Analyse B7: Die Probleme und Potenziale der Talachse
Wuppertal · Vielfältig, aber schlecht vernetzt und ohne gemeinsame Vision: So beschreiben Experten den aktuellen Zustand.
2,7 Millionen Euro Fördergeld des Bundes investiert die Stadt Wuppertal bis 2025, um Perspektiven für die Zentren Elberfeld, Barmen und den Raum dazwischen zu entwickeln: Innen-Band-Stadt heißt das Projekt. „Viele denken an Elberfeld oder Barmen, aber denken die Räume oft nicht zusammen“, so Rüdiger Bleck, Ressortleiter Stadtentwicklung bei der Verwaltung. Das sei aber nötig, um Herausforderungen zu begegnen. Um den Einzelhandel zu stärken, gegen Leerstand vorzugehen, die Stadt dem Klimawandel anzupassen und eine Mobilitätswende zu erreichen.
Um Ansatzpunkte zu identifizieren, an denen das Förderprojekt etwas bewirken kann, haben Experten den Ist-Zustand der Talachse analysiert und Thesen entwickelt. Sie zeigen die Gegensätze auf: die Probleme und die Potenziale.
Mosaik ohne Orientierung
Es gibt Wohnhäuser mit und ohne Hinterhof, und manche Hinterhöfe sind bebaut, manche grün. Es gibt Gewerbehallen und Supermärkte. Die Gebäude stammen aus ganz unterschiedlichen Epochen. Die Grenzen zwischen den Nutzungen und zwischen den Zentren und dem Raum dazwischen sind diffus. Die Experten beschreiben eine Struktur voller Brüche, die keine Orientierung bietet. Nur in manchen Bereichen zeichnen sich Quartiere und Nachbarschaften ab, zum Beispiel im Luisenviertel, am Sedansberg, an der Hofaue und am Hofkamp. Es gibt eine Vielfalt an Nutzungen und wichtiger sozialer Infrastruktur – Wohnungen, Gewerbe und Büros, öffentlich genutzte Flächen, öffentliche Kultureinrichtungen, Bildungsstätten und Kirchen – die aber keine gemeinsame Vision haben.
Isolierte Leuchttürme
Shopping-Inseln in den Citykernen von Elberfeld und Barmen und an der Wicküler-City, Kultur-Inseln am Wupperbogen an der Kluse und am Engelsquartier, Bildungs-Inseln am Uni-Campus Haspel und der Junior Uni am Loh: Auf der Talachse verstreut gibt es Leuchttürme mit Anziehungskraft und Strahlkraft, die für sich aber isoliert und unscheinbar seien.
Gut erschlossen, schlecht vernetzt
Entlang der Talachse ziehen sich Adern: über der Wupper die Schwebebahn, die B7 als Hauptverkehrsstraße, die Schienen für die Bahn. Das sorgt dafür, dass sie gut erschlossen ist, von ihnen aber auch als Barriere zerteilt wird. Die Verkehrsbelastung ist hoch. In Ost-West-Richtung gibt es viele Strecken, die die Zentren verbinden. Verbindungen in Nord-Süd-Richtung sind aber eine Schwachstelle. Im öffentlichen Nahverkehr gibt es wenige, die für Fußgänger sind verwinkelt.
Heiße Flächen, starker Regen
Die Talachse ist stark bebaut und versiegelt. Das führt dazu, dass sich einige Flächen stark aufheizen, zum Beispiel an der Poststraße, am Polizeipräsidium und am Werth. Andere Flächen sind durch Starkregen gefährdet, zum Beispiel die Kluse und der Alter Markt. Entlang der Wupper gibt es einige Grün- und Freiräume, allerdings als kleine Inseln im Grau.
Dynamik und Statik
Auf der Talachse gibt es Räume in Veränderung und Räume im Stillstand. Veränderungen im Positiven wie im Negativen. Es geht um Strukturwandel und Leerstand. Für einige Bereiche sind die Zukunftsperspektiven derzeit noch unklar, besonders am Rand des Tals. Veränderungen, die nicht von allen erwünscht sind, können in den Quartieren auch zu Konflikten führen.
Und die Zukunft?
Die Experten haben nicht nur den Ist-Zustand analysiert, sondern auch Ziele für die Entwicklung der Talachse formuliert. Die Innen-Band-Stadt soll eine grüne Oase der Innenstädte werden, eine Stadt der kurzen Wege, ein intuitives Stadtgefüge, klimaresilient, ein soziales Scharnier, ein Blumenstrauß voll von Talenten, ein Ort des produktiven Wissens, ein urbanes Mosaik mit lebendigen Nachbarschaften, eine gemeinsame Kulturachse, die verbindet, mit Quartieren mit Juwelen und mutig im Umgang mit Raum zum Experimentieren.