Bahn: Wuppertal ist abgehängt

Seit dem Wochenende rollt der Ersatzverkehr — Reisende müssen neue Wege suchen.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Bahnhof Oberbarmen ist seit diesem Wochenende Endstation. Dort, wo die Züge in Richtung Düsseldorf oder Essen normalerweise nur einen Zwischenstopp einlegen, heißt es seit dem späten Freitagabend: „Alle aussteigen und sich Ersatzverbindungen suchen!“ Die zweiwöchige Sperrung der Bahnstrecke in Wuppertal hat den Bahnhof zu einem Verkehrsknotenpunkt gemacht.

Foto: Andreas Fischer

So herrscht denn auch vor allem am Samstag am Bahnhof, am Busbahnhof und an der Schwebebahnhaltestelle eifriges Gedränge. Servicekräfte der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) stehen mit gelben Westen am Aufgang zur Schwebebahnstation. Ein großes weißes Transparent weist auf die Schwebebahn hin, zudem gibt es vor dem Aufgang mehrere Absperrgitter, die die Passanten führen sollen.

„Wir haben Anfragen fast im Minutentakt“, sagt ein junger Mitarbeiter, der seinen Namen nicht nennen möchte. Und auch wenn sich die WSW-Kräfte alle Mühe geben, der Frust der Ankommenden bricht sich immer wieder Bahn. „Das Unverständnis ist bei einigen doch sehr groß“, ergänzt sein Kollege.

Immer wieder müssen sie Reisende auf die richtige Spur setzen. „Wie komme ich denn hier nach Hagen?“, fragt ein Mann die Servicekräfte. „Da können Sie ganz normal den Zug nach Hagen nehmen“, sagt der Mitarbeiter. Der Mann hechtet los Richtung Bahnhof, um seinen Zug zu kriegen.

Etwas schwerer haben es da jene Reisenden, die Richtung Westen wollen und in Oberbarmen den Zug verlassen. Sie müssen — sofern sie ihr Ziel nicht mit der Schwebebahn erreichen — den Schienenersatzverkehr (SEV) wählen. Und der fährt in Oberbarmen nicht am Busbahnhof, sondern etwas abseits Richtung Bauhaus, an der Waldeckstraße.

So müssen die Reisenden den Weg über die Bahngleise 5 und 6 des Bahnhofs gehen, dann durch einen Tunnel und einen Aufgang bis zu den Abfahrtspunkten des SEV. Wahlweise gehen aber auch viele über die Rittershauser Brücke.

An der Waldeckstraße gibt es Verbindungen mit Schnellbussen, die die Hauptbahnhöfe in Solingen, Düsseldorf und Hagen ansteuern, sowie langsameren Verbindungen, die auch Stationen dazwischen bedienen. Damit die Busse an der Waldeckstraße halten können, sind die dortigen Parkplätze mit einem Halteverbot belegt. Da das offenbar nicht alle Autofahrer beachtet haben, mussten vor dem Start des SEV einige falsch geparkte Fahrzeuge abgeschleppt werden.

Damit die Reisenden die Wege zum Schienenersatzverkehr finden, gibt es Schilder und Infotafeln, zudem wurden auf dem Boden rote Fußabdrücke mit Hinweis auf den SEV aufgeklebt. Das Problem ist jedoch, dass nur wenige Reisende einen Blick dafür haben. Erst auf Nachfrage bei den Servicekräften der Deutschen Bahn bemerkt so mancher die Spuren.

Sauer ist auch Dieter Berndt, der von Bochum nach Mönchengladbach fährt. „Die Schilder zum SEV sind einfach zu klein“, beschwert er sich. Ärgerlich sei auch, dass ihm ein Busfahrer auf seine Frage, wo die Ersatzbusse führen, keine Antwort geben konnte: „Die wissen selbst nicht Bescheid!“

Mit der Organisation unzufrieden ist auch Nenad Jovanovic. Er ist unterwegs nach Essen und wartet auf die Bus-Verbindung nach Velbert-Langenberg. „Ich hätte mir mehr Infos in den Zügen gewünscht“, sagt er.

Deutlich entspannter ist dagegen die Lage am Hauptbahnhof am Döppersberg. Dort fährt kein Zug nach irgendwo, es herrscht die entspannte Atmosphäre eines Zengartens. Gleichwohl kommen auch hier Reisende an, die offenbar nichts von der Sperrung der Bahnstrecke wissen.

So zum Beispiel eine aus Asien stammende Frau, die mit Rollkoffer tatendurstig Bahngleis 1 erreicht. Den Hinweis, dass heute kein Zug fährt, versteht sie weder auf Deutsch noch Englisch. Schnell konsultiert sie ihr Smartphone, um Rat zu bekommen.

Die Fußspuren zum SEV führen vom Hauptbahnhof Richtung Stadthalle. Von dort fahren Ersatzbusse in Richtung Vohwinkel, Düsseldorf, Solingen und Gruiten. Unter den Wartenden finden sich auch Peter und Susanne. Das junge Paar aus Dortmund besucht zu Ostern Bekannte in Solingen. „Wir mussten uns am Bahnhof schon etwas durchfragen“, sagen sie. Durch die Sperrung der Bahnstrecke seien sie aber immerhin zu einer Fahrt mit der Schwebebahn gekommen. Das sei ja schließlich auch etwas.