Lesung Traumgeschichte in Bild und Text in Wuppertal
Wuppertal · Ulrike Möltgen liest aus „Ich war die ganze Welt“ und blickt auf zehn Jahre Zusammenarbeit mit dem Peter Hammer Verlag zurück.
„In dieser Welt und dieser Zeit braucht jeder dieses Buch“, stellt die Journalistin Annette Hager zu Beginn ihres Gespräches mit Ulrike Möltgen fest. Das Katholische Stadthaus war voll besetzt als Möltgen ihr neues Buch vorstellt. „Ich war die ganze Welt – Eine Traumgeschichte“ ist im Wuppertaler Peter Hammer Verlag erschienen, dem die Künstlerin schon seit über zehn Jahren verbunden ist.
„Das ist mein Traum, ich lass die Erde beben!“
Es ist das erste Buch zu dem sie, neben ihren Illustrationen, auch den Text verfasste. Farbintensiv leuchtet schon das Cover dem Betrachter entgegen. Ein Mädchen träumt den eigenen Körper als Landschaft. In ihrer Hand liegt ein Dschungel, in ihren Haaren sitzt mit wehender Mähne ein Löwe namens Trinidad, auf ihrem Bein steht ein Zirkuszelt. Als der Löwe vom Zirkusdirektor schlecht behandelt wird, ermächtigt sich das träumende Mädchen: „Mit reicht das jetzt! Das ist mein Traum, ich lass die Erde beben!“ Das Gefängnis des Löwen stürzt ein, das Mädchen stellt ihn zurück in seine Welt. Bildprojektionen holen die bunten Illustrationen groß auf eine Leinwand, zeigen auch kleine Details. „Die Entstehung der Gürteltiere“ von Rudyard Kipling war 2014 das erste von Mölting illustrierte Buch, welches im Peter Hammer Verlag erschien.
Moritz Klein, Geschäftsführer, war ebenfalls bei dem Gespräch zu Gast und gemeinsam blickte man auf das neue Buch und auf zehn Jahre Zusammenarbeit. Zur Einführung las Schauspieler Olaf Reitz Passagen aus den Büchern vor. „Wenn er liest, klingen einfach alle Texte gut“, freut sich Möltgen. „Die Illustrationen von ihr sind sehr besonders, vielfach ausgezeichnet, sehr individuell und dadurch immer wieder erkennbar“, so Hager; und Möltgen erzählt, dass für ihr neues Buch zunächst das Bild des Mädchens vor ihrem inneren Auge war. „Eine eigene Geschichte zu machen war schon lange in meinem Kopf, ist aber schwer.“ Sie gibt im Gespräch Einblicke in ihre Schaffens- und Arbeitsweise, spricht auch davon wie schlimm es ist, keine Idee zu haben und nutzt einen großen Fundus an alten Materialien. So ist ein Berg im Buch das Knie ihres Sohnes von einem Foto aus Kindertagen. Hager erinnert sie an ein früheres Zitat, das für Möltgen noch immer gültig ist. „Ich habe einen Plan und das Material hält den Zufall hoch.“
Wolf Erlbruch, bei dem sie ihr Diplom in Kommunikationsdesign machte, hat sie in ihrer Herangehensweise geprägt und sie greift auf sein Zitat „Etwas ist gut, wenn ich es für gut befinde“ zurück. Ihre Heimatstadt Wuppertal ist wichtig für sie, sie gibt ihr Sicherheit und Ruhe, „ist ein warmes rundes Paket.“ Verleger Klein betont ihren ungewöhnlichen individuellen und persönlichen Ansatz als Stärke, spricht von „epischen Illustrationen.“ Von der Ambivalenz des Buches als Kunstwerk und Ware zugleich ist die Rede. „Gute Bücher zu verkaufen ist auch heute noch schwer“, so Klein. Auch die möglichen Gefahren der künstlichen Intelligenz (KI) für Text, Sprache und Sprecher sind Thema. „Bei Bildern sind Kinder kritischer als Erwachsene, da muss alles stimmen“, ist Möltgens Erfahrung. Im Publikum erklären einige Zuhörer, dass sie die Bücher von ihr auch als Erwachsene sammeln. Auf die Frage was ganz zu Beginn, noch vor dem ersten Bild, steht, antwortet Möltgen „ganz viel Nachdenken.“ Themen für weitere Bücher hat sie momentan noch nicht im Kopf, aber das könne sich ganz schnell ändern.