Wuppertal Bahn baut neues Stellwerk: Wuppertal wird abgekoppelt
Ab Freitagabend fallen die Züge aus. Dem Schienenersatzverkehr stehen Stadt und Stadtwerke skeptisch gegenüber.
Wuppertal. Ab Freitagabend um 22 Uhr ist Wuppertal für mehr als zwei Wochen vom Bahnverkehr abgeschnitten. Damit geht die Einrichtung des neuen elektronischen Stellwerks in die finale Runde — und in und um Wuppertal geht bahntechnisch gar nichts mehr. Die Fernzüge umfahren Wuppertal großräumig und lassen auch Hagen und Solingen aus. ICs und ICEs fahren mit Halt in Düsseldorf über das Ruhrgebiet.
Die Regionalzüge der Linien RE 4, 7, 13 und 48 werden zwischen Oberbarmen und Düsseldorf oder Solingen ausfallen. Auch die Linien S7, S8 und S9 fallen um Wuppertal herum aus. Stattdessen fahren Busse.
Laut dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) fahren an regulären Wochentagen 60 000 Fahrgäste mit den Bahnen in und um Wuppertal. Ein Teil davon sind Pendler. Laut der Pendlerstatistik der Agentur für Arbeit vom vergangenen Jahr pendeln allein 2406 Arbeitnehmer aus Düsseldorf nach Wuppertal, 7123 Personen fahren der Arbeit wegen andersherum. Viele weitere fahren in andere Städte der Umgebung oder von dort nach Wuppertal.
All diese Bahnfahrer und jene Pendler, die die Bahn nutzen, müssen sich jetzt umverteilen. Auf 50 Busse, die 20 Mal in der Stunde als Schienenersatzverkehr fahren — zwei davon als Schnellbusse vom Hauptbahnhof nach Düsseldorf — vorgesehene Zeit 40 Minuten — und zwei von Oberbarmen nach Düsseldorf — in 47 Minuten. Der VRR zahlt dafür 1,45 Millionen Euro.
Dass die Umverteilung klappt, wird von vielen bezweifelt — allein wegen der A46. Alois Höltgen vom Landesbetrieb Straßen NRW äußert sich zwiespältig. Einerseits sagt er, dass Straßen NRW während der Ferien keine weiteren Baustellen einrichten werde. Andererseits würde die Belastung der Autobahn in den Ferien aber kaum abnehmen. „Der Unterschied zwischen Werktagen und Ferientagen liegt bei 500 Fahrzeugen.“
Das ist nicht viel. Denn laut dem NRW-Verkehrsministerium fahren täglich rund 93 000 Autos über die Straße. Entlastung wird es auf der Stadtautobahn kaum geben. Zumal Höltgen darauf hinweist, dass die A46 vor allem unter den Lkw leidet, die die Strecke als Ausweichroute für die gesperrte Rheinbrücke bei Leverkusen nutzen.
Die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) sehen dagegen eher eine innerstädtische Belastung. Sprecher Holger Stephan sagt, der Brennpunkt werde der Bahnhof Oberbarmen. Dort halten die Züge aus Richtung Hagen, dort werden die Fahrgäste entweder in den Schienenersatzverkehr umsteigen oder in die Schwebebahn. Die WSW stellen deswegen Gitter auf, damit sie die ankommenden Massen lenken können. Zudem werden WSW-Mitarbeiter eingesetzt, um die Gäste zu den Bussen und Schwebebahnen zu lotsen. Die Stadtwerke stellen dafür auch Hinweisschilder auf.
Und das, obwohl der VRR das auch tut. Anscheinend ist aber das Vertrauen in dessen Konzept nicht so groß. Zwar wurde angekündigt, dass zehn Mitarbeiter des VRR den Gästen bei der Orientierung helfen. Bei einer Vorstellung des Sicherheitskonzepts im Verkehrsausschuss im Januar hieß es vom VRR aber, dass es noch keines gebe. Die Bahn nennt das eine Fehlinformation. Zu Vertrauen hat das Durcheinander aber anscheinend nicht geführt.
Auch die Stadt ist skeptisch. Verkehrsdezernent Frank Meyer (SPD) sagt, er glaube nicht, dass die Bahnfahrer „angemessen und vertretbar“ transportiert werden können. Vor allem die Anbindung an den Fernverkehr mache ihm Sorgen. Die Sperrung und der Schienenersatzverkehr könnten ein fatales Signal senden und die Menschen „von der Bahn wegbringen“ - „nichts wäre schlimmer“, sagt Meyer. Er will deswegen genau hinsehen, und für die nächste Sperrung nachsteuern. Die kommt schon in den Sommerferien. Dann für ganze sechs Wochen.