Wuppertal Jetzt haben die Radler das Wort

Auftakt: Für Donnerstag lädt die Stadt zur Diskussion zum Radverkehrskonzept ein. Weitere Veranstaltungen und Workshops folgen.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Mehr als 200 000 Fahrräder gibt es in Wuppertal, schätzt Lorenz Hoffmann-Gaubig vom ADFC. Der Anteil der Radler am gesamten Straßenverkehr mache aber nur zwei Prozent aus. Aber: „Die Tendenz ist steigend“, betont Hoffmann-Gaubig. Anfang der 2000er Jahre habe er gerade mal bei 0,7 Prozent gelegen. Und die Elberfelder Innenstadt käme jetzt immerhin schon auf gut neun Prozent, weiß er aus einer Studie der Einzelhändler.

Zur Fahrradstadt ist es aber noch ein weiter Weg. Ebnen soll diesen das neue Radverkehrskonzept, bei dem auch die Bürger und eben vor allem die Radfahrer mitreden sollen. Am Donnerstagabend findet dazu die Auftaktveranstaltung statt (siehe Kasten), ab Mai/Juni sind Workshops geplant. Über das Konzept will die Verwaltung eine Netzplanung für alle Radstrecken aufstellen.

„Das kommt zur rechten Zeit“, ist Christoph Grothe von der IG Fahrradstadt überzeugt. Andere Städte seien weiter, Wuppertal habe deshalb Nachholbedarf. Die Öffnung der Nordbahntrasse 2014 habe das Thema Radverkehr deutlich gepusht. Veranstaltungen wie die Critical Mass (siehe Kasten) zeigten das steigende Interesse. „Die Teilnehmerzahlen steigen“, sagt Grothe stolz. Im März waren zuletzt 197 Radler dabei. Für morgen hofft er ebenfalls auf viele Besucher, vor allem auch ganz „normaler“ Radnutzer. „Wichtig ist, dass dies keine Einmal-Veranstaltung ist, sondern ein offener Prozess.“ Jederzeit könne man sich einbringen.

Das bestätigt Hoffmann-Gaubig. „Ich hoffe, dass viele kommen und ihre Erwartungen formulieren.“ Das Konzept solle, wenn es dann fertig ist, eine große Vielfalt beim Thema Radverkehr abbilden, so der ADFC-Vertreter, der zuletzt im Verkehrsausschuss bemängelte, dass wenn dort vom Individualverkehr die Rede sei, „alle nur den Autoverkehr sehen“. Und bei der Stadt gebe es nicht einmal einen Etattopf mit dem Titel „Radverkehr“. „Das ist ein Unding.“

Dabei, betont er, sei Wuppertal immer attraktiver geworden für Radler. Auch die Topographie sei — dem Pedelec sei Dank — nicht mehr so ein großes Problem. Wobei, merkt Hoffmann-Gaubig an, sich der Großteil des Radverkehrs in einem Korridor auf der Talachse abspiele. „Und gerade dort brauchen wir deutlich attraktivere Angebote.“ Die Lobbyisten wie ADFC und IG Fahrradstadt setzen deshalb auf das neue Konzept.

Norina Peinelt, bei der Stadt zuständig für den nicht-motorisierten Verkehr, würde sich morgen über eine große Resonanz freuen. „Wir haben viel Werbung gemacht, zum Beispiel Flyer bei der Critical Mass verteilt.“ Der Termin soll vor allem dazu dienen, „dass die Bürger verstehen, wie das Projekt abläuft“. Richtig aktiv werden könnten sie dann ab Mai/Juni, wenn Workshops anstehen. „Die wird es dann zu bestimmten Themen geben.“ Möglich wäre zum Beispiel ein Workshop zum Thema Radabstellanlagen.

Sich beteiligen können die Besucher aber auch schon morgen, stellt Peinelt klar. So stellt die Stadt zum Beispiel einen Kummerkasten auf, in dem die Bürger ihre Ideen einwerfen können — die dann in das neue Konzept einfließen könnten.