Auf heißen Öfen — und unter Gottes Segen
Die katholische Kirche erinnert die Fahrer der schnellen Maschinen aber auch an ihre Verantwortung im Straßenverkehr.
Wuppertal. Die Wuppertaler Motorradfahrer und Pastoralreferent Werner Kleine haben Glück: Wenige Minuten zuvor regnete es noch — nun stehen jedoch trockene und noch warmgefahrene Maschinen vor der Laurentiuskirche in Elberfeld — kein Wunder, die heißen Öfen und ihre Fahrer bitten um göttlichen Beistand.
Zur Eröffnung der Motorradsaison hat der Pastorreferent der katholischen Citykirche an diesem letzten Freitag im April wieder zur Segensfeier für die Motorradfahrer und ihre Maschinen eingeladen. Nach seiner Predigt, in der er an die Verantwortung der Fahrer appellierte, die sie auf ihren Maschinen haben, geht er durch die Reihen der Gemeinde und segnet jedes Motorrad und seinen Fahrer. Selbst die ganz Kleinen und ihre Spielzeug-Bikes bekommen etwas Weihwasser ab.
„Segen ist kein Zaubermittel, sondern eine Erinnerung an unsere eigene Verantwortung“, sagt Werner Kleine. Der Motorradgottesdienst findet bereits seit sechs Jahren in enger Kooperation mit der Polizei Wuppertal statt. Und so nutzt auch sie den Gottesdienst, um die Motorradfahrer zur Vorsicht und Umsicht im Straßenverkehr zu ermahnen. „Wir wollen die Fahrer dazu ermutigen, sich zum Fahrtraining anzumelden, damit sie sicher im Straßenverkehr unterwegs sind“, sagt Polizeihauptkommissar Rainer Feller.
Er demonstriert nach der Predigt die Gefahren, die den Fahrern im Verkehr drohen. Dazu rollt er einen langen, schmalen Teppich aus, der die Länge des Anhalteweges bei einer Geschwindigkeit 30 und 50 Kilometern in der Stunde darstellt.
Die Biker sind erstaunt darüber, wie viel länger der Bremsweg ist wenn sie nur 20 Kilometer schneller fahren. „Fahr´ nicht schneller als dein Schutzengel fliegen kann“, zitiert Feller einen alten Spruch der Motoradfahrer. Und in der Tat: In der warmen Jahreszeit häufen sich auf den kurvigen Straßen des bergischen Landes jedes Jahr die schweren Unfälle, in die Motorradfahrer verwickelt sind. Eine der Hauptursachen: Zu hohe Geschwindigkeit. In regelmäßigen Abständen bietet die Polizei daher kostenlose Trainingskurse an.
Kurz ist großer Lärm auf dem Laurentiusplatz zu hören. Der Hauptkommissar hat Geburtstag und die Fahrer lassen ihre Maschinen eine Geburtstagshymne schmettern.
Es sind leider nur die Hartgesottenen, die sich auf den Weg zur Laurentiuskirche gemacht haben. „Letztes Jahr hatten wir um die 70 Motorräder hier stehen. Viele sind wegen des Wetters zu Hause geblieben“, bedauert Werner Kleine. Am Freitagabend waren es etwa 35 Maschinen, ihre Soziusse, einige Liebhaber und Schaulustige, die sich diese Tradition der Wuppertaler Motoradfahrer trotz Wind und Wetter nicht entgehen lassen wollten.