Exklusive Einblicke Wortwörtlich hinter den Kulissen des Wuppertaler Opernhauses

Wuppertal · Das Wuppertaler Opernhaus gibt bei Führungen Einblicke in seine Arbeit – die WZ war dabei.

Theaterpädagogin Nele Wahl stellt die Geschichte des Gebäudes vor.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Die Bühne ist in Schwarz gehüllt – hohe Wände, gespickt mit einer Reihe von überladenen Bücherregalen, ein riesiges Eingangstor und ein einsamer samtener Sessel sind zu sehen. Ein Anblick, den Besucherinnen und Besucher des Opernhauses bald hautnah erleben dürfen. Was viele jedoch nicht wissen: Jeder kann auch einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Die Führungen durch das Opernhaus werden häufig von Schulklassen genutzt, die beispielsweise von Theaterpädagogin Nele Wahl eine Einführung in die Geschichte des Gebäudes erhalten. Doch auch Privatpersonen haben an ausgewählten Tagen die Möglichkeit, das Labyrinth im Hintergrund zu bestaunen.

Da wäre zunächst die Aussicht auf die Ränge von der Bühne aus, was bereits ein Erlebnis für sich ist; man stelle sich nur vor, die insgesamt 780 Plätze des Saals wären restlos besetzt. Auf der Bühne selbst kann man neben dem detailverliebten Bühnenbild, dem Orchestergraben und zahlreicher Technik auch die Drehscheibe beobachten, durch die das von beiden Seiten identische Bühnenbild problemlos gewechselt werden kann.

Weiterhin fallen die vielen kleinen Monitore in Richtung Zuschauerränge auf, die Dirigenten und Sängern eine wortlose Kommunikation einrichten. Obwohl klar sein dürfte, wie viel Technik und Organisation hinter solch einer modernen und professionellen Bühne steckt, ist wohl kein Laie auf das Ausmaß vorbereitet, das sich dahinter verbirgt: Zahlreiche Taue halten Stangen in der Luft, die unter anderem Lichter und Teile des Bühnenbilds tragen und bei Bedarf mit Leichtigkeit hoch und runter gezogen werden können.

Mikrofone hängen von der Decke herab, damit der Chor im Hintergrund singen kann. Verschiedenste Requisiten sind fein säuberlich positioniert, um sie rechtzeitig auf die Bühne zu bringen. Wer glaubt, dass das Bühnenbild in Einzelteilen geliefert wird, wird eines Besseren belehrt. Die Türen zu den Hallen, in denen die Kulissen aufbewahrt werden, erreichen schwindelerregende Höhen, was allerdings logisch erscheint, bedenkt man, dass die Teile aus der Werkstatt an der Uellendahler Straße bis zur Oper transportiert werden müssen.

Besonders spannend sind zudem die Einblicke in die Arbeit der Maskenbildnerinnen und Maskenbildner, die jede Perücke und Maske selbst anfertigen. Hier wird in erster Linie auf Echthaar aus Asien gesetzt, doch auch Büffel- und Kunsthaar kommt gelegentlich bei Barock-Arbeiten oder besonders langen Perücken zum Einsatz. Um zu gewährleisten, dass sie dem jeweiligen Sänger oder der Schauspielerin passen, wird für alle ein eigener Holzkopf nach Maß angefertigt. Ähnlich verhält es sich mit den Kostümen. Der Fundus maßgeschneiderter Kleidung erstreckt sich über mehrere Räume und beherbergt sogar einige Pina-Bausch-Kostüme.

In allen Bereichen spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle. Bühnenbilder werden leicht verändert wiederverwendet, Materialien werden nach Möglichkeit recycelt und Kostüme werden umgenäht.

Mitarbeitende nehmen sich Zeit, um von ihrem Berufsalltag zu berichten und Kinder beziehungsweise Jugendliche dafür zu begeistern. „Wir wissen sehr zu schätzen, dass sich die Zeit dafür genommen wird, das ist nicht selbstverständlich“, sagt Marie Eckert, die ehrenamtlich durch die Flure der Oper führt. Nachdem sie lange Zeit im Projektchor gesungen hat, verspürt sie eine besondere Verbindung zu den Räumlichkeiten. Ob Theater- oder Opernliebhaber, das sollte man gesehen haben.