Burgholz Auf der Suche nach Bäumen, die dem Klimawandel trotzen
Burgholz. · Im Arboretum stehen Exemplare aus der ganzen Welt. Wie reagieren sie auf Hitze und Trockenheit?
Hoch ragen die zahlreichen Bäume des Arboretums Burgholz über dem Besucher auf. Unter den etwa 100 Baumarten stehen heimische Bäume und Exoten direkt nebeneinander. Was auffällt, sind die braunen Stellen im Laub mancher Baumkronen. Die Hitze der letzten Wochen und die langanhaltende Trockenheit machen den Bäumen zu schaffen.
„Der Wasserspeicher im Boden fehlt, auf den die Bäume nicht mehr zugreifen können“, erklärt Försterin Leonore Gärtner. Starkregen könne nicht versickern, weil die Böden zu trocken sind. Durch den Abwurf von Laub verringert der Baum seine Oberfläche und schützt sich somit vor Verdunstung.
Die Fichten leiden unter einer Borkenkäfer-Kalamität, einem Massenerscheinen der Käfer, die sich unter die Rinde bohren und sich dort vermehren, wie Gärtner erklärt. „In normalen Jahren kann die Fichte mehr Harz produzieren, das geht bei Trockenheit nicht“, sagt sie. Durch den Käfer wird das Wasserleitsystem des Baumes angegriffen; der Baum stirbt ab.
Alle drei Jahre wird das Wachstum der Bäume vermessen
Auf mehreren Versuchsflächen stehen exotische Arten, wie der Riesenmammut- oder der Riesen-Lebensbaum aus Nordamerika. Alle drei Jahre wird der Zuwachs der Bäume vermessen. Bislang lieferten Fichten das klassische Bauholz.
„Wir schauen, welcher Baum in Zukunft wertvoll für uns ist“, sagt Gärtner. So könnten auch der Riesen-Lebensbaum oder die Douglasie als Konstruktionsholz dienen. „Trotz fremdländischer Baumarten haben wir hier die gleiche heimische Flora und Fauna“, betont sie. Darunter seien auch Arten der roten Liste, auf der bedrohte Tiere stehen.
Viele der Exoten im Arboretum sind erst 50 bis 60 Jahre alt. „Der Zeitraum ist für die Forstwirtschaft zu kurz“, erklärt Gärtner. Es ließe sich nicht abschätzen, wie sich das Klima dauerhaft verändern oder welche Schädlinge noch auftreten werden. „Es ist ganz wichtig, dass man eine Vielfalt an Baumarten hat“, sagt die Försterin.
Dazu sei es notwendig, ausländische Arten in die Forstwirtschaft einzubeziehen. Monokulturen sollten vermieden werden, weil sonst ganze Flächen bei einem Schädlingsbefall wegfallen könnten.
„Wenn sich das Klima so entwickelt wie bisher, könnten Baumarten aus dem Mittelmeerraum eine Alternative sein“, berichtet Leonore Gärtner. Sie seien an heißere und trockenere Standorte gewöhnt. Dazu gehören verschiedene Tannenarten, die bislang keine große forstliche Bedeutung hatten. Auch die Esskastanie und Edelkastanie können mit weniger Niederschlag auskommen. Die Edelkastanie sei zudem eine Bienenweide, sowohl für Honig-, als auch für Wildbienen.
Einen Unterschied bemerkt Leonore Gärtner auch in der Blühperiode der Bäume: „Die Bäume blühen häufiger und produzieren mehr Samen.“ Das Phänomen nenne sich Vollmast. Aber auch hier seien viele Fruchtstände vertrocknet. „Für das Individuum ist es nicht gut, wenn es so viel Saatgut gibt, da die Energie in die Frucht gesteckt wird“, so Gärtner. Die Energie fehle dann für das Wachstum.
„Es gibt nicht die eine Art für den Klimawandel“, so die Försterin. Faktoren wie Schädlingsbefall und Niederschläge seien auf lange Sicht nicht abschätzbar. „Es muss mehr in der Forschung passieren, hinsichtlich Standortansprüchen, Holzverwendung und Wuchsleistung“, sagt sie. Das Arboretum sei noch in den Anfängen und die Sägeindustrie oft noch nicht auf die Exoten eingestellt. Gärtner erklärt, dass die Fichte eher ins Gebirge gehört. „Auf die Fichte kann in Zukunft nicht mehr gesetzt werden, zumindest nicht unter 500 Metern.“