstärkt ihren pädagogischen Aufgaben nachgehen könnten. Ihrer Aussage nach würden die Ein-Euro-Kräfte nicht mal das normal eingesetzte Reinigungspersonal ersetzen. "Sie können sicher sein, dass wir uns unserer Verantwortung als Träger der Kindergärten bewusst sind und nur pädagogisch qualifiziertes Personal für die Betreuung der Kinder einsetzen", sagt die Vereinsvorsitzende.

Pfarrer Thomas Kroemer, Vorsitzender des Verbandes evangelischer Kindertagesstätten in Barmen, bezeichnet die Berichterstattung gar als vollkommen falsch. Seiner Ansicht nach ist die Recherche fehlerhaft und stellt eine "öffentliche Rufschädigung" dar. Den Leiterinnen der Kindertagesstätten sei es per Dienstanweisung untersagt, Ein-Euro-Kräfte im pädagogischen Bereich arbeiten zu lassen.

Die WZ hat in ihrer Berichterstattung nie behauptet, dass Ein-Euro-Kräfte in den Einrichtungen des Erziehungsvereins als Erzieherinnen arbeiten, aber es stellt sich die Frage, zu welchem Zweck die Ein-Euro-Kräfte in Wuppertal eingesetzt werden. In der Tat gibt es nach den Projektlisten der Wuppertaler Arge einige Kitas, in denen Ein-Euro-Jobber im "hauswirtschaftlichen Bereich" eingesetzt werden. Es gibt aber auch Projekte, in denen steht: "Mithilfe im pädagogischen Bereich." Oder, ebenfalls ausgeführt: "Mitarbeit im hauswirtschaftlichen und pädagogischen Bereich." Dabei handelt es sich nicht immer um Kindergärten, sondern auch um andere Projekte.

Es kommt noch dicker: Nach Auskunft der Gewerkschaft Verdi habe es bereits einige Beschwerden über den Einsatz von Arge-Jobbern gegeben. Auf dem Papier werde zwar die per Gesetz vorgeschriebene Regelung festgelegt, aber die Realität sähe häufig ganz anders aus. "Wir wissen von Trägern in Wuppertal, die Arbeitsgelegenheiten auch im pädagogischen Bereich einsetzen", sagt Grit Genster, stellvertretender Verdi-Geschäftsführerin und nennt ein konkretes Beispiel. So helfe etwa eine ausgebildete Erzieherin in einer Einrichtung als Ein-Euro-Jobber bei der Sprachförderung.

In Belastungssituationen oder bei Krankheitsfällen sei es "durchaus gängig", dass Arge-Jobber über ihren ursprünglichen Arbeitsbereich hinaus arbeiten. Auch im Pflegebereich käme das vor. Der Grund: Die oftmals allzu dünne Personaldecke. Es sei immer problematisch, das den betroffenen Einrichtungen nachzuweisen. Das liegt auch daran, dass sich nur wenige Hartz-IV-Empfänger beschweren, wenn sie mehr Aufgaben übernehmen. "Viele sehen das eher als Chance für sich", sagt Genster.