Syngraph Ausstellung in der Wuppertaler Concordia zeigt Vielfalt der Druckkunst

Wuppertal · Die Künstlergruppe Syngraph präsentiert ihre Werke.

Claudia Nehring (v.l.), Brigitte Baumann und Ulrich Müller, Mitglieder der Künstlergruppe Syngraph, stellen ihre Arbeiten in der Concordia aus.

Foto: Kevin Bertelt

„Schwarze Kunst“ ist ein prägnanter Name für die Druckgrafik, die 2018 durch die Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Dabei geht es den Vertretern dieser traditionsreichen Kunstform um mehr als schwarze Farbe auf Papier. Hochdruck, Tiefdruck, Stempeldruck – die Vielfalt dieser Technik offenbart die Ausstellung „Drucksache“, die noch bis Ende März in den Räumen der Gesellschaft Concordia gezeigt wird.

Der große Querschnitt verdankt sich der Gruppe Syngraph um Peter Paulus. Dessen Atelier in Oberbarmen bietet allen Mitgliedern die technischen Möglichkeiten zum Experimentieren mit Farben und Formen. Kuratorin ist Brigitte Baumann, ehemalige Inhaberin der „wuba“-Galerie und Initiatorin der Unterbarmer Druck-Kunst-Tage. Auch an ihrem neuen Wirkungsort Concordia soll die Druckgrafik einen gebührenden Platz einnehmen. An der Gruppenausstellung ist sie mit einer Auswahl von Arbeiten beteiligt.

Wer die Räume am Werth betritt, schaut unwillkürlich auf Werke des Syngraph-Gründers. Für seine Serie „Phayam Stimmbuch“ hat Peter Paulus Lithografie und Linolschnitt kombiniert. Dem Nebeneinander von Stein- und Hochdruck entspricht die Gegenüberstellung von Rot und Schwarz.

Mit überlappenden Farben spielt Brigitte Baumann. Collagenartig fügt sie verschiedene Druck-Motive mit kleinen Objekten zusammen. Wie gemalt wirken die Bilder, die sie durch Intagliotypie geschaffen hat. So nennt man eine Tiefdrucktechnik, die auf fotochemischen Prozessen basiert. Dass das Verfahren ohne den Einsatz von gesundheitsschädlichen Säuren auskommt, ist Baumann wichtig. Sie brauche nur harmlose Stoffe wie Soda und Essig, betont die Künstlerin.

Als studierter Chemiker kennt sich Ulrich Müller mit passenden Hilfsmitteln aus. Den Gegensatz von Natur und Zivilisation machen seine Bilder direkt zum Thema. Sonnenblumen zum Beispiel werden nicht bloß in freien Farbwerten wiedergegeben, sondern ziehen sich als Textelement durch Müllers Kompositionen.

Inspirationsquelle war der eigene Garten

Petra Wengerodt widmet sich einem Stück Natur, das sonst achtlos in den Müll oder auf den Kompost geworfen wird: „Bei mir beflügelt das, was vom Apfel übrigbleibt, meine Fantasie, und das Kopfkino beginnt.“ Aus dem Apfelrest, je nach Region „Kitsche“ und „Griebsch“ genannt, macht sie zeichnend groteske Gestalten und verwandelt sie durch Schablonieren, Kolorieren und Walzen weiter.

Als Inspirationsquelle diente Erika Günther der eigene Garten. Blüten und Grashalme übertrug sie auf ihre Druckplatten, erstellte Positive und Negative der Fundstücke. Das Ergebnis ist ein Herbarium im quadratischen Kleinformat, das die Pflanzenteile bis in die feinsten Nuancen abbildet. Torsten Jahnke nutzt die Möglichkeiten des Steindrucks. Am liebsten wendet er sie auf Gegenstände mit historischer Patina an. Wenn der Künstler etwa eine ausgediente Rechenmaschine in Pop-Art-Farben taucht, ergeben sich reizvolle Kontraste.

Elke Nentwich verfremdet das Alltägliche zum Rätselhaften. Als Ausgangspunkt für ihren „Structura“-Zyklus diente ihr ein Stoffknäuel. Im fertigen Druck erscheint es mal als unheimliches Meerestier, mal als verblichenes Skelett. Claudia Nehring stellt bevorzugt Radierungen auf Zinkplatten her. In Form des „Naturselbstdruckes“ verewigen ihre Bilder unter anderem Gewebe und Staubpartikel. Die Radiernadel setzt sie ein, um den aufgetragenen Materialien weitere Strukturen zu geben.

Die Ausstellung „Drucksache“ läuft bis zum 26. März in der Concordia, Werth 48. Geöffnet ist die Ausstellung mittwochs von 14 bis 17 Uhr. In dieser Zeit ist immer mindestens ein Künstler beziehungsweise. eine Künstlerin anwesend, um mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen. Darüber hinaus können Besichtigungstermine vereinbart werden. Kontakt: 0179/705 88 35.

Am internationalen Tag der Druckgrafik, Samstag, 15. März, finden von 12 bis 16 Uhr Druckvorführungen und Mitmach-Experimente für die ganze Familie statt. Weitere Informationen unter