Umzug „Hier bin ich Schriftsteller geworden“
Wuppertal · Nach elf Jahren verlässt Arne Ulbricht die Stadt Wuppertal. Es schließt sich ein Kreis – auch im Hinblick auf die Probleme mit der Schwebebahn.
Als Arne Ulbricht mit seiner Familie 2009 nach Wuppertal kam, fiel die Schwebebahn wegen Gerüstproblemen länger aus. Wenn er jetzt elf Jahre später die Stadt wieder verlässt, steht die Schwebebahn unter der Woche erneut. Und Arne Ulbricht ist inzwischen Schriftsteller.
Geschrieben hat er schon immer, aber während seiner Zeit in Wuppertal wurden die ersten Texte veröffentlicht. Es begann mit einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung, in den er seinen ganzen Frust darüber legte, wie schwierig es für Autoren ist, einen Verlag zu finden. Den druckte die SZ. Und einen über vorlesende Väter. „Das kam sehr gut an“, erinnert er sich. Er wurde Jurymitglied bei der Stiftung Lesen, beim Wuppertaler Vorlese-Wettbewerb, las ehrenamtlich in Schulen. „In Wuppertal bin ich zur öffentlichen Person geworden“, sagt er und überlegt: „Ob das auch in Hamburg oder Berlin so gewesen wäre?“
Dort hatte die Familie vorher gelebt. Das breite Kulturangebot dieser Städte vermisste er anfangs. Und fremdelte mit der vorherrschenden Erwartung, dass jeder ein Auto hat. Familie Ulbricht hat keins. „In Berlin bin ich, wenn ich die Kinder von der Kita abgeholt habe, auf den Spielplatz gegangen. Hier steigen Eltern ins Auto. So habe ich erst niemanden kennengelernt.“
Ulbrichts Themen
kommen aus seinem Leben
Denn Teilzeit-Lehrer Arne Ulbricht hat sich von Anfang an um die beiden Kinder gekümmert, während seine Frau in Vollzeit arbeitet. Über diesen „Rollentausch“ hat er ein (Sach-)Buch geschrieben. Aus seinem Leben kommen seine Themen: der Lehrerberuf, Väter, Soziale Medien, Vorlesen, Leben ohne Auto. Dass er 2013 seine Verbeamtung als Lehrer ablehnte, brachte ihm bundesweit Schlagzeilen und den ersten Sachbuchauftrag. Es folgten weitere. 2016 erschien sein erster Roman. Bisher hat er zehn Bücher veröffentlicht.
„Das Schreiben macht mir tierisch Spaß“, sagt er. Heute arbeite er noch mehr an Texten als früher. Gerade schreibt er an einem Roman, dessen erste Version von 2006 stammt. Die wollte er nur überarbeiten, entschied sich dann fürs Neuschreiben: „Die Dialoge würde ich heute nicht mehr so schreiben und die Figuren müssen ambivalenter sein.“
Sein anfängliches Fremdeln mit Wuppertal hat sich gelegt. „Die Wuppertaler sind unheimlich nette, entspannte und vorurteilsfreie Menschen“, findet er. Vermissen wird er seine Schule, seinen Taekwondo-Verein, die große Wohnung samt Garten direkt an der Nordbahntrasse. Wenn auf der Trasse viel los war, hat er Wuppertal als „total coole Stadt“ empfunden, ebenso am Mirker Bahnhof. Auch im Luisenviertel hat er sich zuhause gefühlt. Und auch wenn sie zuletzt unzuverlässig war: „Die Schwebebahn ist schon ein Knaller.“
Verlassen wird er die Stadt, weil seine Frau eine Stelle in Göteborg angenommen hat. Auch die Kinder, 17 und 13 Jahre alt, freuen sich auf das Abenteuer. Seit dem Sommer lernt die Familie Schwedisch. Wenn alles wie geplant läuft, sind sie im Dezember in Göteborg. Er wird sich erst darum kümmern, dass sich die Kinder gut einfinden, dann nach einer Teilzeitstelle als Lehrer suchen. Aber er sei flexibel: „Wenn im nächsten Buch ein Vater als Kellner arbeitet, weiß man, was ich in Schweden mache.“