Auf den Standort kommt es an
Die Stadt sucht Orte, um dort Glas-, Textil - und Papiercontainer aufzustellen. Bürger können Vorschläge machen — das ist aber nicht immer einfach.
Wuppertal. 441 städtische Standplätze für Glas- und Papiercontainer gibt es in Wuppertal. Oft steht ein Container für Elektroschrott daneben. An 211 dieser Sammelplätze befindet sich zudem ein Behälter, in den alte Textilien geworfen werden können. Das Recyceln dieser Wertstoffe ist nicht nur aus ökologischer Sicht sinnvoll, sondern bringt einen finanziellen Vorteil mit sich.
Nach Angaben von Martin Bickenbach, Chef der Abfallwirtschaftsgesellschaft, betragen die Erlöse beim Altpapier rund 855 000 Euro und bei Altkleidern rund 287 000 Euro im Jahr. Gute Erlöse werden auch durch das Einsammeln des Elektroschrotts erzielt, während die AWG bei der Sammlung von Altglas nur von den Gebühren für die Container profitiert.
Kein Wunder, dass die Abfallwirtschafts Gesellschaft (AWG) darauf bedacht ist, optimale Standorte für die Container auszuwählen. Sie sollen gut erreichbar sind und möglichst sollen keine Anwohner belästig werden. „Derjenige, der am Recycling teilnimmt, reduziert die Abfallgebühr“, erklärt Klaus Steinbrink, Abteilungsleiter Logistik der städtischen Tochter AWG. Der Erlös hilft, die Abfallgebühren zu senken. Was in der Theorie ganz einfach klingt — Müll trennen und in die entsprechenden Container werfen —, ist in der Praxis ein komplexes Thema. Denn nicht nur, dass die Container häufig falsch befüllt oder Sammelplätze verschmutzt werden, es gibt auch einen höheren Bedarf an Sammelplätzen als verfügbare städtische Grundstücke. Je größer Wuppertal wird, desto mehr Wertstoffbehälter sollten aufgestellt werden. Auf etwa 800 Einwohner sollte ein Sammelplatz kommen. „Gerade haben meine Kollege eine mehrseitige Liste mit möglichen Grundstücken zusammengestellt“, sagt Steinbrink. Wegen der hohen Anforderungen, die an solch einen Platz gestellt werden, könnte es sein, dass nur drei auf der Liste tatsächlich in Frage kämen.
„Beispielsweise dürfen wir keine Container auf Grundstücken aufstellen, wo sich Discounter befinden“, so Steinbrink. Die großen Ketten seien nicht damit einverstanden, dass dort AWG-Sammelbehälter stünden. „Dabei wäre das für die Wuppertaler praktisch, weil sie vor ihrem Einkauf dann direkt Papier und Glas wegbringen könnten“, findet er Auch weitere Anforderungen müssen erfüllt werden: Schulwege kämen nicht in Frage, es müsse Abstandsflächen zur Wohnbebauung geben, Oberleitungen dürften dort nicht verlaufen und der Bürgersteig müsste überbreit sein, „damit auch Rollstuhlfahrer vorbeikommen, wenn die Container dort stehen“, sagt Steinbrink. Parkplätze und gute Erreichbarkeit seien weitere Kriterien.
Ist das alles geklärt, findet ein Ortstermin mit Vertretern der städtischen Verkehrslenkung, der zuständigen Bezirksvertretung (BV), der Polizei und der AWG statt. Stimmen die Sachverständigen zu, muss die Stadt prüfen, ob das Grundstück tatsächlich frei ist, oder in den nächsten Jahren Baumaßnahmen geplant sind. Gibt es auch hier grünes Licht, muss die Bezirksvertretung abschließend der Errichtung eines neuen Sammelplatzes zustimmen. 6000 bis 10000 Euro kostet es, einen Platz so herzurichten, dass die Recyclingcontainer sicher aufgestellt werden können. Deshalb können die Sammelbehälter nicht an einer Stelle ab- und an einer anderen wieder aufgebaut werden.
Vorschläge können auch die Bürger einreichen. Dass es nicht ganz einfach ist, dabei gleich den richtigen Ansprechpartner zu finden, hat WZ-Leser Michael Frohn erfahren müssen. Er wandte sich zunächst an die AWG und dann an die Stadt, um über den Standortwechsel eines Containers Am Friedenshain zu sprechen. Nach etwa zehn Anrufen bei der Stadt half die Vermittlung durch die WZ weiter. Michael Frohn wurde eine Ortsbesichtigung zugesagt.
„Als Standort schlage ich einen Platz vor, den man mit einer kleinen Einfriedung versehen könnte. Ansonsten wird er nur einmal im Jahr für den Tannenbaumverkauf genutzt“, sagt Michael Frohn. Nun ist er gespannt, ob sein Vorschlag angenommen wird.