Wuppertal Trump: Schock und Glückwünsche
So reagieren Politik und Wirtschaft auf die Wahl von Trump. Noch ist die Überraschung groß.
Wuppertal. Die Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA hat weltweit heftige Reaktionen ausgelöst. Gerechnet hatten in Deutschland wohl die wenigsten mit diesem Ausgang. In den ersten Reaktionen von Politik und Wirtschaft überwiegen Schock und Verwunderung. Doch es sind auch Stimmen zu hören, die vor vorschnellen Urteilen über die bevorstehende Präsidentschaft Trumps warnen.
Oberbürgermeister Andreas Mucke sagt: „Ein Schock. Wie beim Brexit siegt der Protest über den gesunden Menschenverstand. Seine Äußerungen und sein Verhalten sind oft unerträglich. Ich blicke mit Sorgen auf das, was auf die USA, Deutschland und die Welt zukommt, besonders wenn ich sehe, wer hier in Deutschland und Europa dieses Wahlergebnis feiert. Das sind die Rechtspopulisten, die gegen eine weltoffene und tolerante Gesellschaft sind.“
Der Wuppertaler CDU-Bundestagsabgeordnete und Transatlantik-Koordinator Jürgen Hardt (MdB, CDU) gratuliert Donald Trump „herzlich“ zu dessen Wahlsieg. „Mit dieser Wahl geht ein beispielloser Wahlkampf zu Ende, der die amerikanische Gesellschaft tief gespalten hat. Dem neu gewählten Präsidenten kommt die große Aufgabe zu, diese Spaltung zu überwinden. Die versöhnlichen Töne von Donald Trump in seiner Rede heute Morgen weisen in die richtige Richtung.“
Auf versöhnliche Signale warten auch die Bergischen Unternehmen, denn Trump kündigte im Wahlkampf an, die US-Wirtschaft zu stärken, indem er sie vor Freihandel und Importen schützt. „Die Wahl von Donald Trump ist sicherlich ein einschneidendes Ereignis, das so die wenigsten erwartet haben. Inhaltlich dürfte es aber noch zu früh sein, eine Bewertung abzugeben. Die erste Ansprache als designierter Präsident zeigte ja auch versöhnliche Töne. Man wird also abwarten müssen, wie sich das Programm entwickelt“, sagt Michael Weber, Leiter der Unternehmenskommunikation der Vorwerk & Co. KG. Die Notwendigkeit weiterhin guter Beziehungen hebt Rolf Ackermann, Sprecher der Bayer AG, hervor: „Jetzt kommt es darauf an, die Partnerschaft zwischen den USA und der EU weiter zu stärken. Gerade der Ausbau unserer Handelsbeziehungen ist für den Wohlstand auf beiden Seiten des Atlantiks von entscheidender Bedeutung. Ein weiterer Schwerpunkt sollte sein, das Gesundheitssystem in den USA so weiterzuentwickeln, dass mehr Patienten Zugang zu neuen und innovativen Therapien erhalten.“
Die exportorientierte Wuppertaler Wirtschaft wäre von einem amerikanischen Protektionismus zum Beispiel in der Autoindustrie besonders stark betroffen. „Doch es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Wahlkampf ist nicht Realpolitik“, sagt Michael Wenge. Der IHK-Hauptgeschäftsführer legt großen Wert auf die Feststellung, dass die IHK parteipolitisch neutral sei. Grundsätzlich erhofft er sich, dass die Bergische Wirtschaft genauso besonnen auf den politischen Wechsel in den USA reagiert, wie vor einigen Wochen auf den Brexit.
Die Bergische Universität pflegt einen intensiven wissenschaftlichen Austausch zu Universitäten in Amerika. Die Beziehungen zu den Partner-Universitäten seien sehr stabil, und die Universitäten hätten in Amerika einen hohen Grad an Autonomie. Auswirkungen auf Forschung und Lehre werden daher nicht erwartet. Uni-Rektor Lambert T. Koch spricht von einem überraschenden Ergebnis der Wahl, dessen konkrete Auswirkungen man abwarten müsse.
„Noch ist völlig unsicher, welchen außenpolitischen Kurs Trump einschlagen wird“, sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Hintze. Das Wahlergebnis sei ein Weckruf an alle demokratischen Kräfte in der EU, Erwartungen und Empfindungen der Wähler ernst zu nehmen.