Austoben in der Firmen-Kita, während Mama arbeitet
Die Barmenia will Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz. Auch andere Unternehmen im Tal setzen auf das Modell.
Wuppertal. Eine junge Mutter, die Familie und Beruf miteinander vereinbaren kann: Das ist keine Selbstverständlichkeit. Heike Niggemann zählt zu den Frauen, die diesen Drahtseilakt schaffen. Zum 1. September kehrt sie nach einem zweijährigen Mutterschaftsurlaub wieder an ihren Arbeitsplatz in der Öffentlichkeits-Abteilung bei der Barmenia zurück.
Möglich wird das berufliche Comeback, weil sie ihre Söhne - Zwillinge, beide sind anderthalb Jahre alt - in den betriebseigenen Kindergarten schicken kann. "Das hat einen großen Vorteil: Ich kann sie vor der Arbeit hinbringen und nach der Arbeit abholen. Die räumliche Nähe ist wichtig", sagt die 37-jährige. " Ein vergleichbares Betreuungsangebot zu finden. wäre schwierig geworden - zumal öffentliche Einrichtungen für Kinder unter drei Jahren sind kaum zu finden."
Die firmeneigene Kita der Barmenia, die zur zweiten Heimat ihrer Kinder geworden ist, wurde jüngst von ihrem Arbeitgeber eröffnet. Die Einrichtung auf dem Firmengelände ist eine Tagesunterkunft, die auf die Betreuung für Kinder unter drei Jahren spezialisiert ist. Die Kita wird auch "die Barminis" genannt; für die Betreuung sind ausgebildete Erzieherinnen verantwortlich. Für zehn Kinder bietet die Kita Platz. Sie können sich im Gruppenraum austoben, im Ruheraum ein Nickerchen halten, im angrenzenden Garten herumtollen. So lange, bis Mama oder Papa Feierabend haben.
Der Versicherungskonzern erhofft sich von dem neuen Angebot, dass "die Mitarbeiter zufrieden sind und motiviert arbeiten". Das sagt jedenfalls der Vorstandsvorsitzende Josef Beutelmann und meint damit natürlich besonders die Eltern unter der Belegschaft. Er will, dass ein familienfreundlicher Arbeitsplatz keine Unmöglichkeit darstellt, sondern gelebte Realität wird. Die Familienfreundlichkeit in Unternehmen ist aber auch deshalb von Belang, weil sie dazu beiträgt, dass die Stadt Wuppertal eine größere Anziehungskraft auf junge, qualifizierte Fachkräfte entwickelt.
Das Anliegen äußert sich bei der Barmenia auch in einer anderen Option für Väter und Mütter: Sie können Teile ihrer Arbeit zu Hause verrichten, wenn Bedarf besteht, sich um ihre Kinder zu kümmern, weil gerade keine andere Betreuung in Reichweite ist. "Telearbeit" wird dieses Modell in der Job-Welt auch genannt. 260 Barmenia-Mitarbeiter machen inzwischen von dieser Möglichkeit Gebrauch, sagt Beutelmann.
In der Kita sind indes noch nicht alle Plätze belegt. Sechs Kinder kehren in der Einrichtung derzeit ein und aus, vier Plätze sind ergo noch frei.
Annette Niessen-Wegener, Referentin für Familie und Beruf bei der Barmenia, sagt: "Es muss sich im Unternehmen noch herumsprechen, dass es dieses Angebot gibt."