Auf den Spuren von Dick und Doof

Zwei junge Wuppertaler drehen in ihrer Freizeit Stummfilme im 20er Jahre Stil. Mit Engagement, viel Spaß — und in Serie.

Foto: Andreas Fischer

Barmen. Der Mann huscht die Mauer entlang, blickt gehetzt über die Schulter. Dann holt er entschlossen eine kleine Phiole aus dem Jackett, trinkt. Er verdreht die Augen — und ist plötzlich verschwunden. Die beiden jungen Männer, die ihm folgen, kommen zu spät. Einer gestikuliert wild, der andere schaut, eine Pistole in der Hand, ratlos in die Ferne. Die in Schwarz-Weiß gehaltene und nur mit Filmmusik aus den 20er/30er Jahren untermalte Verfolgungsszene eröffnet den Film „Stumm und Dumm — das Phantom“. Knapp 2000 Mal wurde das 2016 eingestellte Werk bei Youtube abgerufen. Das letzte fertige Projekt der Freunde Lukas Menges und Felix Schwanke. Die beiden verbindet die Liebe zum Hobby Filmen, ihre Freundschaft und ihre Zeit in Wuppertal — der Kontakt hielt, auch nachdem Felix mit sieben Jahren weggezogen war und erst seit ein paar Jahren wieder im Bergischen wohnt.

Am Anfang stand das Christkind, das dem damals zwölfjährigen Felix den gewünschten Camcorder unter den Weihnachtsbaum legte. „Wir haben zusammen Quatschnachrichten aufgenommen“, erinnert sich der 22-jährige Student der Sozialwissenschaften. „Wir entdeckten, dass es viel Spaß macht, in andere Rollen zu schlüpfen“, ergänzt der 23-jährige Lukas, der Biochemie studiert. Eine Kamera, einige Schnittprogramme und ein Greenscreentuch weiter schien die „Filmkarriere“ am Ende. Weil bei Ton- und BuntFilm ohne großen finanziellen Einsatz kein Weiterkommen möglich schien. Also schwenkten die Jungs um und verzichteten auf Farbe und Ton — wie bei „Dick und Doof“, die die beiden im Fernsehen schätzten. Die Idee für „Stumm und dumm“ (weil es sich so schön reimt) war geboren.

Von den amerikanischen Komikern guckten sich die Wuppertaler auch Mimik, Gestik und Rollenverteilung ab. Ansonsten bevorzugen sie das Krimigenre und das Experiment. Lukas erzählt: „Wir hatten nur einen ungefähren Handlungsverlauf im Kopf, drehten und schnitten an einem gemeinsamen Wochenende.“ So entstand 2012 der erste „Stumm und Dumm“-Film, den die beiden, nur für sich, auf DVD brannten. Beim zweiten Film, „Stumm und dumm - die Vergiftung“, wirkten 2013 die Väter mit. Felix: „Schon damals war ich Polizist Jeff Clueless und Lukas Inspektor Foxx Savvy. Mein Vater spielte einen Mörder, Lukas’ Vater sein Opfer.“ „Tat“ und Dreh-Ort war — neben der elterlichen Wohnung — die leerstehende neuapostolische Kirche an der Mommsenstraße, die ihr Polizeihauptquartier werden sollte. Den achtminütigen Film luden die Hobbyfilmer auch bei Youtube hoch. Folge: Freunde und Mitschüler kamen und wollten mitmachen.

2015 folgte der 15 Minuten lange Teil 3, „Stumm und dumm — die Entführung“, an dem zwölf Leute mitwirkten. Die anfängliche Arbeitsteilung — Felix Technik, Lukas Drehbuch, Casting — verfestigte sich. Die Dreharbeiten zogen sich über ein Dreivierteljahr, schlossen auch einen Keller und einen Hinterhof ein. Mit 5000 Klicks erntete das Werk bislang die größte Aufmerksamkeit. Lukas: „Ein schönes Gefühl.“

Das noch getoppt werden sollte. Beim 45 Minuten langen Opus „Stumm und dumm — das Phantom“ wirkten 40 Menschen mit, verwandelte eine Make-up-Artistin die Akteure in Zombies, wurde nach Abschluss der Dreharbeiten eine Premierenfeier veranstaltet. „Wir haben damals unsere Grenzen ausgetestet. Und gemerkt, dass länger und größer nicht unbedingt mehr Aufmerksamkeit bedeutet.“ Erkenntnisse, die derzeit in den fünften Film einfließen, bei dem die Polizisten eine dunkle Sekte zum Gegner haben. Gedreht wurde diesmal auch in einem ehemaligen Kolonialwarenladen. Nun beginnen die Schneidearbeiten. Im Sommer 2018 soll der Film bei einer Premierenfeier gezeigt werden.

Und wie soll es weitergehen? „Wir wollen einfach gut unterhalten und weiter Spaß mit unserem Hobby haben.“ Entsprechend wird vor allem Zeit und weniger Geld ins Hobby investiert. Etwas Anerkennung — etwa durch einen Wettbewerbsgewinn — wäre ihnen allerdings doch recht.