Autonomes Fahren Automatisiertes Fahren auf der L418

Während Düsseldorf gerade erst beginnt, hat Aptiv in Wuppertal längst zwei Prototypen auf der Straße getestet.

So sieht autonomes Fahren in Deutschland noch aus. Menschen überprüfen alles, was im und um das Auto vor sich geht, und greifen notfalls ein.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Potentiell selbstfahrende Autos von Aptiv waren bereits auf der L418 in Wuppertal unterwegs. Das bestätigte Aptiv-Sprecher Thomas Aurich der WZ. Mindestens zwei Insassen überwachten das automatisierte Fahrzeug. Der Fahrer konnte jederzeit eingreifen. Die anderen Verkehrsteilnehmer haben nichts davon bemerkt, dass sie sich mit Autos die Straße geteilt haben, die bereits mit Funktionen autonomer Fahrzeuge ausgestattet sind.

Daher reagiert Thomas Aurich auch angesichts der Nachrichten aus Düsseldorf gelassen. Die Landeshauptstadt hat jetzt eine 20 Kilometer lange Teststrecke über A 52, A 57, Heerdter Dreieck, Rheinalleetunnel, Rheinkniebrücke und Herzogstraße in Betrieb genommen. Auf der Strecke kommen automatisierte Fahrzeuge zum Einsatz, die sich in den alltäglichen Verkehr einreihen. Allerdings haben immer noch Fahrer die Hände am Lenkrad. Bei dem Test, an dem auch Busse der Rheinbahn teilnehmen, liegt der Fokus auf dem Datenaustausch zwischen den Fahrzeugen untereinander und anderen Verkehrselementen, wie etwa Ampeln.

Aptiv geht nicht mit
großem Bohei auf die Straße

Damit sei Düsseldorf aber keineswegs den Wuppertalern davongefahren, so Aurichs Botschaft. „Im Gegenteil, wir sind viel weiter als Düsseldorf. Darauf können wir stolz sein“, sagt er. In der aktuellen Entwicklungsphase brauche Aptiv keine Teststrecke. „Wir lassen uns keine Strecke genehmigen, wir lassen Autos genehmigen“, sagt der „Manager Governmental Relations“ von Aptiv. Und mit diesen Fahrzeugen sei man schon längst unterwegs. „Wir sind nicht mit großen Bohei auf die Straße gegangen“, sagt der Sprecher.

Zudem beschäftige sich das Wuppertaler Unternehmen im Kern innerhalb eines europäischen Projekts mit dem „Computing“, den Berechnungen in den Autos der Zukunft, und das sei vielfach in Simulationen möglich. Die mit Ausnahmegenehmigung von der Bezirksregierung zugelassenen Fahrzeuge dürfen übrigens nicht nur auf der L418 fahren, sondern theoretisch überall in Nordrhein-Westfalen.

Zuletzt zeigten die Wuppertaler auf der diesjährigen CES in Las Vegas - einer internationalen Messe für Unterhaltungselektronik - was sie so drauf haben. In Kooperation mit dem kalifornischen Transportunternehmen Lyft kutschierte Aptiv Messebesucher in selbstfahrenden BMW vom Parkplatz der Messe zu 20 unterschiedlichen Punkten in der Stadt. Auch dabei saß immer ein Fahrer mit im Auto und hatte seine Hände am Steuer. Trotzdem: Die meisten Entscheidungen traf das Auto selbst.

Ab 2019 Selbstfahr-Systeme
im Aptiv-Angebot?

Die Zukunft kommt schneller als vielleicht so mancher vermutet: Aptiv arbeitet nach Informationen des Handelsblatts gemeinsam mit Intel und dessen Sparte Mobileye an Selbstfahr-Systemen, die es ab 2019 Autokonzernen anbieten will.

Doch in Deutschland hängt der Traum vom selbstfahrenden Auto nicht nur am technologischen Fortschritt. Die sogenannte Wiener Straßenverkehrskonvention legt für Deutschland und viele andere europäische Staaten fest, dass ein Auto einen Fahrzeugführer haben muss. Der Unternehmer und Digitalisierung-Experte Jörg Heynkes weiß: „In Asien gibt es das Problem nicht. In einem Jahr fahren in Singapur Autos ohne Fahrer.“ In Deutschland könnte das noch etwas dauern.

Die Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbh (BSW) hat gemeinsam mit der Bergischen Uni in einer Studie ermittel: Hierzulande könnte sich das autonome Fahren erst 2030 in der Breite durchsetzen. Ein Szenario vor dem es Heynkes graut. Er sagt: „Das ist nicht akzeptabel, dass wir so weit hinterher hinken.“ Er hofft, dass die Automobilindustrie Druck auf die Politik ausübt, so dass es eine Gesetzesänderung gibt, bevor Asien und Amerika die Nase uneinholbar vorne haben.