Wuppertal Aus Trumps Spiel wird Ernst

So reagieren die Wuppertaler auf die Präsidentenwahl: Sorge, Ärger und auch Verständnis für die Lage vieler Amerikaner.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Die Lokalpolitik ist von der Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten zwar nicht direkt betroffen, aber ganz spurlos darf das Ereignis an Mandatsträgern und Parteien auch nicht vorübergehen. So jedenfalls sieht es der Vorsitzende der Wuppertaler FDP, Marcel Hafke. Er sitzt für die Liberalen auch im NRW-Landtag. „Ich finde, das Ergebnis ist enttäuschend. Das ist jetzt eine schwierige Situation“, sagt Hafke mit Blick auf die weltpolitische Lage. Aber er sieht auch Aufgaben auf sich selbst zukommen. „Wichtig ist, nicht auf die Demoskopen zu hören, sondern den Bürgern zuzuhören.“ Das sei beim Brexit schon schiefgelaufen und nun wieder. „Wir dürfen nicht an den Menschen vorbeiregieren.“

Auch für den Vorsitzenden der CDU im Bergischen, Rainer Spiecker, kommen schwierige Zeiten auf die Weltpolitik zu. „Ich hoffe, dass Donald Trump schnell zu einer Politik findet, die zu eine Partnerschaft mit Europa führt“, sagt Spiecker. Wie Hafke sieht der Landtagsabgeordnete der CDU Parallelen zwischen den USA und Deutschland. „Trump ist es gelungen, die Leute hinter sich zu versammeln, die sich in den Volksparteien nicht mehr aufgehoben fühlen.“

„Ich bin geschockt, Donald Trump ist ein Demagoge, der rassistische und frauenfeindliche Sprüche von sich gibt. Ich halte ihn für einen unberechenbaren Choleriker und mache mir große Sorgen“, spricht der stellvertretende Wuppertaler SPD-Parteivorsitzende Stefan Kühn klare Worte.

„Es gibt Tage, da verliere selbst ich meinen Optimismus“, schreibt der SPD-Landtagsabgeordnete Dietmar Bell auf seiner Facebook-Seite.

Wuppertals Grüne werten den Wahlsieg Trumps als Auftrag für die Politik in Deutschland: „Ich bin erschüttert und schockiert über das Ergebnis. Donald Trump hat in seinem Wahlkampf gegen Frauen, Migranten und Homosexuelle gewettert“, sagt Vorstandssprecherin Claudia Schmidt. Ihr stelle sich die Frage, wie Trump sich seine Regierungszeit vorstellt, da er mit seinem Hass das Land gespalten habe. „Für uns Grüne bedeutet das, dass wir in Deutschland, aber vor allem auch in Europa umso mehr die Vielfalt in der Gesellschaft, die Solidarität untereinander und die demokratischen Werte hochhalten und umsetzen müssen.“

Passend zum Ergebnis der Präsidentschaftswahlen hat die Familie Brusten ein altes Brettspiel von Donald J. Trump gefunden. Laut Annelie Brusten sei es dem Prinzip von Monopoly nachempfunden. „Wir waren vor einem Jahr gemeinsam mit unserem Sohn auf einer Reise entlang der Küste Amerikas, um den ,Indian Summer’ mitzuerleben“, so Brusten. Auf einem kleinen Garagenflohmarkt im Nordosten der Vereinigten Staaten habe sie dann das Spiel gefunden — und es für fünf Dollar gekauft. Gespielt habe die Familie das ungewöhnliche Spiel bisher noch nicht. Zur Frage, ob er für oder gegen Trump gewesen sei, antwortet Manfred Brusten: „Ich kann die Verzweiflung der US-Amerikaner und auch ihre daraus resultierende Entscheidung verstehen.“

„Das amerikanische Volk ist nicht dumm, es wollte nur einen Wechsel der immer gleichen Regierungsmacht, die nicht in der Lage ist, eine sozialere Politik zu gestalten. Und genau so wird es in weiteren Ländern geschehen — unsere weltweite dramatische Situation ist hausgemacht“, schreibt Bettina Klaus-Brebeck, Erfolgstrainerin der ASV-Tänzerinnen, auf Facebook.

Carsten Gerhardt, Vorsitzender der Wuppertal Bewegung, ist geschäftlich oft in den USA unterwegs und hat einige der Wahlkampf-Fernsehdebatten live verfolgt. „Ich hatte es befürchtet, habe mir am Morgen aber doch ungläubig die Augen gerieben. Meine inständige Hoffnung ist, dass negative Auswirkungen ausbleiben, dass ein so großer Apparat unabhängig von dem funktioniert, der gerade an der Spitze ist. Ich habe die Hoffnung, dass er sein aggressives Pulver verschossen hat und dass es zum Beispiel keine Mauer an der Grenze zu Mexiko geben wird“, sagt Carsten Gerhard.